Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
Fahrradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Für die Schweiz können tödliche Kopfverletzun-<br />
gen beim Radfahren in der Todesursachenstatistik<br />
des BFS ermittelt werden. In den Jahren<br />
2004–2008 wurden insgesamt 142 getötete<br />
Radfahrende registriert. Bei 60 % von ihnen<br />
wurde eine Kopfverletzung als Todesursache<br />
diagnostiziert55 .<br />
4.3 Schutzmechanismus und Wirksamkeit<br />
eines Fahrradhelms<br />
4.3.1 Schutzmechanismus und Wirksamkeit<br />
im Labor<br />
Das reale Unfallgeschehen von Fahrradunfällen ist<br />
komplex und lässt sich – beispielsweise in Crashtests<br />
– nur ansatzweise nachbilden. Daher werden<br />
zur Untersuchung der Wirkweise und des Schutzpotenzials<br />
von Helmen Versuche im Labor durchgeführt.<br />
Solche Experimente vereinfachen das reale<br />
Geschehen zwar, erlauben es jedoch, unter kontrollierten<br />
und reproduzierbaren Bedingungen<br />
Tests durchzuführen. Testet man verschiedene<br />
Helme auf die gleiche Weise, kann man die Ergebnisse<br />
gut vergleichen. Neben solchen standardisierten<br />
Testverfahren wie sie auch in entsprechenden<br />
Normen vorgegeben werden, können im Labor<br />
spezielle Fragestellungen zum Design oder Material<br />
untersucht werden. Des Weiteren bieten Computersimulationen<br />
Möglichkeiten zur Analyse von<br />
Helmen [161–163].<br />
⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />
55 Im gleichen Zeitraum registrierte die Schweizer Polizei<br />
141 tödlich verletzte Radfahrende. Die Fälle der Todesursachenstatistik<br />
und der polizeilich registrierten Strassenverkehrsunfälle<br />
sind jedoch nicht deckungsgleich: In der<br />
Todesursachenstatistik werden zusätzlich Unfälle der<br />
Schweizer Wohnbevölkerung im Ausland erfasst, die von<br />
Touristen in der Schweiz dagegen nicht. Zudem können in<br />
der Todesursachenstatistik Strassenverkehrsunfälle nicht<br />
von Fahrradunfällen abseits des Strassenverkehrs differenziert<br />
werden.<br />
Für Fahrradhelme ist in vielen europäischen Ländern<br />
die Norm EN 1078 massgebend56 , in der<br />
auch Testverfahren <strong>für</strong> Prüfungen im Labor definiert<br />
sind [164,165]. Diese Norm stellt Anforderungen<br />
an die Konstruktion (beispielsweise hinsichtlich<br />
Sichtfeld und Trageriemen), an die<br />
stossdämpfenden Eigenschaften eines Helms und<br />
an die Kennzeichnung der Produkte. Auf die<br />
Wichtigkeit der Belüftung von Fahrradhelmen<br />
wird hingewiesen. Es werden jedoch keine konkreten<br />
Anforderungen an Belüftung oder Wärmeübertragung<br />
formuliert.<br />
Um sicherzustellen, dass ein Helm bei einem Anprall<br />
einen Teil der übertragenen Energie absorbiert,<br />
enthält die Norm Mindestanforderungen<br />
an die stossdämpfenden Eigenschaften eines<br />
Helms. Es wird ein mechanisches Prüfverfahren<br />
definiert, mit dem diese Eigenschaften getestet<br />
werden, und es werden entsprechende Prüfkriterien<br />
vorgegeben, die ein Helm erfüllen muss, um<br />
diese Prüfung gemäss Norm zu bestehen.<br />
Als Testverfahren wird ein Fall-Versuch definiert.<br />
Dabei wird der Helm einem Prüfkopf angezogen<br />
und aus einer gewissen Höhe fallen gelassen. Der<br />
Helm stürzt also im freien Fall quasi mit seinem<br />
Scheitel auf einen festen Sockel. Es werden dabei<br />
zwei verschiedene Sockelformen verwendet, ein<br />
flacher und ein Stahlsockel, der einen Bordstein<br />
nachbildet. Der Prüfkopf (mit Helm) prallt im Versuch<br />
mit einer Geschwindigkeit von 5,42 m/s (ca.<br />
19,5 km/h) auf den flachen Sockel und mit<br />
4,57 m/s (ca. 16,5 km/h) auf den Bordsteinförmigen<br />
Sockel. Dies entspricht Fallhöhen von ca.<br />
1,5 m bzw. 1 m. Es sei angemerkt, dass sich die<br />
⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />
56 Für Stossschutzhelme <strong>für</strong> Kleinkinder gilt Norm EN 1080,<br />
die analoge Anforderungen wie EN 1078 stellt.<br />
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 08 Prävention 199