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Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

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seien, gehen die Autoren davon aus, dass sie am<br />

Erfolg nicht massgebend beteiligt waren.<br />

In einer Cochrane Review [203] werden 5 Studien<br />

mit Kontrollgruppendesign diskutiert, die die Wirkung<br />

eines regionalen oder staatlichen Fahrradhelmobligatoriums<br />

untersuchten. Als «Outcome»<br />

interessierten medizinisch diagnostizierte Kopfverletzungen<br />

(zum Teil differenziert nach Art der<br />

Kopfverletzung) und/oder die Helmtragquote sowie<br />

negative Effekte wie z. B. weniger Radfahrende. Es<br />

konnte aber keine Studie mit Fall-Kontroll-<br />

Gruppendesign gefunden werden, die mögliche<br />

negative Effekte erfasste. Die berücksichtigten<br />

Studien stammen aus den USA und Kanada und<br />

wurden im Zeitraum 2000–2006 publiziert. Von<br />

den 3 Studien, die als Outcome Kopfverletzungen<br />

erfassten, konnten zwei eine signifikante Abnahme<br />

in der Interventionsgruppe nachweisen 62 .<br />

Eine Studie zeigte eine Abnahme, die aber nicht<br />

signifikant war63 . Die 3 Studien, die als Outcome<br />

die Helmtragquote erhoben, konnten alle eine<br />

signifikante Zunahme feststellen. Allerdings genügte<br />

in diesen 3 Studien nicht in jedem Fall allein das<br />

Verhängen eines Obligatoriums. So trug z. B. in<br />

Georgia – wo 1993 ein Fahrradhelmobligatorium<br />

⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />

62 Lee et al. 2005: Der Anteil Kopfverletzungen am Total aller<br />

Verletzungen reduzierte sich nach der Gesetzgebung bei<br />

der Interventionsgruppe (Kinder bis 17 Jahre), nicht aber bei<br />

den Erwachsenen (nicht vom Obligatorium betroffen = Kontrollgruppe).<br />

Die Reduktion betraf traumatische Kopfverletzungen<br />

(traumatic brain injuries TBI; OR=0,82; 99 %<br />

CI 0,76–0,89), nicht aber andere Kopf- oder Gesichtsverletzungen.<br />

Die grösste Reduktion fand sich bei Kindern bis 9<br />

Jahre. Macpherson et al. 2002: Nach Einführung von Kinder-Helmobligatorien<br />

in diversen Provinzen Kanadas reduzierte<br />

sich die Rate an Kopfverletzungen bei Kindern um<br />

45 % (auf 10 pro 100 000 Kinder in der Population). In den<br />

Kontrollprovinzen ohne Obligatorium reduzierte sich die Rate<br />

an Kopfverletzungen bei Kindern um 27 % (auf 13 pro<br />

100 000). Die Reduktion in der Interventionsgruppe ist signifikant<br />

grösser.<br />

63 Ji et al. 2006: Der Anteil Kopfverletzungen am Total der<br />

Verletzungen reduzierte sich zwar, aber weder bei den Kindern<br />

(Interventionsgruppe) noch bei den Erwachsenen<br />

(nicht vom Obligatorium betroffen = Kontrollgruppe) vor<br />

bzw. nach der Einführung des Obligatoriums signifikant.<br />

<strong>für</strong> Kinder eingeführt wurde – 1997 bei der Baseline-Erhebung<br />

in einer Gemeinde kein einziges Kind<br />

den Helm [204]. 1997 wurden Helme abgegeben<br />

und die Polizei begann Nichtträger zu büssen. Nach<br />

zwei Jahren lag die Tragquote bei 54 %.<br />

Trotz Fall-Kontroll-Design sind bei allen Studien<br />

methodische Limitationen vorhanden. Die Autoren<br />

geben etwa zu bedenken, dass die Daten zu Kopfverletzungen<br />

auf aggregierten Daten basieren,<br />

ohne dass das Helmtragverhalten erhoben worden<br />

wäre. Daher sei nicht klar, ob die positiven Effekte<br />

mit Sicherheit auf die Einführung eines Obligatoriums<br />

zurückzuführen seien.<br />

«Other possible explanations for the decreases in<br />

the reported head injury rates or proportion of<br />

serious head injuries including changes in hospital<br />

admission procedures, reduced cycling exposure<br />

(for reduces head injury rates) or an increase in<br />

other bicycle related injuries (for reduces proportion<br />

of head injuries)»[203, S. 12].<br />

Zu bedenken ist zudem, dass alle berücksichtigten<br />

Studien lediglich Helmobligatorien <strong>für</strong> Kinder<br />

untersuchten. Bedenklich sind jene Daten, die die<br />

Helmtragquote bei den verunfallten Radfahrenden<br />

selbst (nach dem Unfall) erfragten [205]. Die Autoren<br />

bedauern zudem, dass keine Studien, die die<br />

Selektionskriterien erfüllt hätten, mit dem Outcome<br />

«Exposition» vorgelegen hätten. Sie geben allerdings<br />

zu bedenken, dass in den Studien, die den<br />

Anteil an Kopfverletzungen in Bezug zum Total<br />

aller Verletzungen setzen, die Exposition als kontrolliert<br />

bezeichnet werden könne. Beide Studien<br />

(Lee und Macpherson) würden eine signifikante<br />

Reduktion am Anteil Kopfverletzungen nachweisen.<br />

Nur eine der berücksichtigten Studien liefert<br />

Daten zur Bedeutung des Vollzugs eines Obli-<br />

210 Prävention bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08

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