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Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

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suchung) macht nur in Populationen Sinn, in denen<br />

die Prävalenz des Indikators hoch ist68 .<br />

Ein zentraler Teil der medizinischen und psychologischen<br />

Fahreignungsabklärung ist das Gespräch<br />

über die Krankheitseinsicht oder die Einstellung zu<br />

vollzogenen Regelverstössen. Krankheitsdiagnosen<br />

oder psychologische/kognitive Testergebnisse allein<br />

geben kaum Auskunft über die Fahreignung. Entscheidend<br />

ist, wie jemand seine Krankheitsdiagnose<br />

reflektiert und damit umgeht (z. B. zuverlässige<br />

Einnahme von Medikamenten). Solche Faktoren<br />

lassen sich nur in einem persönlichen Gespräch<br />

eruieren [214].<br />

In diesem Zusammenhang ist weiter zu berücksichtigen,<br />

dass medizinische und psychologische Testinstrumente<br />

<strong>für</strong> die Fahreignung unter realen Bedingungen<br />

nur beschränkt aussagekräftig sind. Bei<br />

der Überprüfung der Fahreignung sollte nicht die<br />

Diagnose einer Krankheit (physischer oder psychischer<br />

Natur), sondern das Ausmass der funktionalen<br />

Einschränkung durch die Krankheit im Vordergrund<br />

stehen [116]. Dies kann z. B. durch eine<br />

Kontrollfahrt geklärt werden, die gemäss geltendem<br />

Recht angeordnet werden kann (Art. 29 VZV),<br />

aber z. B. gerade bei Senioren selten angeordnet wird<br />

[215]. Bevor jemandem aufgrund einer Krankheit<br />

(Diabetes, körperliche Behinderung, Hörprobleme<br />

usw.) die Fahreignung abgesprochen wird, sollten<br />

Möglichkeiten der Therapie, Rehabilitation und/oder<br />

technischer Hilfsmittel ausgenutzt werden.<br />

⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />

68 In der Schweiz wird davon ausgegangen, dass diese Vorbedingung<br />

generell <strong>für</strong> Personen ab 70 Jahren erfüllt ist (genügend<br />

hohe Prävalenz). MFZ-Lenkende ab 70 Jahren müssen<br />

sich alle zwei Jahre einer Fahreignungsabklärung (<strong>für</strong><br />

Personenwagen) unterziehen. Über ein Screening wurde<br />

auch im Zusammenhang mit der Befristung des Führerscheins<br />

diskutiert (im Rahmen der dritten EU-<br />

Führerscheinrichtlinie und des <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramms<br />

Via sicura in der Schweiz). Als mögliches Kriterium<br />

zur Wiedererlangung des Führerscheins wurde ein aktueller<br />

Sehtest zur Diskussion gestellt.<br />

Als dritter grundsätzlicher Punkt bezüglich der<br />

Fahreignungsabklärung ist die ungenügende Qualitätssicherung<br />

zu nennen. Zurzeit gibt es keine<br />

gesamtschweizerischen Regelungen darüber, wann<br />

eine Fahreignungsabklärung angeordnet wird,<br />

welchen Anforderungen die zu untersuchenden<br />

Personen genügen müssen und welche Instrumente<br />

bei der konkreten Überprüfung zur Anwendung<br />

kommen. Auch die Zusammenarbeit zwischen<br />

Medizinern und Psychologen muss optimiert und in<br />

der Schweiz vereinheitlicht werden (wer macht<br />

welche Fahreignungsabklärungen).<br />

Auch im Rahmen des <strong>Verkehrssicherheit</strong>spakets<br />

Via sicura [216] werden bezüglich Fahreignungsabklärungen<br />

diverse Änderungen diskutiert. Diesbezüglich<br />

besteht <strong>für</strong> die Schweiz somit kein weiterer<br />

Handlungsbedarf. Es ist nicht zu erwarten, dass<br />

durch die Optimierung der legislativen Rahmenbedingungen<br />

bezüglich Fahreignungsabklärungen<br />

das Unfallrisiko von Radfahrenden deutlich reduziert<br />

werden kann.<br />

Edukative Strategie<br />

MFZ-Lenkende müssen bezüglich sicherheitsrelevanter<br />

Leistungseinschränkungen sensibilisiert und<br />

informiert werden. Dabei genügt es keinesfalls,<br />

mögliche Defizite zu benennen und aufzulisten.<br />

Die Symptome der Defizite müssen im Sinn von<br />

Warnsignalen, wie sie sich im alltäglichen Verkehr<br />

äussern, aufgezeigt werden, sodass eine Art<br />

Selbstdiagnose möglich wird (wie z. B. vermehrtes<br />

Auftreten kritischer Situationen, spätes Reagieren<br />

mit abruptem Bremsen, das Gefühl, dass die andern<br />

immer schlechter fahren und einen zu Notmanövern<br />

zwingen usw.). Das ist deshalb wichtig,<br />

weil die betroffenen Personen infolge der normalerweise<br />

schleichenden Leistungsverschlechterung<br />

bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08 Prävention 219

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