Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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Inaktiven zuzuordnen. Jugendliche, die am häufigsten<br />
mit dem Fahrrad unterwegs sind, gehören zu<br />
der aktivsten Bevölkerungsgruppe.<br />
Personen zwischen 15 und 59 Jahren, die mit<br />
dem Fahrrad unterwegs sind, weisen vermutlich<br />
keine oder kaum motorische Defizite auf. Kinder<br />
unter 15 Jahren haben hingegen – entwicklungsbedingt<br />
– eingeschränkte motorische Fähigkeiten.<br />
Es bestehen aber selbstverständlich individuelle<br />
Unterschiede. Je jünger das Kind ist, desto grösser<br />
sind die motorischen Defizite. Ab einem gewissen<br />
Alter treten auch wieder motorische Einschränkungen<br />
auf (verminderte Beweglichkeit, Schwierigkeiten<br />
Balance zu halten, längere Reaktionszeiten<br />
usw.). Es ist jedoch zu vermuten, dass ältere<br />
Personen, die noch mit dem Fahrrad unterwegs<br />
sind, deutlich geringere motorische Defizite aufweisen<br />
als Gleichaltrige, die nicht Rad fahren.<br />
2.9.2 Gefahrenpotenzial und Unfallrelevanz<br />
Wie sehr sich Bewegungsmangel auf die Unfallhäufigkeit<br />
oder -schwere auswirkt, wird unterschiedlich<br />
eingeschätzt. Diesbezügliche Studien beziehen<br />
sich kaum direkt auf Verkehrsunfälle, sondern z. B.<br />
auf Unfälle im Kindergarten.<br />
So hält etwa Kunz aufgrund von Untersuchungen<br />
im Kindergartenalter fest, dass «z. B. viele Stürze<br />
auf mangelndes Gleichgewicht, viele Zusammenstösse<br />
auf geringe Reaktionsfähigkeit und<br />
die Unfähigkeit, seine eigene Bewegung mit anderen<br />
abzustimmen, zurückzuführen» sind [56] 22 . Da<br />
⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />
22 Seine Aussage sieht Kunz durch die Analysen von Unfallabläufen<br />
belegt. Bei Stürzen von Spielgeräten etwa lasse sich<br />
mangelndes Gleichgewicht als Hauptursache identifizieren.<br />
Zum Beispiel fallen Kinder von der Rutschbahn, wenn sie<br />
auf dem Scheitelpunkt zwischen Hochklettern und Rutschen<br />
eine Bewegung in instabiler Lage auf kleinstem Raum<br />
durchführen müssen [57].<br />
Kinder mit motorischen Defiziten auch oft an<br />
Wahrnehmungsstörungen leiden, wird vermutet,<br />
dass eher diese und weniger die motorischen Defizite<br />
an sich die Ursache eines erhöhten Unfallrisikos<br />
darstellen [58].<br />
Das Ausmass des Gefahrenpotenzials hängt sicher<br />
von der Stärke der Defizite ab. Im Allgemeinen<br />
wird davon ausgegangen, dass grosse motorische<br />
Defizite in der Gruppe derjenigen Personen, die oft<br />
Rad fahren, selten sind. Zwar sind Radfahrende mit<br />
motorischen Defiziten selbstverständlich stärker<br />
gefährdet, nehmen aber offenbar eher selten am<br />
Verkehr teil. Anders ausgedrückt: wer sich als Radfahrer<br />
im Verkehr bewegt, verfügt normalerweise<br />
über genügend motorische Fertigkeiten. Dies zeigt<br />
sich auch bei den durch die Polizei bei Fahrradunfällen<br />
festgestellten Mängeln und Einflüssen. Im<br />
Zeitraum von 2005 bis 2009 wurden nur in 1 %<br />
aller Radunfälle als eine von mehreren Unfallursachen<br />
Mängel protokolliert, die auf motorische Defizite<br />
hinweisen (27-mal mangelhafte Vertrautheit<br />
mit dem Fahrrad und 11-mal mangelnde Fahrpraxis).<br />
Es ist aber sehr wohl möglich, dass solche<br />
Mängel im Nachhinein von der Polizei kaum erkannt<br />
werden können. Das ist vor allem bei Kindern<br />
zu erwarten, die womöglich regelmässig Rad<br />
fahren und diese Fähigkeiten im Grunde auch beherrschen,<br />
in der Konfliktsituation aber z. B. ins<br />
Schwanken gerieten.<br />
In einer israelischen Studie wurde aufgezeigt, dass<br />
entgegen den Erwartungen Kinder (zwischen<br />
8 und 12 Jahren) umso wahrscheinlicher in Unfälle<br />
auf dem Schulareal (Pausenplatz, Turnhalle, Schulklasse<br />
usw.) involviert waren, je höher die motorischen<br />
Leistungen der Kinder waren [59]. Die Autoren<br />
der Studie erklären dieses Resultat dadurch,<br />
dass Kinder mit besseren motorischen Fähigkeiten<br />
104 Risikofaktoren bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08