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Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

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einer informationsreichen Fahrumgebung bei<br />

gleichzeitig zu hoher Geschwindigkeit regelmässig<br />

zu Überforderungen. Da die Leistungsanforderungen<br />

grösser sind als die Leistungsmöglichkeiten,<br />

kann von einer systembedingten Leistungsanomalie<br />

gesprochen werden. Dieser Überbeanspruchung<br />

fallen vor allem unauffällige Objekte zum Opfer,<br />

denn übersehen werden Objekte mit wenig Kontrast,<br />

niedriger Helligkeit und geringer Ausdehnung.<br />

Alles Eigenschaften, die mehr oder weniger<br />

auf Radfahrende zutreffen.<br />

Eine systembedingte Leistungsanomalie schlägt<br />

sich, sofern sie von Bedeutung ist, natürlich im<br />

Unfallgeschehen nieder. Im Rahmen der polizeilichen<br />

Unfallprotokollierung wird die beschriebene<br />

Überbeanspruchung (infolge der Orientierung an<br />

die Verkehrsregeln) insbesondere als Vortrittsmissachtung<br />

klassifiziert. Ca. 60 % aller polizeilich<br />

bemängelten MFZ-Lenkenden wurde «Missachtung<br />

des Vortrittes» attribuiert. Vortrittsmissachtungen<br />

sind in aller Regel nicht auf ein absichtliches<br />

Verweigern der Fahrrad-Vorfahrt zurückzuführen,<br />

sondern widerspiegeln die beschriebene<br />

Überbeanspruchung. Dies bestätigen auch Felduntersuchungen:<br />

Ein Grossteil der PW-Lenkenden<br />

übersieht Radfahrende/ an einer Kreuzung. (Eine<br />

ausführliche Betrachtung der visuellen Orientierung<br />

findet sich in [123]).<br />

4.14 Fazit<br />

MFZ-Lenkende gefährden Radfahrende insbesondere<br />

durch Vortrittsmissachtungen und unvorsichtige<br />

Richtungs- und Fahrspurwechsel (inkl.<br />

Kurvenschneiden). Zu Kollisionen kommt es hauptsächlich<br />

aufgrund von ungenügendem fahrradspezifischem<br />

Gefahrenbewusstsein, d. h. MFZ-<br />

Lenkende schätzen Gefahren und Risiken bei sich<br />

selbst sowie die Situation falsch ein und verhalten<br />

sich dementsprechend wenig sicherheitsorientiert,<br />

sowie durch Ablenkung und Unaufmerksamkeit.<br />

Generell ist die Fahrgeschwindigkeit der MFZ-<br />

Lenkenden (hinsichtlich Kollisionswahrscheinlichkeit<br />

und Verletzungsschwere) ein entscheidender<br />

Gefährdungsfaktor <strong>für</strong> die Radfahrenden. Während<br />

Alkohol und Müdigkeit bei motorisierten Fahrzeuglenkenden<br />

zwar generell ein grosses Sicherheitsproblem<br />

darstellen, haben diese beiden Faktoren<br />

<strong>für</strong> die Sicherheit der Radfahrenden eine untergeordnete<br />

Relevanz. Unfälle, bei denen der motorisierte<br />

Lenker alkoholisiert oder übermüdet ist,<br />

passieren zu Zeitpunkten (nachts) oder an Orten<br />

(auf monotonen Langstrecken auf Ausserortsstrassen<br />

oder Autobahnen), wo Radfahrende kaum<br />

unterwegs sind.<br />

Hingegen gefährden nicht selten zu dichte Über-<br />

holmanöver der MFZ-Lenkenden und das unvorsichtige<br />

Öffnen der Wagentür die Radfahrenden.<br />

Unter den MFZ-Lenkenden stellen – gemessen an<br />

ihrer Fahrleistung – die jungen motorisierten<br />

Lenker zwischen 18 und 24 Jahren und jene ab<br />

60 Jahren ein besonderes Sicherheitsrisiko dar. Bei<br />

Neulenkenden liegen die Gründe einerseits in jugendtypischen<br />

Eigenschaften und andererseits in<br />

den noch geringen Fahrerfahrungen. Bei den älteren<br />

Lenkenden stehen verschiedenste alterungsbedingte<br />

Leistungseinbussen im Vordergrund (kognitive<br />

sowie körperlich-motorische Einschränkungen).<br />

Eine Demenzerkrankung erhöht z. B. das Unfallrisiko<br />

massiv, ist aber erst in sehr hohem Alter verbreitet.<br />

Aufgrund der grossen Altersspannweite, d. h.<br />

ihrer Summe geht die grösste Gefahr <strong>für</strong> Radfahrende<br />

aber von erwachsenen MFZ-Lenkenden<br />

allgemein aus.<br />

bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08 Risikofaktoren 145

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