Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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Mit der Einführung besserer bildgebender Verfahren<br />
wie z. B. Magnetresonanztomographie konnte<br />
nachgewiesen werden, dass dies nicht der Fall ist<br />
[27]. Studien haben gezeigt, dass sich der Anteil<br />
von weisser Substanz im Gehirn zwischen 4 und 21<br />
Jahren erhöht, während die graue Substanz bis<br />
zum Alter von 30 Jahren abnimmt. Die Zunahme<br />
von weisser Substanz führt zu schnellerem und<br />
effizienterem Informationsaustausch innerhalb und<br />
zwischen den Bereichen des Gehirns. Dies ist besonders<br />
relevant <strong>für</strong> die Frontallappen. Das Gehirn<br />
eines Teenagers führt z. B. hemmende Funktionen<br />
weniger zuverlässig aus. Um die gleiche Anregung<br />
zu erhalten wie die Erwachsenen, müssen sie grössere<br />
Risiken eingehen. Sie brauchen auch mehr<br />
Zeit, um Entscheidungen zu treffen, besonders in<br />
einer risikoreichen Situation [28].<br />
Die Entwicklung von Einstellungen/Meinungen<br />
unterliegt bei jüngeren Kindern vorwiegend dem<br />
Einfluss der Eltern. Indem diese den Kindern einen<br />
sozialen Umgang mit anderen Verkehrsteilnehmenden<br />
vorleben, können sie sie am besten zu<br />
einem Miteinander im Verkehrsraum erziehen. Mit<br />
zunehmendem Alter wächst der Einfluss von<br />
Gleichaltrigen auf Kinder und Jugendliche. Deren<br />
Einstellungen können oft von jenen der Eltern abweichen.<br />
In der Pubertät ist es typisch, dass sich<br />
Jugendliche explizit von Grundwerten der Erwachsenenwelt<br />
abgrenzen. Bei Jugendlichen muss daher<br />
davon ausgegangen werden, dass sicherheitskonforme<br />
Einstellungen nicht immer vorhanden sind.<br />
Befragungen bei 16- bis 79-jährigen Radfahrenden<br />
bzw. Personen, in deren Haushalt zumindest ein<br />
Fahrrad vorhanden ist, zeigen deutlich, dass die<br />
subjektive Unsicherheit im Strassenverkehr dazu<br />
führt, dass weniger oft mit dem Fahrrad gefahren<br />
wird [29]. Die zu geringe <strong>Verkehrssicherheit</strong> und<br />
die Rücksichtslosigkeit eines Teils der PW-<br />
Lenkenden werden von je rund 80 % der Befragten<br />
(1004 in Österreich lebende Personen im Alter<br />
von 15 bis 60 Jahren) als Grund da<strong>für</strong> angeführt,<br />
dass das Fahrrad nicht vermehrt im Alltag eingesetzt<br />
wird [30]. Aus den Befragungen geht auch<br />
hervor, dass sich ältere Personen und vor allem<br />
Frauen jeden Alters im Strassenverkehr unsicherer<br />
fühlen als jüngere Männer [29].<br />
Offenbar nehmen viele Erwachsene die Gefahren<br />
des Radfahrens so stark wahr, dass sie dieses Verkehrsmittel<br />
wenig oder gar nicht benutzen. Es<br />
findet also eine Selbstselektion statt, die wohl zu<br />
einer Reduktion von Unfällen führt, aber die nicht<br />
im Sinn der Unfallprävention ist. Das Ziel ist ja<br />
nicht, dass die Personen auf das Radfahren verzichten,<br />
sondern, dass es sicher ist, mit dem Rad zu<br />
fahren.<br />
Im Rahmen einer Befragung von Kindern und ihren<br />
Eltern hat sich herausgestellt, dass die Kinder die<br />
Gefahren auf dem Schulweg tiefer einschätzen als<br />
ihre Eltern [31].<br />
Es ist zu vermuten, dass vor allem bei Jugendlichen,<br />
die sich zum Teil bewusst gegen die Regeln der<br />
Erwachsenen stellen, sicherheitsabträgliche Einstellungen<br />
vorhanden sind. Da diese Altersgruppe zu<br />
den Vielfahrern gehört, schlägt sich ein diesbezügliches<br />
Defizit nicht unwesentlich auf das Gesamtkollektiv<br />
der Radfahrenden nieder.<br />
2.6.2 Gefahrenpotenzial und Unfallrelevanz<br />
Fehlendes Gefahrenbewusstsein wird nur dann<br />
verhaltensrelevant und führt somit zu einem erhöhten<br />
Unfallrisiko, wenn gleichzeitig eine grobe Überschätzung<br />
der eigenen Fähigkeiten oder derjenigen<br />
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08 Risikofaktoren 97