Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

4.3 Fahrverhalten: Überholabstand
4.3.1 Ausgangslage und Verbreitung
Das Überholen von Radfahrenden ist ein sehr häufig
vorkommendes Element im Verkehrsablauf.
Auch bei vorhandenen Fahrradspuren können
Überholvorgänge notwendig sein – z. B. bei Kernfahrbahnen,
bei Busstreifen, die für den Fahrradverkehr
freigegeben sind, und bei zu schmaler
Ausführung des Radstreifens.
Tatsächlich übt die Breite des Fahrstreifens einen
entscheidenden Einfluss auf den seitlichen Überholabstand
aus. In einer deutschen Studie konnte
aufgezeigt werden, dass der Seitenabstand erst bei
nutzbaren Fahrbahnbreiten von 5 bis 6 m ausreichend
hoch gewählt wird. Besonders kleine Seitenabstände
zeigen sich auf verkehrsreicheren
Strassen mit Fahrstreifenbreiten zwischen 3,25 und
3,5 m [94]. Dies scheint eine Breite zu sein, bei der
die PW-Lenkenden trotz Gegenverkehr überholen.
PW-Lenkende fühlen sich insbesondere dann verleitet
zu überholen, wenn der Radfahrer sehr nah am
rechten Rand fährt.
4.3.2 Gefahrenpotenzial und Unfallrelevanz
Nebst der Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs
hat auch der Seitenabstand beim Überholen
einen bedeutenden Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit
gefährlicher Interaktionen zwischen
Radfahrenden und MFZ-Lenkenden. Bei einem zu
geringen seitlichen Abstand wird der Radfahrende
im schlimmsten Fall gestreift oder weggedrängt,
sodass er von der Fahrbahn abkommt.
Gemäss der Strassenverkehrunfallstatistik aus den
Jahren 2005–2009 kann mangelhaftes Überholen
5,2 % aller Fahrrad-Motorfahrzeug-Kollisionen
bzw. 3,4 % aller schweren Fahrradunfälle erklären.
Als häufigster Fehler wird «zu nahes Überholen»
genannt, gefolgt von «Überholen bei Gegenverkehr»
sowie «zu frühes Einbiegen».
4.3.3 Risikobeurteilung
Die Risikobeurteilung des Fahrverhaltens bezüglich
der dichten Überholmanöver wird in Tabelle 49
dargestellt.
Tabelle 49
Risikobeurteilung: Fahrverhalten. Dichte Überholmanöver
Risikofaktor Verbreitung Gefahrenpotenzial
Unfallrelevanz
Dichte Überholmanöver
* sehr gering / ***** sehr gross
**(*) ***** **
128 Risikofaktoren bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08