Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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2.10.2 Gefahrenpotenzial und Unfallrelevanz<br />
Die Untersuchung von Hebenstreit und Jöri ergab,<br />
dass bei einem ruhig-gelassenen und aktivdynamischen<br />
Fahrstil lediglich gut 3 % der konflikthaften<br />
Begegnungen durch die Radfahrenden verschuldet<br />
wurden [19]. Bei einem sportlichambitionierten<br />
Fahrstil stieg dieser Anteil auf 13 %.<br />
Am meisten selbstverschuldete Konflikte finden sich<br />
jedoch bei Personen mit einem ängstlich-gehemmten<br />
(39 %), einem unsicher-ungeschickten (44 %) und<br />
einem aggressiv-rücksichtslosen Fahrstil (45 %).<br />
Es ist noch anzumerken, dass aus den uns zur Verfügung<br />
stehenden Daten nicht hervorgeht, nach<br />
welchen Kriterien die Beobachtenden den Fahrstil<br />
der Radfahrenden einschätzten. Es ist zumindest<br />
nicht ausgeschlossen, dass diese durch die aktuelle<br />
Verkehrssituation beeinflusst wurden und ihnen<br />
deshalb z. B. bei konflikthaften Begegnungen eher<br />
ein konfliktträchtiger Fahrstil unterstellt wurde als<br />
Personen, die in keine Konflikte verwickelt waren.<br />
Bil et al. ermittelten in ihrer Studie ein signifikant<br />
erhöhtes Risiko <strong>für</strong> Radfahrende mit einem mangelhaften<br />
Fahrstil, bei einem Unfall mit einem Personenwagen<br />
schwer verletzt oder getötet zu werden<br />
(OR=2,55; KI=1,79–3,63) [60].<br />
2.10.3 Risikobeurteilung<br />
Die Risikobeurteilung des Fahrverhaltens bezüglich<br />
des Fahrstils wird in Tabelle 34 dargestellt.<br />
Tabelle 34<br />
Risikobeurteilung: Fahrverhalten. Fahrstil<br />
Risikofaktor Verbreitung GefahrenUnfallpotenzialrelevanzSicherheitsabträglicher Fahrstil<br />
** *** **<br />
* sehr gering / ***** sehr gross<br />
2.11 Fahrverhalten: Fahrgeschwindigkeit<br />
2.11.1 Ausgangslage und Verbreitung<br />
In einer Studie (Beobachtung) im Auftrag der<br />
Stadtpolizei Zürich wurden bei 69 % aller Radfahrenden<br />
(n=1028) ein angemessenes Fahrtempo<br />
beobachtet. 24 % fuhren eher langsam. Nur eine<br />
Minderheit bewegte sich in einem Geschwindigkeitsbereich,<br />
der von den Beobachtenden als eher<br />
zu schnell (3 %) oder sogar rasant (4 %) eingestuft<br />
wurde [19]. Aufgrund der uns zur Verfügung stehenden<br />
Daten ist nicht bekannt, ob die Einschätzung<br />
der Beobachter situationsabhängig gemacht wurde<br />
(z. B. kann eine angemessene Geschwindigkeit zu<br />
schnell sein, wenn spielende Kinder in der Nähe sind).<br />
Die Gruppe der Langsamfahrer oder jene mit angemessenem<br />
Tempo werden von den Erwachsenen<br />
dominiert. Hingegen stellen in den Gruppen der<br />
eher zu schnell und rasant Fahrenden die Jugendlichen<br />
mit je mehr als 50 % den Hauptanteil. Die<br />
Senioren sind am stärksten vertreten in der Gruppe<br />
der eher langsam Fahrenden, die Kinder in jener<br />
der eher schnell Fahrenden.<br />
Da Jugendliche, die im Vergleich zu anderen Altersgruppen<br />
oft Rad fahren, eher zu den Schnellfahrern<br />
gehören, ist bezogen auf das Gesamtkollektiv<br />
der Radfahrenden von einer nicht unbedeutenden<br />
Verbreitung des Schnellfahrens auszugehen.<br />
Alrutz et al. haben bezüglich der Einstellungen und<br />
dem Verhalten von Radfahrenden anhand einer Faktorenanalyse<br />
gezeigt, dass Radfahrende in ihrem<br />
Verhalten zwei Bewertungsdimensionen berücksichtigen<br />
[61]:<br />
� Schnelligkeitsdimension<br />
� Sicherheitsdimension<br />
106 Risikofaktoren bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08