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Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

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3.4 Betriebssicherheit: Technischer Qualitätszustand<br />

3.4.1 Ausgangslage und Verbreitung<br />

Ein technisch einwandfreies Fahrrad ist eine notwendige,<br />

wenngleich nicht hinreichende Bedingung<br />

<strong>für</strong> sicheres Radfahren. Gemäss [74] weisen<br />

rund 20 bis 50 % der im Alltag gefahrenen Fahrräder<br />

mindestens einen sicherheitsrelevanten Mangel<br />

auf. Die Quoten mangelhafter Fahrräder hängen<br />

stark von den Umständen ab: Nachts zeigt sich ein<br />

schlechteres Bild als bei Arbeitspendlern oder Langstreckenfahrern.<br />

In Innenstädten mit ortsfester<br />

Beleuchtung finden sich mehr Radfahrende ohne<br />

Licht als an unbeleuchteten Orten. Cityräder sind<br />

besser ausgerüstet als Mountainbikes und junge<br />

Menschen sind eher mit mangelhaften Fahrrädern<br />

unterwegs als ältere. Die häufigsten Mängel entfallen<br />

auf die Bereiche Bremsen, Räder und Beleuchtung.<br />

Auch eine Untersuchung aus Österreich [74]<br />

kommt zum Schluss, dass die häufigsten Mängel in<br />

den genannten drei Bereichen liegen.<br />

3.4.2 Gefahrenpotenzial und Unfallrelevanz<br />

Trotz des häufigen Vorkommens von technischen<br />

Fahrradmängeln sind Unfälle, bei denen diese als<br />

(Mit-)Ursache genannt werden, selten. In der Strassenverkehrsunfallstatistik<br />

werden nur bei 3–4 %<br />

aller schweren Fahrradunfälle «Mängel am Fahrzeug»<br />

als Mitursache angegeben (Tabelle 23 und<br />

Tabelle 24 in Kap. V.6.3, S. 83)<br />

Für den rapportierenden Polizeibeamten lässt sich<br />

am Unfallort häufig nicht – oder im Fall eines demolierten<br />

Fahrrads nicht mehr – feststellen, welche<br />

technischen Mängel vorlagen, geschweige denn<br />

ihre Bedeutung <strong>für</strong> den Unfall einschätzen. Ande-<br />

rerseits kann nicht ausgeschlossen werden, dass<br />

von verunfallten Radfahrenden technische Mängel<br />

als Unfallgrund angegeben werden, um vom eigenen<br />

Fehlverhalten abzulenken. In Anbetracht dieser<br />

Erfassungsprobleme ist es sinnvoll, die Frage der<br />

Unfallrelevanz technischer Mängel anhand weiterer<br />

Studien zu klären.<br />

In den Niederlanden hat die SWOV in den Jahren<br />

1995 und 1996 eine schriftliche Befragung von<br />

ambulant oder stationär im Spital behandelten<br />

Radfahrenden durchgeführt. Bei den unter 12-<br />

Jährigen gaben 4 % einen technischen Mangel<br />

ihres Fahrrads als Unfallursache an. Bei den über<br />

12-Jährigen waren es 7 % [75]. Bei einer in<br />

Deutschland durchgeführten Untersuchung, die<br />

ebenfalls auf einer Befragung der Radfahrenden<br />

selbst basiert, haben fast 12 % die Schuld an ihrem<br />

Unfall einem defekten Fahrrad-Bauteil zugesprochen<br />

[73]. Es ist unklar, inwieweit die Antworten der<br />

befragten Personen der objektiven Wahrheit entsprechen<br />

oder blosse Rechtfertigungen darstellen.<br />

Im Grossraum Hannover wurden im Rahmen einer<br />

speziellen Dokumentation von Fahrradunfällen der<br />

Anteil sowie der Einfluss technischer Mängel detailliert<br />

untersucht. Die Unfallerhebung erfolgte nach<br />

einem statistischen Stichprobenplan, der jährlich<br />

etwa 1000 Unfälle mit Personenschäden vor Ort<br />

dokumentierte. Der Anteil an Fahrradunfällen betrug<br />

31,4 % (n=305). Es ergab sich, dass bei 90<br />

von diesen 305 Unfällen ein Mangel am Fahrrad<br />

vorlag (29,5 %) und in 17 Fällen (5,6 %) der technische<br />

Mangel am Fahrrad als Mitursache des Unfalls<br />

gewertet werden konnte. Doch selbst bei diesen<br />

17 Fällen wurde der Unfall zu einem beachtlichen<br />

Teil auf mangelhaftes Verhalten der Radfahrenden<br />

zurückgeführt: In 5 Fällen wurde der Radweg<br />

auf der falschen Seite befahren. Ausserdem<br />

118 Risikofaktoren bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08

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