Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

geflacht und abgerundet [125]. Ein gegenläufiger
Trend zeigt sich bei den sogenannten Sport Utility
Vehicle (SUV).
5.2.2 Gefahrenpotenzial und Unfallrelevanz
Eine hohe und gleichzeitig steile Front, wie sie in
der Regel bei Liefer- und Lastwagen vorliegt, geht
im Fall einer Fahrrad-Kollision mit einer hohen
Wahrscheinlichkeit eines direkten starken Kopfkontakts
mit der Fahrzeugfront einher. Beim Zusammenstoss
wird der Kopf innerhalb von 1 bis
2 Zehntelsekunden auf die Geschwindigkeit des
Fahrzeugs beschleunigt, was zu enormen Belastungen
führt. Im Gegensatz dazu landen angefahrene
Radfahrende bei flachhaubigen Personenwagen
zumindest bei niedriger Kollisionsgeschwindigkeit
auf der Motorhaube, wo ein gewisses Abrollen
des Körpers möglich ist (Abbildung 25, [126]).
Bei höheren Kollisionsgeschwindigkeiten geraten
Radfahrende nicht auf die Motorhaube, sondern
prallen gegen die deutlich härtere Windschutzscheibe.
Bei hohen Fahrzeugfronten besteht die Gefahr,
dass die angefahrenen Radfahrenden nach dem
Zusammenstoss vom Fahrzeug weggeschleudert
werden, wodurch sich ein sekundärer Kopfaufprall
Abbildung 25
Kollisionsverlauf in Abhängigkeit von der Frontgeometrie
Quelle: Brückerhoff, [126]
auf den Strassenboden ergeben kann. Auch können
die Radfahrenden dabei vom Fahrzeug überrollt
werden. Das Risiko, dass ein Radfahrer bei
einer Kollision schwer verletzt wird, ist bei
SUV/Geländefahrzeugen im Vergleich zu normalen
Personenwagen um rund 20 % erhöht. Bei Lieferwagen/Kastenwagen
beträgt die Risikoerhöhung
sogar 140 % [127].
Frontschutzbügel stellen heutzutage kein nennenswertes
Problem mehr dar, weil für ihre Montage
seit 1996 in der Schweiz eine Genehmigung
gemäss der Richtlinie 74/483/EWG vorliegen muss.
Danach sind nur Frontschutzbügel zugelassen, die
im Vergleich zum Grundmodell keine zusätzliche
Verletzungsgefährdung mit sich bringen.
5.2.3 Risikobeurteilung
Insbesondere Liefer- und Lastwagen weisen ungünstige
Frontprofile auf. Sie machen etwas mehr
als 10 % der Kollisionsgegner von Radfahrenden
aus. Das Risiko schwerer Verletzungen ist bei diesen
Fahrzeugen im Vergleich zu Personenwagen
mehr als doppelt so hoch. Insgesamt dürfte ein
beachtlicher Anteil aller schweren Verletzungen mit
formaggressiven Frontpartien zusammenhängen
(Tabelle 59).
Tabelle 59
Risikobeurteilung: Frontgeometrie. Formaggressive Frontpartien
Risikofaktor Verbreitung Gefahrenpotenzial
Unfallrelevanz
Formaggressive
Frontpartien
*** ***** ***(*)
* sehr gering / ***** sehr gross
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08 Risikofaktoren 147