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Studia SlavicaSavariensia 1999

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<strong>Studia</strong> Slavica Savariensia <strong>1999</strong>.<br />

vor davon überzeugt sei, daß eine Annektion der beiden betreffenden Provinzen<br />

auch dann Unheil bedeuten würde, wenn es sich – um ein noch größeres Ungeil<br />

zu verhindern – zwangsläufig ergeben würde.<br />

Unverändert hielte er es nicht für erwünscht und würde sich auch nicht<br />

darum bemühen, dies teilte Tisza Andrássy in einem Brief mit, in dem er<br />

schrieb, daß er auch weiterhin nicht bereit sei, seine Ansichten in bezug auf die<br />

Okkupation zu verschweigen, die seiner Meinung nach als Aktion, die zu Lasten<br />

des gerade geforderten 60-Millionen-Kredites ginge, unbedingt notwendig sei<br />

und dies nur dann tragbar sei, wenn sie Teil allgemeiner Aktionen gegen die<br />

russischen Überschreitungen und Expansionsbestrebungen wären.<br />

Wenn eine Okkupation unumgänglich sein würde, so meinte Tisza, könnte sie<br />

auch nur unter der Bedingung zustande kommen, daß das Inkrafttreten des Friedensvertrages<br />

von San Stefano verhindert würde, und daß damit die Tatsachen –<br />

die gesamte Balkanhalbinsel betreffend – beweisen, daß das Ziel der Monarchie<br />

nicht darin besteht, sich heimlich Gebiete zu verschaffen, den türkischen Staat<br />

zu zerstückeln, eine Einigung über die Köpfe der dort ansässigen Bevölkerung<br />

hinweg zu erzielen, sondern in der – mit anderen Mitteln nicht mehr möglichen<br />

– Verhinderung der Schaffung neuer, die Interessen der Österreichisch-<br />

Ungarischen Monarchie verletzender Staatengebilde. Aus diesem Grunde sei es<br />

gar nicht vorteilhaft – nach Tiszas Ansicht, wenn versucht würde, die Zustimmung<br />

der Türkei zu einer Okkupation geheimzuhalten.<br />

Gereizt reagierte Andrässy postwendend am 26. Mai 1878 auf den Brief.<br />

Er schrieb, daß Tisza sehr gut seine Ansichten kenne, die er auch weiterhin vertreten<br />

würde. Deshalb hätte es ihn sehr überrascht, daß Tisza eine mögliche, mit<br />

Einverständnis der Porta erfolgende Besetzung Bosniens und der Herzegowina<br />

interpretiere als heimliche Gebietsbeschaffung, Aufteilung der Türkei und Einigung<br />

über die dort lebenden Menschen hinweg. Diese Auffassung widerspräche<br />

den Tatsachen. Die geplante Besetzung der Provinzen sei eng verknüpft mit<br />

anderen geplanten, die russische Gebietseroberungen zurückdrängenden Maßnahmen.<br />

Im Antwortbrief Andrássys heißt es:<br />

„Éppen azért, mert én köteles vagyok az általunk tervezett valamennyi<br />

lépés együttes hatását szem elıtt tartani, nem oszthatom azt a nézetet, hogy<br />

Bosznia és Hercegovina megszállása egyoldalú akció volna, és nem a krízis<br />

megoldását célozná”. 3<br />

3 „Gerade deshalb, weil ich dazu verpflichtet bin, die Auswirkungen all unserer Schritte<br />

vor Augen zu haben, kann ich die Ansicht, daß die Besetzung Bosniens und der Herzegowina<br />

eine einseitige Aktion wäre und nicht auf die Beseitigung der Krise abzielte,<br />

nicht teilen.“<br />

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