Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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(Schulungsprogramme, Kampagnen), durch legislative<br />
Strategien (Obligatorien) oder durch ökonomische<br />
Strategien (Subventionierung oder Gratisabgabe<br />
von Helmen) erreicht werden. Im Folgenden<br />
wird der aktuelle Wissensstand zur Wirksamkeit<br />
dieser Strategien diskutiert.<br />
Ein Überblick über weltweit verfügte Helmobligatorien<br />
(Stand Sommer 2011) findet sich im Kapitel<br />
IX.3, S. 279. Während z. B. die Niederlande, Dänemark,<br />
Deutschland oder Frankreich kein Obligatorium<br />
kennen, gilt dieses seit 2000 in Slowenien<br />
(Kinder unter 15 Jahren), seit 2003 in Finnland<br />
(allerdings ohne Enforcement), seit 2008 in Kroatien<br />
(Kinder bis 16 Jahre), seit Juni 2011 in Österreich<br />
(Kinder bis zum 12. Lebensjahr).<br />
4.6.2 Zielsetzung und Umsetzung<br />
Studien zur Wirksamkeit edukativer Massnah-<br />
men bezüglich der Erhöhung der Tragquoten be-<br />
schränken sich im Wesentlichen auf die Zielgruppe<br />
der Kinder und Jugendlichen. Der untersuchte<br />
Outcome ist in der Regel die Helmtragquote, obwohl<br />
letztendlich die Kopfverletzungen der eigentlich<br />
interessierende Indikator sind.<br />
Eine Meta-Analyse aus 11 Studien (abgedecktes<br />
Alter: 0–18 Jahre, Studien aus den USA, Kanada,<br />
Neuseeland und Australien) [186] zeigt, dass edukative<br />
Massnahmen die Helmtragquote bei Kindern<br />
und Jugendlichen zu steigern vermögen. Um eine<br />
homogene Studienpopulation zu erhalten, wurden<br />
Studien, die eine edukative Intervention mit Sanktionen<br />
kombinierten, aus der Meta-Analyse ausgeschlossen.<br />
Kinder und Jugendliche, die im Rahmen<br />
dieser Studien mit Programmen diverser Art (über<br />
Medien, in Schulen usw.) in Kontakt kamen (zum<br />
Teil mit Gratisabgabe, Ersatz oder Vergünstigung<br />
von Helmen) trugen rund doppelt so oft einen<br />
Helm (OR 2,13; 95 % CI 1,35–3,35). Der Ausgangswert<br />
der Tragquote hatte nur einen geringfügigen<br />
Effekt auf dieses Ergebnis (OR 2,05; 95 %<br />
CI 1,30–3,23). Interventionen in Schulen zeigten<br />
eher bei jüngeren Kindern Erfolg. Die Gratisabgabe<br />
von Helmen auf Community-Ebene erhöhte die<br />
Tragquote in grösserem Ausmass als die Vergünstigung<br />
von Helmen oder ein Helmersatz im Schulsetting61<br />
. Die Autoren geben zu bedenken, dass die<br />
berücksichtigten Studien in den 90er-Jahren bis<br />
maximal 2004 publiziert wurden. Aufgrund der<br />
veränderten Rahmenbedingungen (z. B. bezüglich<br />
der Helmkosten oder der Tragquoten) sei heute<br />
eher von einem geringerem Effekt als dem ausgewiesenen<br />
auszugehen.<br />
Relativ wenig Literatur existiert zur isolierten Frage<br />
über die Wirksamkeit primär massenmedial<br />
orientierter Kommunikationskampagnen. Unter<br />
dem Stichwort «Campaign» finden sich zwar in<br />
Literaturdatenbanken einige Publikationen aus den<br />
90er-Jahren [187–190]. Diese sind aber oft nicht<br />
primär massenmedialer Art.<br />
Die Wirksamkeit massenmedialer Kampagnen zur<br />
Steigerung der <strong>Verkehrssicherheit</strong> wurde im Rahmen<br />
des EU-Projektes CAST (Campaigns and awareness<br />
raising strategies in traffic safety[191]) untersucht.<br />
In 3 Kampagnen wurden 4 Effekte auf die<br />
Fahrradhelmtragquote untersucht. Mit lediglich<br />
4 Effekten liess sich innerhalb der Meta-Analyse<br />
keine Subgruppenanalyse durchführen. Die Studien<br />
stammen aus den 80er- und 90er-Jahren (Dänemark,<br />
Schweden und Australien).<br />
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61 Da beide Studien, die Helme gratis abgaben, im Community-Setting<br />
stattfanden, konnte nicht festgestellt werden,<br />
ob die Gratisabgabe von Helmen oder das Community-<br />
Setting <strong>für</strong> den erhöhten Effekt verantwortlich ist.<br />
208 Prävention bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08