Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

6. Infrastruktur
6.1 Einleitung
6.1.1 Defizitäre Infrastruktur
Defizitäre Strasseninfrastruktur als Risikofaktor lässt
sich auf verschiedenen Ebenen ausmachen. Sie
kann die Folge einer ungenügenden Netzplanung
sein. Doch selbst bei einer adäquaten Netzplanung
können die einzelnen Infrastrukturelemente sicherheitstechnische
Defizite aufweisen.
Defizitäre Infrastruktur lässt sich grundsätzlich
drei verschiedenen Kategorien zuteilen:
� Fehlende Infrastrukturelemente (z. B. fehlender
Radstreifen trotz grosser Nachfrage und genügenden
Platzverhältnissen)
� Falsche Infrastrukturelemente (z. B. markierter
Radstreifen trotz ungenügender Platzverhältnisse)
� Fehlerhafte Infrastrukturelemente (z. B. zu
schmaler Radstreifen)
Die Gründe für die Realisierung defizitärer Infrastruktur
sind vielfältiger Natur. Im Folgenden befindet
sich eine – nicht abschliessende – Auflistung
möglicher Ursachen:
� Politische Forderungen
� Mangelnde finanzielle Ressourcen
� Unkenntnis der Normen
� Ungenügende Platzverhältnisse
Defizitäre Infrastruktur kann sich sicherheitstechnisch
insbesondere in zweierlei Hinsicht auswirken:
falsche Sicherheit und fehlerhaftes/gefährliches
Verhalten.
6.1.2 Falsche Sicherheit
Lenkende des motorisierten Individualverkehrs
resp. des leichten Zweiradverkehr beurteilen die
Sicherheit einer Verkehrssituation primär aufgrund
des Vorhandenseins einer sicherheitstechnischen
Massnahme. Sie gehen davon aus, dass Massnahmen
am korrekten Ort ausgeführt und/oder die
korrekten Abmessungen eingehalten wurden. Eine
sicher erscheinende Situation führt zu weniger vorsichtigem
Verhalten. Lenkende von leichtem Zweiradverkehr
können sich somit aufgrund von fehlerhaft
ausgeführten Massnahmen in einer falschen
Sicherheit wähnen.
Beispiel 1: Baulich getrennter Radweg innerorts
Die baulich getrennte Führung des leichten Zweiradverkehrs
vermittelt den Lenkenden ein hohes
Sicherheitsniveau. In Wirklichkeit sind sie dauernd
Konflikten ausgesetzt. So ist die Knotendichte und
die Anzahl privater Ausfahrten und Ausgänge innerorts
und damit auch das Gefahrenpotenzial hoch.
Das ist beispielsweise bei Rechtsabbiegemanövern
des motorisierten Individualverkehrs der Fall, da der
leichte Zweiradverkehr auf dem baulich separaten
Radweg weniger im Blickfeld ist. Ausserdem führen
private Ausfahrten und Ausgänge direkt auf solche
Radwege und weisen oft mangelhafte Sichtverhältnisse
auf. Baulich separate Radwege innerorts
vermitteln somit in der Regel nur eine falsche Sicherheit.
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08 Risikofaktoren 151