Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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2.13 Fahrverhalten: Erkennbarkeit<br />
2.13.1 Ausgangslage und Verbreitung<br />
Vielen Radfahrenden ist nicht bewusst, dass das<br />
Gesehenwerden <strong>für</strong> die Sicherheit wichtiger ist als<br />
das Sehen. Zudem wird die eigene Sichtbarkeit,<br />
bzw. Erkennbarkeit oft falsch eingeschätzt [65].<br />
Das führt dazu, dass – auch bei Tag – viel zu wenig<br />
<strong>für</strong> die Erkennbarkeit unternommen wird.<br />
Was die Ausstattung des Fahrrads betrifft, so ist<br />
zusammenfassend zu sagen, dass viele Fahrräder<br />
nicht über das vorgeschriebene Licht verfügen oder<br />
mit einer nicht funktionstüchtigen Lampe ausgerüstet<br />
sind. Auch bei vorhandenem und funktionierendem<br />
Licht lässt die Einschaltquote sehr zu wünschen<br />
übrig.<br />
Wichtig ist aber nicht nur, dass die Fahrräder sichtbar<br />
sind, sondern auch, dass die Radfahrenden<br />
erkennbar sind. Dazu können sie durch das Tragen<br />
oder Montieren von reflektierenden oder grellfarbenen<br />
Materialien oder Zubehör wesentlich beitragen.<br />
Kinder schützen sich diesbezüglich am besten<br />
(etwa durch reflektierende Materialen an Schultaschen),<br />
sind aber relativ wenig an den insgesamt<br />
gefahrenen Fahrrad-Kilometern beteiligt (Tabelle<br />
25, S. 89). Gerade bei den Jugendlichen, die oft<br />
Rad fahren, stossen solche Sicherheitsbemühungen<br />
auf wenig Akzeptanz. Auch Erwachsene legen oft<br />
keinen Wert auf eine gute Erkennbarkeit. Durch<br />
die vorherrschenden dunklen Farben bei der Kleidung<br />
ist allgemein von einer grossen Verbreitung<br />
des Risikofaktors «fehlende oder ungenügende<br />
Erkennbarkeit der Radfahrenden» auszugehen.<br />
2.13.2 Gefahrenpotenzial und Unfallrelevanz<br />
Das Fahren ohne oder mit vorschriftswidrigem Licht<br />
oder mit fehlerhafter Beleuchtung birgt bezogen<br />
auf Nachtunfälle ein grosses Gefahrenpotenzial.<br />
Bei 22 % der nächtlichen Kollisionen mit motorisierten<br />
Fahrzeugen wurde die Beleuchtung der<br />
Radfahrenden beanstandet. Angesichts des ohnehin<br />
hohen Anteils an nächtlichen Fahrten ohne<br />
Licht (rund ein Drittel), weist dies nicht auf einen<br />
deutlichen Risikofaktor hin. Bezogen auf Kollisionen<br />
mit motorisierten Fahrzeugen insgesamt (also<br />
nicht nur nachts) ist dieser Fehler nur in 4 % der<br />
Unfälle relevant. Die Problematik der Erkennbarkeit<br />
beschränkt sich jedoch nicht nur auf das fehlende<br />
oder vorschriftswidrige Licht. Wie bereits erwähnt,<br />
erhöhen dunkle Kleidung und fehlendes fluoreszierendes<br />
Material das Gefahrenpotenzial – auch bei<br />
Tagunfällen. Dies zeigt sich auch an der Häufigkeit<br />
von Vortrittsmissachtungen als Unfallursache. In<br />
vielen Fällen ist davon auszugehen, dass die Radfahrenden<br />
nicht rechtzeitig gesehen wurden [65].<br />
Kwan und Mapstone kamen in ihrer Review aufgrund<br />
von 42 Studien zum Schluss, dass diverse<br />
Sichtbarkeitshilfen bei Radfahrenden (und Fussgängern)<br />
das Reaktionsverhalten der Fahrzeuglenkenden<br />
beeinflussen. Beispielsweise können durch<br />
das Tragen von gelb, rot oder orange fluoreszierenden<br />
Materialien am Tag die Ortung und Erkennung<br />
von Radfahrenden deutlich verbessert werden<br />
[66]. In der Nacht wird die Sichtbarkeit von<br />
Radfahrenden vor allem durch Scheinwerfer, Blinklichter<br />
und reflektierende Materialien in rot und<br />
gelb markant erhöht. Besonders auffällig sind Radfahrende,<br />
wenn Arme und Beine mit Reflektoren<br />
bestückt sind, sodass die Bewegungen des Radfahrenden<br />
gut erkannt werden [66].<br />
110 Risikofaktoren bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08