Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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die Gesamtbevölkerung (ab 18 Jahren), sehr gering<br />
(rund 1,5 %). Sie nimmt aber mit dem Alter markant<br />
zu. Während sie sich bei 65- bis 69-Jährigen<br />
noch auf rund 2 % beläuft, steigt sie bei 90- und<br />
über 90-Jährigen auf ca. 33 % an [116].<br />
Es ist zu vermuten, dass die Prävalenz von Krankheiten<br />
unter den MFZ-Lenkenden geringer ist als in<br />
der Gesamtbevölkerung. Bei gewissen Erkrankungen<br />
ist die Nichteignung eindeutig wie z. B. bei<br />
einer fortgeschrittenen Demenz. Gemäss dem<br />
ADMAS des ASTRA war bei den Ausweisentzügen<br />
im Jahr 2010 der Grund des Entzugs in 4 % aller<br />
Fälle «Nichteignung (Krankheit/Gebrechlichkeit)».<br />
Der Begriff «kognitive Fähigkeiten» bezeichnet die<br />
geistige Wahrnehmung, d. h. die Fähigkeit, Signale<br />
der Umwelt wahrzunehmen und zu verarbeiten.<br />
Die Apperzeptionsleistung (Auffassungsmenge und<br />
-geschwindigkeit) halbiert sich beispielsweise in der<br />
Altersspanne von 20 bis 80 Jahren. Senioren brauchen<br />
mehr Zeit, um Informationen aus der Verkehrsumwelt<br />
aufzunehmen. Die Leistung des Arbeitsgedächtnisses<br />
reduziert sich: Weniger Informationen<br />
werden <strong>für</strong> eine kürzere Dauer behalten.<br />
Neben der Reaktionsgeschwindigkeit ist auch die<br />
Reaktionsflexibilität herabgesetzt, sodass schablonenhafte<br />
Reaktionen vermehrt zu beobachten sind.<br />
Die Prävalenz der MFZ-Lenkenden mit kognitiven<br />
Einschränkungen lässt sich nicht leicht ermitteln.<br />
Bezogen auf die ganze Bevölkerung dürfte sie eher<br />
gering sein.<br />
Mit ansteigendem Alter nehmen Beweglichkeit<br />
und Muskelkraft ab. Zudem erschwert die Steifig-<br />
keit der Nackenmuskulatur und Halswirbel zunehmend<br />
die Kopfdrehung. Wie viele Personen wie<br />
stark davon betroffen sind, ist schwierig zu beurtei-<br />
len. Die Beweglichkeit wird u. a. durch Arthrose<br />
und (rheumatische) Arthritis eingeschränkt. Wie<br />
schon erwähnt, sind 11 % der Gesamtbevölkerung<br />
von dieser Erkrankung betroffen. Während sich die<br />
Prävalenz bei den 25- bis 34-Jährigen auf 2,3 %<br />
beläuft, steigt sie bei den 65- bis 74-Jährigen auf<br />
29 % und bei den 75- und über 75-Jährigen sogar<br />
auf 38 %.<br />
Für die Fahrzeuglenkung ist die visuelle Wahrnehmung<br />
die wichtigste Sinnesmodalität. Ca. 90 %<br />
aller fahrrelevanten Informationen werden visuell<br />
aufgenommen [113]. «Nur die Augen können<br />
Informationen aus grosser Distanz aufnehmen, was<br />
bei rascher Fortbewegung unerlässlich ist» [117].<br />
Durch das Ohr können die Geschwindigkeit aufgrund<br />
des Motorgeräuschs sowie gewisse technische<br />
Probleme am Wagen bemerkt werden.<br />
Gemäss den Erhebungen des Schweizerischen<br />
Optikverbands (SOV) sehen in der Schweiz gut 20–<br />
30 % der Verkehrsteilnehmenden zu schlecht,<br />
tragen unzureichende oder keine Sehhilfen, obwohl<br />
Letztere nötig wären. Dieser Prozentsatz<br />
scheint jedoch hoch im Vergleich zu Studienergebnissen<br />
aus Grossbritannien. Es wurde ermittelt,<br />
dass 2–4 % der Lenkenden die Mindestanforderungen<br />
bezüglich Sehvermögen nicht erfüllen<br />
[118]. In Australien wurde dieser Anteil auf 12 %<br />
geschätzt [118]. Es ist erwiesen, dass ein Teil der in<br />
Australien untersuchten Lenkenden mit ungenügendem<br />
Sehvermögen die Anforderungen mit<br />
entsprechender Korrektur eigentlich erfüllen würden.<br />
Auch in Grossbritannien hat eine Erhebung<br />
gezeigt, dass ein Teil der Brillen oder Linsen tragenden<br />
Lenkenden (insbesondere die jungen)<br />
manchmal ohne ihre Sehhilfen am Steuer ihrer<br />
Wagen unterwegs sind [118].<br />
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08 Risikofaktoren 139