Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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6.2 Defizitäre Netzplanung<br />
6.2.1 Ausgangslage und Verbreitung<br />
In der Regel bewegt sich der leichte Zweiradver-<br />
kehr auf demselben Strassennetz wie der motorisierte<br />
Individualverkehr. Je nach Fahrtzweck berücksichtigen<br />
jedoch Radfahrende – im Unterschied zum<br />
motorisierten Individualverkehr – bei der Wahl der<br />
attraktivsten Route nicht nur die Entfernung zum<br />
Ziel, sondern auch die zu bewältigende Höhendifferenz<br />
und die Exposition zum motorisierten Individualverkehr.<br />
Die Planung eines attraktiven Netzes<br />
<strong>für</strong> den leichten Zweiradverkehr ist deshalb <strong>für</strong> die<br />
Beeinflussung der Routenwahl des leichten Zweiradverkehrs<br />
von zentraler Bedeutung. Vordergründig<br />
haben Attraktivität von Netzen <strong>für</strong> den leichten<br />
Zweiradverkehr und Sicherheit wenig miteinander<br />
zu tun. Vermeiden Radfahrende unattraktive Routen,<br />
so kann dies zu Verlagerungen auf <strong>für</strong> attraktiv<br />
empfundene, jedoch sicherheitstechnisch nicht<br />
<strong>für</strong> den leichten Zweiradverkehr ausgelegte Strecken<br />
führen. Die Folge ist eine unkontrollierte Durchmischung<br />
von leichtem Zweiradverkehr und motorisiertem<br />
Individualverkehr mit entsprechender Erhöhung<br />
der Kollisionswahrscheinlichkeit. Ebenso kann<br />
eine Verlagerung des leichten Zweiradverkehrs auf<br />
Flächen des Fussverkehrs erfolgen, was insbesondere<br />
dann problematisch ist, wenn diese Flächen<br />
nicht den notwendigen sicherheitstechnischen<br />
Kriterien entsprechen [132].<br />
6.2.2 Gefahrenpotenzial und Unfallrelevanz<br />
Die Praxis zeigt, dass auf kleinräumiger Ebene (Gemeinden)<br />
eine Netzplanung <strong>für</strong> den leichten Zweiradverkehr<br />
eher selten und oft nur mangelhaft ist.<br />
Auf kantonaler Ebene ist die Situation zwar besser.<br />
Der Detaillierungsgrad dieser Netzplanungen vari-<br />
iert jedoch stark. Zudem können kantonale Richtpläne<br />
die engmaschigen Bedürfnisse des leichten<br />
Zweiradverkehrs nur beschränkt berücksichtigen.<br />
Wie hoch das von einem defizitären Radwegnetz<br />
ausgehende Gefahrenpotenzial ist, lässt sich aufgrund<br />
der gesichteten Literatur nicht beziffern.<br />
Berücksichtigt man jedoch, dass Auswirkungen bis<br />
hin zum einzelnen Infrastruktur-Element zu erwarten<br />
sind, so ist davon auszugehen, dass eine defizitäre<br />
Netzplanung <strong>für</strong> den leichten Zweiradverkehr<br />
mit einer stark erhöhten Wahrscheinlichkeit schwerer<br />
Fahrradunfälle einhergeht.<br />
6.2.3 Risikobeurteilung<br />
Die Risikobeurteilung des fehlenden Netzes <strong>für</strong><br />
leichten Zweiradverkehr wird in Tabelle 62 dargestellt.<br />
Tabelle 62<br />
Risikobeurteilung: Fehlendes Netz <strong>für</strong> leichten Zweiradverkehr<br />
Risikofaktor Verbreitung GefahrenUnfallpotenzialrelevanz Defizitäre Netzplanung<br />
<strong>für</strong> leichten<br />
Zweiradverkehr<br />
**** **** ****<br />
* sehr gering / ***** sehr gross<br />
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08 Risikofaktoren 153