Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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2.8 Fahrfähigkeit: Ablenkung durch<br />
mediale Geräte<br />
2.8.1 Ausgangslage und Verbreitung<br />
Mediale Geräte (z. B. MP3-Player) haben sich in<br />
den letzten 20 Jahren in unserer Gesellschaft weitläufig<br />
etabliert. Auch während des Radfahrens wird<br />
Musik gehört oder telefoniert.<br />
De Waard et al. erfassten die Prävalenz der medialen<br />
Geräte im Rahmen einer Beobachtungsstudie,<br />
die in der Stadt Groningen (NL) durchgeführt wurde<br />
[39]. Rund 6 % haben während des Radfahrens<br />
ein mediales Gerät benutzt: 5 % hörten Musik,<br />
rund 1 % fuhren mit dem Handy am Ohr und<br />
0,3 % tippten gerade etwas ein (SMS oder Telefonnummer).<br />
In derselben Studie wurde die Ablenkung<br />
durch das Handy genauer untersucht. Das<br />
Telefonieren auf dem Fahrrad ging mit reduzierter<br />
Geschwindigkeit, geringerer Leistung im peripheren<br />
Sehen, erhöhtem Risiko und erhöhter mentaler<br />
Anstrengung einher. Am schlechtesten waren die<br />
Fahrleistungen beim SMS-Schreiben.<br />
Aus einer im Internet realisierten Studie, in der<br />
2500 Radfahrende teilgenommen haben, geht<br />
hervor, dass 17 % (fast) immer ein mediales Gerät<br />
benutzen, während sie mit dem Fahrrad unterwegs<br />
sind [40]. Die meisten (15 %) hören laut eigenen<br />
Angaben Musik und 3 % telefonieren (fast) immer.<br />
Der entsprechende Anteil <strong>für</strong> «SMS schreiben oder<br />
lesen» beläuft sich ebenfalls auf 3 %, und derjenige<br />
<strong>für</strong> «Informationen suchen» auf 2 %.<br />
2.8.2 Gefahrenpotenzial und Unfallrelevanz<br />
Autoren einer niederländischen Studie schätzten,<br />
dass <strong>für</strong> Personen, die bei jeder Fahrt mediale Gerä-<br />
te verwenden, das Risiko eines Unfalls um mindestens<br />
den Faktor 1,4 höher ausfällt als <strong>für</strong> Personen,<br />
die keinen Gebrauch von medialen Geräten machen<br />
[40]. Bei 4,3 % der Fahrradunfälle (mit Verletzung)<br />
benutzte der Radfahrer unmittelbar vor dem Unfall<br />
ein mobiles Telefon und bei 4,8 % der Fahrradunfälle<br />
hörte er Musik. Da Musikhören während des<br />
Radfahrens verbreiteter ist, kommen die Autoren zum<br />
Schluss, dass Telefonieren während des Fahrens einen<br />
grösseren Risikofaktor darstellt als Musik hören.<br />
Jugendliche und junge Erwachsene scheinen besonders<br />
gefährdet zu sein, da sie im Gegensatz zu<br />
älteren Personen (>50 Jahre) auch in komplizierten<br />
Situationen im Strassenverkehr nicht auf Musik<br />
oder Handy verzichten.<br />
Wie hoch ist die Relevanz des Risikofaktors «Ablenkung<br />
durch mediale Geräte» in der Schweiz?<br />
Die von der Polizei in den Jahren 2005–2009 erfassten<br />
Mängel und Einflüsse im Bereich Ablenkung<br />
durch Elektronik wie Radio oder Bedienung<br />
des Telefons belaufen sich insgesamt auf 11. Vermutlich<br />
wird dieses Phänomen jedoch unterschätzt.<br />
2.8.3 Risikobeurteilung<br />
Die Risikobeurteilung der Fahrfähigkeit bezüglich<br />
Ablenkung durch mediale Geräte wird in Tabelle 32<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 32<br />
Risikobeurteilung: Fahrfähigkeit. Ablenkung durch mediale<br />
Geräte<br />
Risikofaktor Verbreitung GefahrenUnfallpotenzialrelevanz Ablenkung durch<br />
mediale Geräte<br />
* ** *(*)<br />
* sehr gering / ***** sehr gross<br />
100 Risikofaktoren bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08