01.12.2012 Aufrufe

Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Einer der wirksamsten Beiträge zur Bekämpfung der Armut <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> ist die Bekämpfung<br />

der Langzeitarbeitslosigkeit (s. o.). Bei Berücksichtigung der verheerenden Auswirkungen<br />

von Langzeitarbeitslosigkeit als regionalem Hauptrisiko für Armut lohnt sich ein kurzer<br />

ordnungspolitischer Blick auf institutionelle Aspekte der regionalen Arbeitsförderung.<br />

Das größte Mittelvolumen für Arbeitsförderung setzt die Bundesagentur für Arbeit (BA) <strong>im</strong><br />

<strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> ein, und zwar Bundes- und Mittel aus der Arbeitslosenversicherung. Die Bundesagentur<br />

für Arbeit (BA) agiert <strong>im</strong> Rahmen ihres durch den Bundesgesetzgeber regulierten<br />

Auftrags gemäß SGB III und SGB II. Die BA wird sinnvoller Weise <strong>im</strong>mer große Anstrengungen<br />

leisten, um den Eintritt in Arbeitslosigkeit möglichst zu verhindern, und wenn dies nicht<br />

gelingt, möglichst den schnellen Austritt aus Arbeitslosigkeit zu fördern. 146 Das heißt, die BA<br />

wird ihre Aktivitäten neben der Förderung Langzeitarbeitsloser und anderen Aufgaben auch<br />

darauf ausrichten müssen, das Eintreten von Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern.<br />

Im Rahmen der <strong>Land</strong>esarbeitsmarktpolitik (BAP) muss wg. des hohen europäischen Mitteleinsatzes<br />

(ESF) mit der BA, den Argen, anderen Ressorts und dem Magistrat Bremerhaven<br />

kooperiert werden, weil europäische Fördermittel <strong>im</strong>mer mit nationalen Fördermitteln<br />

kombiniert werden müssen. Oftmals erfolgt dies durch Darstellung passiver nationaler Leistungen<br />

der Arbeitsförderung. Europäische Mittel (ESF) sind i. d. R. aktive Mittel der Arbeitsförderung.<br />

147 Das <strong>Land</strong> muss also bei Umsetzung des BAP mit der BA, den Argen, anderen<br />

Ressorts und dem Magistrat Bremerhaven und der EU kooperieren, kann aber <strong>im</strong> Rahmen<br />

der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit eigene Schwerpunkte setzen.<br />

Regionen mit hoher verfestigter Langzeitarbeitslosigkeit werden wie das <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> auch<br />

relativ hohe verfestigte regionale Armut haben (s. o.). Solche Regionen unterliegen dann<br />

regelmäßig relativen öffentlichen Budgetbeschränkungen, u. a. weil die „Armen“ „Steuern<br />

kosten“ statt „Steuern zu zahlen“, d. h., wie <strong>im</strong> Falle <strong>Bremen</strong> sind auch die Budgets für die<br />

„aktive“ <strong>Land</strong>esarbeitsförderung relativ beschränkt. Im <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> hängen sie mittlerweile<br />

fast ausschließlich von der EU ab. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Welche Ausrichtung<br />

hat die <strong>Land</strong>esarbeitsmarktpolitik? Unter Berücksichtigung des Ziels der <strong>Armuts</strong>bekämpfung<br />

sollte sie ihren Schwerpunkt in der Förderung von Langzeitarbeitslosen bzw.<br />

von Arbeitslosen <strong>im</strong> Rechtskreis SGB II haben. 148 Dies sollte sich auch in der Mittelverteilung<br />

auswirken. Eine erfolgreiche Förderung von Arbeitslosen <strong>im</strong> Rechtskreis SGB II entlastet<br />

die Städte <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven auch direkt fiskalisch, weil sie <strong>im</strong> Ausmaß ihres Erfolges<br />

um passive Leistungen nach dem SGB II entlastet werden. 149<br />

146 Würde die BA anders agieren, also z. B. aktiv nur Langzeitarbeitslose fördern, würde sie indirekt durch Vernachlässigung<br />

der Kurzzeitarbeitslosigkeit das Eintreten von Langzeitarbeitslosigkeit riskieren, die sie dann bekämpfen<br />

würde und das vor dem Hintergrund, dass Langzeitarbeitslosigkeit viel schwerer zu bekämpfen ist. Mit<br />

dem sog. Aussteuerungsbetrag, den die BA an den Bundesfinanzminister zahlen musste, wollte der Bundesgesetzgeber<br />

der BA zusätzliche Anreize geben, das Eintreten von Langzeitarbeitslosigkeit möglichst zu verhindern.<br />

Der Aussteuerungsbetrag von 10.000 € wurde fällig be<strong>im</strong> Wechsel von Arbeitslosengeld-Empfänger/innen <strong>im</strong><br />

Rechtskreis SGB III in den Rechtskreis SGB II (d. h. bei Eintreten der Hilfebedürftigkeit <strong>im</strong> Sinne des SGB II und<br />

unabhängig von der Dauer der vorangegangenen Arbeitslosigkeit), wurde aber inzwischen durch eine hälftige<br />

globale Beteiligung der BA am Eingliederungstitel <strong>im</strong> SGB II-Rechtskreis und an den vom Bund zu tragenden<br />

SGB II-Verwaltungskosten ersetzt.<br />

147 Sog. passive Leistungen der Arbeitsförderung fördern den Lebensunterhalt. Aktive Leistungen der Arbeitsförderung<br />

fördern die Beschäftigungsaufnahme. Die Refinanzierung von passiven Leistungen der Arbeitsförderung<br />

ist aus EU-Mitteln nur sehr eingeschränkt möglich.<br />

148 Wenn keine Ansprüche gemäß SGB III erworben werden konnten, i. d. R. weil nicht ausreichend in die Arbeitslosenversicherung<br />

eingezahlt werden konnte, können Ansprüche gemäß SGB II geltend gemacht werden.<br />

Das heißt, nicht alle Arbeitslosen <strong>im</strong> Rechtskreis SGB II sind bereits langzeitarbeitslos, jedoch haben sie oft dennoch<br />

hohe <strong>Armuts</strong>- und Arbeitsmarktrisiken, wie z. B. Alleinerziehende oder Jugendliche ohne Ausbildung.<br />

149 Passive Leistungen <strong>im</strong> Rechtskreis SGB II sind zwischen Bund und Kommunen aufgeteilt.<br />

100<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!