05.11.2012 Aufrufe

Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2.9 Fahrverhalten: Sensomotorik/Fahrtechnik<br />

Im Folgenden werden Risikofaktoren thematisiert,<br />

die sich auf das unmittelbare Verhalten der Radfahrenden<br />

beziehen. Es wird gewissermassen die Beobachtungsebene<br />

gewechselt. Das Verhalten resultiert<br />

aus manchen der oben thematisierten Faktoren,<br />

kann aber auch unabhängig davon auftreten.<br />

Regelverstösse z. B. müssen weder mit lückenhaftem<br />

Regelwissen noch mit rücksichtsloser Einstellung<br />

zusammenhängen.<br />

2.9.1 Ausgangslage und Verbreitung<br />

Beim Ausführen der <strong>für</strong> sicheres Radfahren notwendigen<br />

Bewegungsabläufe spielen die sensomotorischen<br />

Fähigkeiten eine wichtige Rolle. Ebenfalls<br />

von grosser Bedeutung ist sensomotorisches Geschick,<br />

wenn es gilt, Fehler anderer Verkehrsteilnehmender<br />

zu kompensieren.<br />

Der Zusammenhang zwischen inneren psychischen<br />

Prozessen (sensorische Aktivitäten, denken, Wahrnehmung)<br />

und äusserlich messbarem und wahrnehmbarem<br />

Geschehen in der unmittelbaren Bewegungsausführung<br />

in verschiedenen Dimensionen<br />

wird als Sensomotorik bezeichnet. Jegliche<br />

willentlich ausgeführte Bewegungen sind somit<br />

mehr oder weniger an sensorische und<br />

zentralnervale Prozesse gekoppelt und werden<br />

rückwirkend modifiziert [41].<br />

Motorische Fähigkeiten lassen sich gemäss Weineck<br />

in die (überwiegend) konditionellen Eigenschaften<br />

wie z. B. Ausdauer, Kraft, oder Schnelligkeit<br />

und die (überwiegend) koordinativen Eigenschaften<br />

wie z. B. Gewandtheit oder Beweglichkeit<br />

unterteilen [42]. In einer deutschen Studie werden<br />

die motorischen Fähigkeiten ähnlich differenziert,<br />

wobei die Beweglichkeit als eine eigenständige<br />

Grundfähigkeit eingeordnet wird. Zu den konditionellen<br />

(energetischen) und koordinativen (informationsorientierten)<br />

Fähigkeiten gehören zusätzlich<br />

«passive Systeme der Energieübertragung, welche<br />

die Eigenschaften der Gelenke und des Skelettsystems<br />

charakterisieren», die als Beweglichkeit<br />

bezeichnet werden [43].<br />

Zu den <strong>für</strong> die Beherrschung des Radfahrens wichtigen<br />

motorischen Fähigkeiten gehören insbesondere<br />

das Gleichgewicht, die Reaktionszeit sowie<br />

das richtige Bremsen [22]. Gemäss Limbourg sind<br />

Kinder unter 7 Jahren kaum fähig, sich als Radfahrende<br />

motorisch sicher zu verhalten [44]. Ein deutlicher<br />

Entwicklungssprung findet in dieser Hinsicht<br />

im Alter von 7 bis 8 Jahren statt [44]. Erst ab diesem<br />

Alter sind Kinder in der Lage, das Fahrrad<br />

«motorisch» zu beherrschen (Gleichgewicht halten,<br />

Auf- und Absteigen, Abbiegen, Bremsen, Lenken,<br />

Kurvenfahren, Handzeichen geben usw.). Trotzdem<br />

wird oft beobachtet, dass Kinder auch noch mit 8<br />

Jahren Schwierigkeiten haben, ihre Handlungen<br />

abzubrechen, wie z. B. am Ende des Fahrradwegs<br />

anzuhalten [45].<br />

Berücksichtigt man alle motorischen Fähigkeiten,<br />

die <strong>für</strong> ein sicheres Radfahren benötigt werden, so<br />

erfüllen erst Kinder ab 14 bis 15 Jahren diese Bedingungen<br />

vollständig. Erst ab diesem Alter sind sie<br />

in der Lage, so schnell wie Erwachsene zu reagieren.<br />

Je jünger das Kind ist, desto grösser ist seine<br />

Reaktionszeit. Gerade beim Radfahren im Strassenverkehr<br />

stellen verlängerte Reaktionszeiten ein<br />

erhöhtes Risiko dar [44]. Ein wichtiger Grund <strong>für</strong><br />

die bei jüngeren Kindern beobachtete längere Reaktionszeit<br />

liegt darin, dass sie wegen mangelnder<br />

Erfahrung mehr Aufmerksamkeit auf die Beherr-<br />

bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08 Risikofaktoren 101

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!