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Studia SlavicaSavariensia 1999

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<strong>Studia</strong> Slavica Savariensia <strong>1999</strong>.<br />

angewandt und verwirklicht haben, obwohl man nicht weiβ, ob sie die acumen-<br />

Lehre über rhetorische und poetische Schriften des Seicento kennengelernt haben<br />

oder ob sie sie durch das Schaffen G.B. Marinos und der Marinisten, die sehr früh,<br />

schon in den zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts, in Dubrovnik bekannt waren<br />

und gelesen wurden (wie Daten aus den Archiven bezeugen) 14 absorbiert haben.<br />

Wenn man das Phänomen und die Merkmale der kroatischen concetto-Poesie<br />

analysiert, muβ man sich vor Augen führen, daβ sich die Merkmale des Barockstils<br />

und die neuen Moden des Seicento in den verschiedenen Gebieten des kroatischen<br />

literarischen Ausdrucks ungleichmäβig manifestierten und einzig die dalmatinische<br />

Literatur Dubrovniks die Dynamik und den Rhythmus des Wechsels der literarischen<br />

Stile und der literarischen Moden aus dem benachbarten Italien verwirklicht<br />

hat, während die anderen Regionen, die die Renaissance übersprungen hatten, im<br />

Übergang vom Mittelalter in das Seicento die Barockmerkmale erst als nebensächliche<br />

und sekundäre Charakteristiken literarischer Strukturen verwirklichten.<br />

Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, daβ die acumen-Lehre und die<br />

Forderung nach der Concettohaftigkeit des künstlerischen Schaffens ihrem Wesen<br />

nach am meisten der lyrischen Produktion entsprach, bzw. dem kurzen Werk in<br />

Versen, weil das concetto als komplexes literarisches Verfahren durch seinen<br />

Umfang und seine Reichweite in erster Linie auf die Struktur des kürzeren<br />

lyrischen Textes ausgerichtet ist. So finden wir das concetto als komplexes<br />

literarisches Verfahren, als intellektuelles ausgearbeitetes Schema eines Gedichts in<br />

seiner Gesamtheit und als auf den gesamten rhetorischen Apparat des Textes<br />

wirkendes acumen nur in der Lyrik Dživo Bunić's und in einigen gröβeren Teilen<br />

Suza sina razmetnoga und dem religiösen Poem Od veličanstva božjijeh von Ivan<br />

Gundulić. In Bunić's Canzoniere Plandovanja ist eine groβe Anzahl von Gedichten<br />

nach dem Prinzip der Reihung inkongruenter Metaphern aufgebaut, die von ihrer<br />

gegenständlich-thematischen Unterlage entfernt sind; das ist das Grundprinzip der<br />

Textstrukturierung, das Prinzip der concordia discors, die Annäherung des<br />

Entfernten, des logisch Unverknüpfbaren. So ist das Gedicht Nr. 5 aufgebaut, in<br />

dem es um die Brüste der Liebsten geht und in dem die Brüste als Schnee, Fluβ,<br />

Berge, verschneiter Weg ins Paradies und als Lustgärten metaphorisiert werden.<br />

Ebenso aufgebaut ist das Gedicht Nr. 59, in dem das Haar der Liebsten mittels einer<br />

Reihe inkongruenter Metaphern besungen und in eine Kette von Goldfäden, in ein<br />

goldenes Netz, in den feinen Tau gediegenen Goldes, in Sonnenstrahlen usw.<br />

verwandelt wird.<br />

14 Vgl. dazu: M. Pantić, Manji prilozi za istoriju naše starije književnosti i kulture (I). Prvi<br />

dubrovački čitaoci kavaljera Marina. Prilozi za književnost, jezik, istoriju i folklor, XXIII,<br />

Bd. 3-3 (1957), S. 260-262. und P. Kolendić, Jedan Marinov sonet u prevodu Stijepa<br />

ðorñića, Prilozi za knijževnost, jezik, istoriju i folklor, VI (1926), S. 282-283.<br />

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