Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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teressensvertreter, Polizei, Versicherungen, Fahrradbranche,<br />
Verbände usw.) wirksamer sind als<br />
isolierte. Welche Massnahmen hier im Detail sinnvoll<br />
sind, ist jeweils in gezielten Situationsanalysen<br />
zu klären. Eine grosse Reduktion der Fahrradunfälle<br />
darf allerdings nicht erwartet werden. Es besteht<br />
generell bei solchen Interventionen das Problem,<br />
dass diese von Personen wahrgenommen werden,<br />
die bereits <strong>für</strong> das Thema sensibilisiert sind. Kommunikationskampagnen<br />
sollten thematisch auf die<br />
Gefahr von Vortrittsmissachtungen (sei es durch<br />
MFZ-Lenkende oder die Radfahrenden selbst) und<br />
generell auf einen defensiven Fahrstil ausgerichtet<br />
sein. Zudem ist die Relevanz einer guten Erkennbarkeit<br />
zu thematisieren.<br />
Eine Schulung bei Erwachsenen und Senioren ist<br />
nur <strong>für</strong> spezifische Gruppen mit gravierenden Defiziten<br />
bezüglich Wissen oder Einstellungen zu empfehlen.<br />
Gerade Senioren verunfallen gemäss der Strassenverkehrsunfallstatistik<br />
sehr oft ohne eigenes<br />
Verschulden. Somit stellen bei den Senioren vermutlich<br />
weniger Unwissen oder ein riskanter Fahrstil die<br />
Hauptproblematik dar, sondern eher ihre hohe Verletzlichkeit<br />
und ihre sensomotorischen Defizite (Kap.<br />
VII.2.6, S. 174). Ihre hohe Verletzlichkeit zeigt sich<br />
an ihrer überdurchschnittlichen Letalität.<br />
Punktuell können niederschwellige Angebote<br />
<strong>für</strong> ausgewählte, kleine Zielgruppen (z. B. Fahrradkurse<br />
<strong>für</strong> Migrantinnen) sinnvoll sein. Diese<br />
stellen zwar keinen Schwerpunkt im Unfallgeschehen<br />
der Radfahrenden dar, sind aber auch im<br />
Rahmen einer auf diese Bevölkerungsgruppen ausgerichtete<br />
Integrationspolitik sinnvoll. Ganz explizit<br />
auf kleine Zielgruppen ausgerichtete niederschwellige<br />
Angebote entziehen sich zudem oft der wissenschaftlichen<br />
Evaluation (angebracht ist hier eher die partizipative<br />
Qualitätsentwicklung [137]).<br />
Aktionen/Kontrollen durch die Polizei (als<br />
edukative Intervention, also ohne Sanktionen) bei<br />
Radfahrenden (insbesondere Erwachsenen) wären<br />
vermutlich sinnvoll – insbesondere, da diese Zielgruppe<br />
kaum in einer anderen Form direkt und<br />
daher wirksam angesprochen werden kann. Es<br />
besteht das Problem, dass mit Interventionen wie<br />
Kommunikationskampagnen oder Schulungsangeboten<br />
grundsätzlich immer eher jene erreicht werden,<br />
die bereits <strong>für</strong> ein gewisses Thema sensibilisiert<br />
sind. Die Polizei hat die Möglichkeit, alle Radfahrenden<br />
anzusprechen – z. B. im Rahmen von<br />
Grosskontrollen. Bei diesen sollte z. B. nicht der<br />
technische Zustand des Fahrrads im Vordergrund<br />
sein, sondern z. B. Vortrittsmissachtungen innerorts.<br />
Solche Einsätze sind personalintensiv – insbesondere<br />
wenn eine grosse Anzahl Radfahrender<br />
erreicht werden soll und daher als generelle Strategie<br />
eher nicht zu empfehlen. Aufgrund der knappen<br />
Polizeiressourcen sind systematische Kontrollen<br />
bei MFZ-Lenkenden (mit oder ohne Sanktionen) zur<br />
Steigerung ihres fahrradspezifischen Gefahrenbewusstseins<br />
sinnvoller (Kap. VII.5, S. 216), insbesondere<br />
weil die Radfahrenden bei Regelverstössen<br />
fast ausschliesslich sich selbst gefährden, während<br />
umgekehrt MFZ-Lenkende fast ausschliesslich die<br />
Radfahrenden gefährden. Falls Polizeikontrollen<br />
(mit Sanktionen) durchgeführt werden, sollten<br />
diese auf Vortrittsmissachtungen ausgerichtet sein<br />
und weniger auf die Ausstattung der Fahrräder.<br />
Polizeikontrollen können punktuell in Kombination<br />
mit Kommunikationskampagnen sinnvoll sein.<br />
170 Prävention bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08