Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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4.12 Soziodemographische Risikogruppen<br />
Bisher wurden einzelne, spezifische Faktoren betrachtet,<br />
die von den MFZ-Lenkenden ausgehen<br />
können und das Kollisionsrisiko mit Radfahrenden<br />
erhöhen. Nachfolgend wird gewissermassen eine<br />
Meta-Ebene eingenommen, indem der Frage<br />
nachgegangen wird, ob die identifizierten Risikofaktoren<br />
bei gewissen soziodemographischen<br />
Gruppen in konzentrierter Form auftreten, sodass<br />
sie <strong>für</strong> Radfahrende eine besondere Gefahr darstellen.<br />
Die Identifizierung von Risikogruppen ist wichtig,<br />
da es hilft, relevante Zielgruppen der Präventionsarbeit<br />
zu definieren.<br />
Im Rahmen allgemeiner (d. h. nicht fahrradspezifischer)<br />
Untersuchungen zeigen sich immer<br />
wieder zwei Risikogruppen: junge Neulenkende<br />
und Senioren. Bei den jungen Neulenkenden liegen<br />
die Gründe einerseits bei jugendtypischen Eigenschaften<br />
(Risikotoleranz, imponieren, emotionales<br />
Handeln) und andererseits in den noch geringen<br />
Fahrerfahrungen (Gefahrenkognition, Fahrzeugbedienung,<br />
Blickverhalten). Bei den Senioren sind<br />
verschiedenste alterungsbedingte Leistungseinbussen<br />
zu beklagen, wie reduziertes Hör- und Sehvermögen,<br />
nachlassendes kognitives Leistungstempo<br />
sowie motorische Einschränkungen.<br />
Es stellt sich die Frage, inwieweit diese Gruppen<br />
auch <strong>für</strong> Radfahrende eine erhöhte Gefahr darstellen<br />
und ob sich allenfalls noch weitere Gruppen<br />
identifizieren lassen.<br />
Die häufigsten motorisierten Kollisionsgegner der<br />
schwer verunfallten Radfahrenden sind zwischen<br />
30 bis 59 Jahre alt, was nicht weiter verwundert,<br />
da diese Altersgruppe auch die höchste Kilometerleistung<br />
aufweist. Wenn man allerdings die Altersverteilung<br />
der motorisierten Kollisionsgegner mit<br />
der Teilnahme der Altersgruppen am Verkehr vergleicht,<br />
dann fällt auf, dass insbesondere Lenker<br />
zwischen 18 und 24 Jahren und Lenker ab 60 Jahren<br />
bei Kollisionen mit Radfahrenden überrepräsentiert<br />
sind. Von allen Motorfahrzeug-Fahrrad-<br />
Kollisionen, bei welchen der Radfahrer schwer<br />
verunfallte, waren 11,9 % der motorisierten Lenker<br />
zwischen 18 und 24 Jahren bzw. 18,6 % der motorisierten<br />
Lenker ab 60 Jahren involviert. Die Fahrleistungen<br />
dieser Altersgruppen entsprechen aber<br />
«nur» 9,6 bzw. 14 % der gesamten Fahrleistung.<br />
Unterscheidet man nach Geschlecht, so fällt auf,<br />
dass die Überrepräsentation bei den männlichen<br />
jungen Lenkern noch ausgeprägter ist.<br />
Die jungen MFZ-Lenkenden haben trotz ihrer in<br />
der Regel exzellenten sensomotorischen Eigenschaften<br />
(hohe Reaktionsgeschwindigkeiten, gutes<br />
Tabelle 58<br />
Anteil der Kollisionsgegner von schwer verunfallten Radfahrenden nach Alter und Geschlecht, 2005–2009 und Anteil zurückgelegte<br />
Distanzen mit einem Motorfahrzeug nach Alter und Geschlecht, 2005<br />
Alter Anteil der Kollisionsgegner Anteil der mit MFZ zurückgelegten Distanz<br />
Männlich Weiblich Total Männlich Weiblich Total<br />
10–14 0.7 0.3 0.6 0.1 0.0 0.1<br />
15–17 1.0 0.8 0.9 0.4 0.1 0.3<br />
18–24 12.1 11.3 11.9 8.7 11.6 9.6<br />
25–29 9.9 8.2 9.4 9.2 10.0 9.4<br />
30–59 57.3 61.9 58.6 67.3 65.0 66.6<br />
60+ 18.9 17.6 18.6 14.3 13.2 14.0<br />
Total 100 100 100 100 100 100<br />
142 Risikofaktoren bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08