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Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

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4.7 Fazit<br />

Einen Helm zu tragen, ist eine Massnahme sekun-<br />

därer Prävention, d. h., sie beeinflusst nicht das<br />

Unfallrisiko, sondern die Verletzungsschwere. In<br />

erster Linie muss Prävention da ansetzen, wo Unfälle<br />

vermieden werden können. In diesem Dossier<br />

wird eine Vielzahl notwendiger Massnahmen beschrieben,<br />

um dieses Ziel zu erreichen. Dennoch<br />

werden Fahrradunfälle nie völlig vermieden werden<br />

können. Kommt es zu einem Sturz, ist es sinnvoll,<br />

wenn ein Helm den Kopf schützt, auch wenn nicht<br />

alle Kopfverletzungen dadurch vermieden werden<br />

können.<br />

Gemäss der Todesursachenstatistik sterben in der<br />

Schweiz 60 % der tödlich verunfallten Radfahrenden<br />

an einer Kopfverletzung. Dieses Ergebnis<br />

deckt sich mit der internationalen Literatur. Aufgrund<br />

der aktuellsten Meta-Analyse, die über<br />

20 Studien berücksichtigt, ist davon auszugehen,<br />

dass ein Fahrradhelm im Durchschnitt (nicht im<br />

Einzelfall) die Wahrscheinlichkeit einer Kopfverletzung<br />

um rund 40 % reduziert. Die Schutzwirkung<br />

kann durch einen gut passenden und korrekt<br />

getragenen Helm erhöht werden.<br />

Im Zusammenhang mit dem Fahrradhelm sind zwei<br />

Zielsetzungen möglich: erstens die Verbesserung<br />

der Schutzwirkung und zweitens die Erhöhung<br />

der Helmtragquote. Aus Public-Health-<br />

Sicht ist die Erhöhung der Tragquote prioritär. Die<br />

Steigerung der Wirksamkeit (Efficacy) einer Intervention<br />

an sich – hier des Fahrradhelms –, ist <strong>für</strong><br />

die Öffentlichkeit oft weniger von Nutzen als die<br />

Steigerung der Durchdringung einer Intervention in<br />

der Bevölkerung (z. B. der Zugang relevanter Zielgruppen<br />

zu der Intervention sowie die individuelle<br />

Nutzung der Intervention) [213].<br />

Helmtests (Normierung) sind eine Möglichkeit,<br />

das Schutzpotenzial von Helmen unter vereinfachten,<br />

aber kontrollierten Bedingungen zu prüfen.<br />

Für Fahrradhelme ist insbesondere die Norm<br />

EN 1078 massgeblich, in der die stossdämpfenden<br />

Eigenschaften mittels Fallversuch getestet werden.<br />

Die Performance verschiedener Helme kann mit<br />

einem solchen Versuchsaufbau verglichen werden.<br />

Die dabei gemessene Beschleunigung gibt<br />

Auskunft über die Energieabsorption durch den<br />

Helm; eine Abschätzung des Risikos der durch den<br />

direkten Anprall entstehenden Verletzungen ist<br />

möglich. Der in der Norm angegebene Grenzwert<br />

ist hinsichtlich seiner biomechanischen Relevanz zu<br />

diskutieren, ist jedoch als Mindestanforderung<br />

zu verstehen. Durch Forschung und Entwicklung<br />

sind die Prüfkriterien von Helmtests weiterzuentwickeln,<br />

wie z. B. besserer Schutz im Schläfenbereich,<br />

geringerer Belastungsgrenzwert, Berücksichtigung<br />

rotierender Beschleunigung, andere Anprallstelle<br />

als Scheitel usw.<br />

Eine höhere Helmtragquote kann grundsätzlich<br />

durch edukative Strategien (Schulungsprogramme,<br />

Kommunikationskampagnen), legislative Strategien<br />

(Obligatorium) oder ökonomische Strategien (Subventionierung<br />

oder Gratisabgabe von Helmen)<br />

angestrebt werden.<br />

Eine Übersichtsarbeit, in die 11 Studien aus den<br />

90er-Jahren einflossen, zeigte, dass Schulungsprogramme<br />

und gemeindeorientierte Kampagnen<br />

<strong>für</strong> Kinder/Jugendliche (zum Teil durch<br />

Gratisabgabe, Ersatz oder Vergünstigung von Helmen)<br />

die Helmtragquote unter der Zielgruppe um<br />

den Faktor 2 erhöhen konnten. Aufgrund der<br />

zwischenzeitlich veränderten Rahmenbedingungen<br />

(höhere Tragquote, höhere Resistenz der Nicht-<br />

Helmträger) ist heute eher von einem geringeren<br />

214 Prävention bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08

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