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Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

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Kindern fehlt es entwicklungsbedingt an manchen<br />

<strong>für</strong> die Verkehrsteilnahme notwendigen Fähigkeiten<br />

(kognitive, emotionale, motivationale,<br />

motorische). Auch wenn ein Kind «Rad fahren<br />

kann», darf das nicht über seine grundlegenden<br />

Defizite hinwegtäuschen. Diese zeigen sich leider<br />

oft erst in Situationen mit Konfliktpotenzial. Kinder<br />

sind bis zum Alter von etwa 7 Jahren im Verkehr<br />

gänzlich überfordert. Zwischen dem 7. und dem<br />

9. Lebensjahr eignen sich Kinder viele notwendige<br />

Fertigkeiten an. Auch in der Altersgruppe der 10bis<br />

14-Jährigen ist noch mit punktuellen Defiziten<br />

zu rechnen. Entwicklungsdefizite beeinträchtigen<br />

ausserdem die Möglichkeit, Fehler anderer Verkehrsteilnehmenden<br />

zu korrigieren. Ein zusätzlicher<br />

Risikofaktor kann die geringe Körpergrösse sein.<br />

Hinzu kommen Wissenslücken bei Signalkenntnissen<br />

und Verkehrsabläufen. Regelwidriges<br />

Verhalten zeigt sich in dieser Altersgruppe vorwiegend<br />

in Form von Vortrittsmissachtungen. Diese<br />

stehen vermutlich mit den kindlichen Defiziten in<br />

der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung<br />

und/oder Wissensdefiziten im Zusammenhang. Von<br />

den in den Jahren 2005–2009 schwer verletzten<br />

oder getöteten Kindern zwischen 5 und 9 Jahren,<br />

die mit einem motorisierten Fahrzeug kollidierten,<br />

haben gemäss der Strassenverkehrsunfallstatistik<br />

fast die Hälfte (46 %) eine Vortrittsmissachtung<br />

begangen. Bei Kindern zwischen 10 und 14 Jahren<br />

lag der Anteil bei gut einem Drittel (35 %). Alleinunfälle<br />

sind vor allem bei unter 10-jährigen Kindern<br />

selten.<br />

Viele der schwer verletzten oder getöteten Radfahrenden<br />

sind Jugendliche (zwischen 15 und 17 Jahren).<br />

Ihr Anteil (4,6 %) liegt deutlich über jenem,<br />

der aufgrund ihres Bevölkerungsanteils zu erwarten<br />

wäre (3,7 %). Die hohe Unfallzahl hängt mit der<br />

hohen Kilometerleistung der Kinder im Alter<br />

zwischen 15 und 17 Jahren zusammen (Tabelle 25).<br />

Analysiert man nämlich die Unfallzahlen unter Berücksichtigung<br />

der Fahrleistung, zeigt sich, dass<br />

Jugendliche pro gefahrenen Kilometer am seltensten<br />

verunfallen (Abbildung 10). Alleinunfälle dieser<br />

Altersgruppe werden oft durch zu schnelles Fahren<br />

verursacht (möglicherweise zusammen mit anderen<br />

Risiken). Auch übermässiger Alkohol- oder Drogenkonsum<br />

führen nicht selten (möglicherweise in<br />

Kombination mit anderen Risiken) zu Alleinunfällen.<br />

Drei Viertel der Fahrradunfälle von Jugendlichen<br />

sind jedoch Kollisionen mit motorisierten<br />

Fahrzeugen. Jugendliche bemühen sich aber zu<br />

wenig, ihre Erkennbarkeit zu verbessern.<br />

Senioren zeigen häufig altersbedingte Defizite in<br />

der Wahrnehmung, der Informationsverarbeitung<br />

und der Motorik. Senioren zeigen nicht selten<br />

einen unsicheren, ungeschickten Fahrstil. Sie<br />

erleiden insgesamt zwar häufig schwere oder gar<br />

tödliche Verletzungen, weisen aber kein deutlich<br />

höheres Unfallrisiko auf als andere Altersgruppen.<br />

In Schweden, Deutschland und den Niederlanden<br />

waren fast die Hälfte der getöteten Radfahrenden<br />

Senioren (65+ Jahre) [68]. In der Schweiz sind die<br />

Verhältnisse ähnlich. 69 von 183 Getöteten waren<br />

in den Jahren 2005–2009 Senioren. Viele (20 %)<br />

stürzen beim Besteigen oder Verlassen des Fahrrads.<br />

Die polizeiliche Registrierung von Unfällen in der<br />

Schweiz enthält keine Angaben zur sozioökonomischen<br />

Schichtzugehörigkeit der Verunfallten.<br />

Aussagen zu deren Einfluss auf die Unfallwahrscheinlichkeit<br />

können daher <strong>für</strong> unser Land<br />

nicht gemacht werden. In Australien wurde das<br />

grösste Risiko, als Folge eines Fahrradunfalls hospitalisiert<br />

zu werden, bei Kindern aus der untersten Einkommensschicht<br />

festgestellt [69]. In den Niederlan-<br />

112 Risikofaktoren bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08

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