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Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

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Prüfgeschwindigkeiten auf die Geschwindigkeit des<br />

Kopfs beim Anprall beziehen 57 .<br />

Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, mit dem die<br />

Beschleunigung gemessen wird. Gemessen wird<br />

somit diejenige Beschleunigung, die bei einem<br />

Sturz – trotz Helm – noch auf den Kopf wirken<br />

würde. Ohne Helm wäre diese Beschleunigung<br />

sehr hoch; mit Helm wird sie gedämpft. Je nach<br />

Bauart des Helms ist diese Dämpfung grösser oder<br />

kleiner. Um ein minimales Schutzpotenzial von<br />

Fahrradhelmen gewährleisten zu können, hat man<br />

eine maximal zulässige Kopfbeschleunigung<br />

definiert. In den gemäss EN 1078 vorgegebenen<br />

Fall-Versuchen darf, unabhängig von der Form des<br />

Sockels, maximal eine Beschleunigung von 250 g<br />

(d. h. dem 250-Fachen der Erdbeschleunigung) auf<br />

den Kopf wirken. Wird im Versuch also eine Kopfbeschleunigung<br />

gemessen, die kleiner als 250 g ist,<br />

so ist die Anforderung an die Stossdämpfung gemäss<br />

Norm erfüllt.<br />

Setzt man die Anforderungen aus Norm EN 1078<br />

in Bezug zu den biomechanischen Grundlagen<br />

(Kap. VII.4.2.1, S. 196), so stellt man fest, dass sich<br />

das Prüfverfahren auf die Auswirkungen eines<br />

direkten Anpralls konzentriert. Der Helm soll bei<br />

einem Aufprall Energie absorbieren. Eine Rotation<br />

des Kopfs wird in diesen Tests jedoch nicht berücksichtigt.<br />

Folglich bezieht sich das Schutzpotenzial<br />

von Fahrradhelmen in erster Linie auf Verletzungen,<br />

die durch direkte Krafteinwirkung entstehen<br />

(z. B. Frakturen, fokale Gehirnverletzungen), und<br />

⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />

57 Die Geschwindigkeit, mit der der Kopf auf ein Objekt prallt,<br />

hängt von verschiedenen Einflüssen ab. Sie ist nicht gleichbedeutend<br />

mit der Fahrgeschwindigkeit eines Radfahrers.<br />

Auch ein Sturz vom stehenden Fahrrad kann zu einer nicht<br />

unerheblichen Anprallgeschwindigkeit des Kopfs führen. Im<br />

Fall einer Kollision wird die Anprallgeschwindigkeit des<br />

Kopfs u. a. durch die eigene Fahrgeschwindigkeit, aber<br />

auch durch den Kollisionspartner beeinflusst. Es sind also<br />

mehrere Parameter zu berücksichtigen.<br />

nicht auf jene, die durch schnelle Drehbewegungen<br />

verursacht werden (z. B. diffuse Gehirnverletzungen).<br />

Während der beschriebene Fallversuch zu<br />

einer translatorischen Belastung des Kopfs führt,<br />

wird im realen Geschehen jedoch in den meisten<br />

Fällen auch eine Rotationskomponente auftreten.<br />

Es ist zu beachten, dass beide Beschleunigungskomponenten<br />

durchaus miteinander zusammenhängen.<br />

Wird die Translationsbeschleunigung reduziert,<br />

führt dies oftmals auch zu einer Reduktion<br />

der Rotationsbeschleunigung, da diese durch exzentrische,<br />

nicht im Kopfschwerpunkt angreifende<br />

Kräfte generiert wird.<br />

Im Gegensatz zu dem in der Norm geprüften<br />

Sturzszenario auf den Scheitel kommt es im realen<br />

Geschehen auch zu schrägen Anprallen bzw. Anprallen<br />

an anderen Stellen am Kopf (z. B. seitlich)<br />

[158,166–168]. Ferner fällt auf, dass die Anforderung<br />

einer Maximalbeschleunigung von 250 g<br />

im Vergleich zu biomechanischen Grenzwerten<br />

(Kap. VII.4.2.1, S. 196) recht hoch ist 58 . Andere<br />

Normen (z. B. im Bereich der Sicherheit von Fahrzeuginsassen<br />

oder beim Schneesport) sehen hier<br />

tiefere Werte vor. Geeignete Grenzwerte <strong>für</strong> Helm-<br />

Normen sind somit zu diskutieren – hinsichtlich<br />

ihrer biomechanischen Relevanz, aber auch in Bezug<br />

auf Aspekte der Umsetzbarkeit und Praktikabilität<br />

der Laborversuche bis hin zu gesellschaftlichen<br />

Aspekten (welchen Anspruch stellt man an einen<br />

Helm?). Mit der derzeitigen Norm sind Verletzungen<br />

auch mit Helm nicht auszuschliessen, jedoch<br />

kann die Verletzungsschwere bei einem Kopfanprall<br />

durch einen geprüften Helm reduziert werden.<br />

Die Norm hat diesbezüglich die Intention, die<br />

Mindestanforderung durchzusetzen, um eine<br />

gewisse Performance sicherzustellen.<br />

⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />

58 Helmtestergebnisse zeigen eine Wirkungsdauer der Belastung<br />

von ca. 5 bis 20 ms [162,163,167].<br />

200 Prävention bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08

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