Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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Erhöhung der Bussen kompensiert werden, da die<br />
Forschung deutlich zeigt, dass weniger das Ausmass<br />
der Strafe als die Eintretenswahrscheinlichkeit<br />
einer Sanktion von Bedeutung ist.<br />
Denkbar ist auch ein eingeschränktes «Helmobligatorium»,<br />
das eine Schule ausspricht. Hier ist allerdings<br />
anzumerken, dass Schulen nicht <strong>für</strong> den<br />
Schulweg verantwortlich sind und daher auch keine<br />
verbindlichen Auflagen machen können. Die<br />
Verantwortung liegt bei den Eltern.<br />
Eine abgeschwächte Form, die Helmtragquote zu<br />
erhöhen, besteht in verschiedenen edukativen<br />
Massnahmen. Diese können aus massenmedialer<br />
Kommunikation bestehen oder in direktem Kontakt<br />
zur Zielperson (oder über Mediatoren) stattfinden.<br />
In der Schweiz stagnierte die Helmtragquote<br />
seit 2007 trotz intensiver, alljährlicher, nationaler<br />
Kommunikationskampagne 65 insgesamt knapp<br />
unter 40 %. Der Anstieg auf 70 % bei den Kindern<br />
lässt sich nicht allein durch die Kommunikationskampagne<br />
erklären.<br />
Der direkte Kontakt kann am effizientesten in<br />
einer als obligatorisch zu fordernden Verkehrserziehung<br />
während der obligatorischen Schulzeit<br />
hergestellt werden. Für alle andern Altersgruppen<br />
ist ein direkter Kontakt schwer herzustellen, höchstens<br />
anlässlich von polizeilichen Kontrollen oder<br />
Aktivitäten der Polizei, bei denen auf die Wichtigkeit<br />
des Helmtragens hingewiesen wird oder im<br />
Kontakt mit Fahrradhändlern. Informationsanlässe<br />
oder Schulungsprogramme müssen zielgruppenori-<br />
⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />
65 Konzeptionelles Ziel der Kampagnen war primär die Erhöhung<br />
des Gefahrenbewusstseins – insbesondere auch in Bezug<br />
auf Kurzstrecken. Die Verfügbarkeit von (intakten)<br />
Helmen wurde jährlich durch die Vergünstigung von rund<br />
30 000–56 000 Helmen unterstützt. Die Kampagnen wurden<br />
vom <strong>Fonds</strong> <strong>für</strong> <strong>Verkehrssicherheit</strong> <strong>FVS</strong> finanziert und<br />
von der Suva und der bfu umgesetzt.<br />
entiert ausgerichtet sein. Ein partizipativer Ansatz<br />
lohnt sich insbesondere bei Zielgruppen, die gegenüber<br />
Prävention eher zurückhaltend reagieren (z. B.<br />
Jugendliche) oder schwer erreichbar sind (z. B. Personen<br />
aus tieferen sozioökonomischen Schichten<br />
und/oder mit Migrationshintergrund [208,209]).<br />
Einen interessanten Ansatz schlagen [210] vor. Die<br />
Autoren untersuchten Filmszenen in den USA. Sie<br />
stellten fest, dass die Helmtragquote der Darsteller<br />
bei 33 % lag (per Motorrad, Fahrrad und Skateboard)<br />
und orten eine vernachlässigte Gelegenheit<br />
<strong>für</strong> die Prävention. Sie empfehlen eine Zusammenarbeit<br />
mit der Filmindustrie, um in Bild und<br />
Ton das Thema Sicherheit besser zu platzieren.<br />
Nebst der Steigerung der Helmtragquote ist die<br />
Verfügbarkeit zu erhöhen. Dies insbesondere bei<br />
Personen mit tiefem Einkommen. Der grundsätzliche<br />
Zugang ist in der Schweiz <strong>für</strong> alle gewährleistet<br />
– jeder kann überall einen Fahrradhelm kaufen.<br />
Wie stark eine Anreizschaffung durch einen<br />
Preisnachlass beim Kauf eines Helms oder gar einer<br />
Gratisabgabe zur Steigerung der Verfügbarkeit<br />
bzw. zu einer höheren Tragquote beiträgt, ist aufgrund<br />
verfügbarer Studien unklar [197]. Finanzielle<br />
Anreize können aber bestehende soziale Ungleichheiten<br />
reduzieren helfen [211]. In spezifischen<br />
Settings (insbesondere bei Personen mit geringem<br />
Einkommen) ist eine Anreizschaffung vermutlich<br />
eher sinnvoll als eine unspezifische z. B. <strong>für</strong> die<br />
ganze Bevölkerung.<br />
Bei allen Arten der Förderung der Helmtragquote ist<br />
in Zukunft vermehrt darauf zu achten, dass nicht<br />
das Helmtragen allein im Vordergrund steht. Mehr<br />
Beachtung muss auf das richtige Tragen eines<br />
passenden Helms gelegt werden. Nur dann kann<br />
seine Schutzwirkung voll zum Tragen kommen.<br />
212 Prävention bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08