Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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zugegeben, dass sie oft zu schnell fahren [90].<br />
Diese Zahlen unterschätzen jedoch möglicherweise<br />
das Ausmass des Geschwindigkeitsproblems. Es ist<br />
davon auszugehen, dass einige Personen ihr regelwidriges<br />
Verhalten nicht zugeben wollen (soziale<br />
Wünschbarkeit).<br />
Eine Befragung von jungen Neulenkenden mit<br />
einer Führerscheinbesitzdauer von 2 bis 3 Monaten<br />
ergab, dass ein Fünftel «oft» oder sogar «sehr oft»<br />
schneller fährt als erlaubt [91]. Eine im Rahmen des<br />
EU-Projektes SARTRE 3 durchgeführte Befragung<br />
von PW-Lenkenden ergab, dass rund 40 % gern<br />
schnell fahren [92].<br />
Im Jahr 2010 kam es wegen Geschwindigkeitsübertretungen<br />
(inkl. Autobahnen) zu insgesamt<br />
fast 35 500 Führerscheinentzügen, 6 % mehr als<br />
vor fünf Jahren (aus ADMAS, Register der Administrativmassnahmen).<br />
Es ist aber nicht klar, ob die<br />
Zunahme auf eine Intensivierung der polizeilichen<br />
Geschwindigkeitskontrollen zurückzuführen ist<br />
oder effektiv auf vermehrte Geschwindigkeitsübertretungen.<br />
Tabelle 47<br />
* Geschwindigkeitsverhalten Bei Nässe ist der Bremsweg etwa auf 25 Innerorts- % länger und als auf Ausserorts- trockener<br />
strassen, Strasse. 2005–2009<br />
Jahr V851 V501 V151 Vm2 S3 V>V-Sign4 (Prozent)<br />
Innerorts<br />
2005 49 43 36 43 7.1 18.0<br />
2006 47 42 35 41 6.8 13.4<br />
2007 47 42 35 41 6.9 11.6<br />
2008 49 43 35 42 7.3 16.0<br />
2009 51 44 38 44 7.1 24.8<br />
Ausserorts<br />
2005 83 75 67 75 8.9 26.1<br />
2006 79 72 64 72 8.9 16.1<br />
2007 83 75 67 75 8.7 23.9<br />
2008 82 75 67 75 8.7 30.4<br />
2009 84 76 67 75 9.8 29.9<br />
1 V15/V50/V85: Geschwindigkeit, die von 15 %, 50 % bzw. 85 % der Fahrzeuge<br />
nicht überschritten wird.<br />
2 Vm: Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
3 S: Standardabweichung<br />
4 V>V-Sign: Prozentualer Anteil der MFZ-Lenkenden, die schneller als die<br />
signalisierte Geschwindigkeit fahren<br />
Quelle: Lindenmann [89]<br />
4.2.2 Gefahrenpotenzial und Unfallrelevanz<br />
Die Geschwindigkeit ist einer der zentralsten Unfall-<br />
und Verletzungsrisikofaktoren im Strassenverkehr.<br />
Dies gilt bei Kollisionen zwischen Motorfahrzeugen<br />
und ungeschützten Verkehrsteilnehmenden<br />
in besonderem Mass, weil die kinetische Energie<br />
bei letzteren infolge der fehlenden Knautschzonen<br />
unmittelbar auf den Körper einwirkt. Es<br />
existieren zwar Bestrebungen, sicherheitsoptimierte<br />
MFZ-Fronten zu konstruieren, doch diese wirken<br />
nur bei geringen Kollisionsgeschwindigkeiten. Ab<br />
ca. 40 km/h sind sie wirkungslos.<br />
Die hohe Unfallrelevanz der Geschwindigkeit liegt<br />
darin begründet, dass der Zusammenhang zur<br />
Verletzungswahrscheinlichkeit bzw. -schwere<br />
überproportional stark ausfällt: Das heisst, eine<br />
kleine Geschwindigkeitserhöhung von einigen<br />
Stundenkilometern kann anstelle einer harmlosen<br />
Verletzung ohne langfristige Folgen durchaus zum<br />
Tod des angefahrenen Radfahrers führen. Die<br />
überproportional starke Auswirkung der Geschwindigkeit<br />
basiert auf zwei Effekten. Zum einen<br />
führt eine Geschwindigkeitserhöhung zu einem<br />
überproportional verlängerten Anhaltweg bzw. (im<br />
Fall eines Hindernisses) zu einer überproportional<br />
erhöhten Kollisionsgeschwindigkeit [93]. Wo ein<br />
mit 30 km/h fahrendes Auto nach einer Vollbremsung<br />
stillsteht, hat ein Fahrzeug mit einer Ausgangsgeschwindigkeit<br />
von 40 km/h, dessen Lenker<br />
am gleichen Ort gleich schnell reagiert, noch nicht<br />
einmal zu bremsen begonnen (Abbildung 22). Zum<br />
anderen führt eine Erhöhung der Kollisionsgeschwindigkeit<br />
zu einem überproportional starken<br />
Anstieg der Sterbewahrscheinlichkeit ungeschützter<br />
Verkehrsteilnehmender. Bei einer Aufprallgeschwindigkeit<br />
von 40 km/h besteht eine Sterbewahrscheinlichkeit<br />
von 30 %. Beträgt die Aufprall-<br />
126 Risikofaktoren bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08