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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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48<br />

2.2 Einkommen, Schulden und Transferleistungen<br />

2.2.1 Reichtum und Armut <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> - ein erster Überblick<br />

Dem Verwirklichungschancen-Ansatz des Nobelpreisträgers Amartya Sen zu Folge setzt die<br />

gesellschaftliche Teilhabe insbesondere das Vorhandensein persönlicher Ressourcen voraus.<br />

45 Der französische Soziologe Pierre Bourdieu teilt die persönlichen Ressourcen eines<br />

Menschen in drei miteinander verbundene Faktoren: ökonomisches Kapital (Vermögen, Eigentumsrechte<br />

an z. B. <strong>Land</strong>, Häusern oder Produktion), kulturelles Kapital (erhaltene Bildung<br />

und persönliche Qualifikationen / Talente) und soziales Kapital (Netzwerke persönlicher<br />

Beziehungen). Die drei Kapitalarten ergänzen sich und können auch ineinander umgewandelt<br />

werden. So münden z. B. Bildungsabschlüsse und soziale Kontakte in Anstellungen, die<br />

Einkommen ermöglichen. 46 Einkommen sind zwar keine ausschließliche, aber eine wesentlich<br />

Voraussetzung für Verwirklichungschancen. Für die Darstellung gesellschaftlicher Teilhabechancen<br />

ist die Analyse von Armut und Reichtum oder, nach Pierre Bourdieu, des Kapitals<br />

in einer Gesellschaft erforderlich.<br />

Welche Daten sind verfügbar?<br />

Über Armut und Reichtum werden keine gesonderten Statistiken erhoben 47 . Grundlage dieses<br />

Berichts sind daher Statistiken, die eigentlich für andere Zwecke erstellt wurden und deren<br />

Datenbasis jeweils nur einen Teil der Verhältnisse abbildet. Wie viel das Vermögen der<br />

Bremer und Bremerhavener Bürger bzw. Bürgerinnen wert ist, und wie es genau verteilt ist,<br />

ist nicht präzise ermittelbar; allenfalls aus der Verschuldung privater Haushalte können<br />

Schlüsse gezogen werden, nämlich über Menschen, die kein oder kaum Vermögen besitzen.<br />

Hingegen sind Menschen, denen der Staat den Lebensunterhalt oder einen Teil davon bezahlt,<br />

zahlenmäßig genau erfasst; ihre Einkünfte sind amtlichen Statistiken zu entnehmen.<br />

Für die regionale Verteilung der Einkommen in der Stadt <strong>Bremen</strong> liegt eine Auswertung der<br />

Einkommensteuerstatistik von 2001 vor, die <strong>im</strong> Jahre 2006 erschienen ist 48 . Die unterschiedliche<br />

Entwicklungsdynamik der Bestandteile des Pr<strong>im</strong>äreinkommens, die der volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtrechnung entnommen werden kann, gibt Anhaltspunkte über die Kräfteverhältnisse<br />

in der Verteilungsauseinandersetzung. Die Verschuldung der privaten Haushalte<br />

gibt über deren Lebensverhältnisse zwar nur eingeschränkt Auskunft, meist wird jedoch ein<br />

überschuldeter Haushalt ein „armer“ Haushalt sein; Statistiken hierzu gibt es nur von privaten<br />

Schuldner-Auskunfteien. Welche Personen Sozialleistungen erhalten, wie sich ihr Einkommen<br />

zusammensetzt und wie sich die Verhältnisse seit dem Jahr 2000 verändert haben,<br />

ergibt sich aus Sozialtransferstatistiken, die von der Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />

Jugend und Soziales veröffentlicht werden.<br />

45<br />

Im Kapitel 1 „Einleitung“ wird u. a. der Verwirklichungschancen-Ansatz erläutert.<br />

46<br />

Vgl. Braun 2002, S. 4 f.<br />

47<br />

Personen, die aufgrund ihres Einkommens keine Steuern zahlen müssen, sind in der Lohn- und Einkommensteuerstatistik<br />

größtenteils nicht erfasst. Die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe soll Aussagen über den<br />

privaten Konsum treffen; das Einkommen von Haushalten, das eine best<strong>im</strong>mte Grenze überschreitet, wird nur bis<br />

zu dieser Höhe erfasst. Dies trifft auch auf den Mikrozensus zu. Zum Vermögen macht zwar die Einkommensund<br />

Verbrauchsstichprobe Aussagen, die aber für <strong>Bremen</strong> nicht repräsentativ sind. Aus Steuerstatistiken kann<br />

nicht auf Vermögen geschlossen werden. Die Vermögensteuer ist wegen der ungleichen Behandlung von Grundeigentum<br />

(Häuser) und anderem Vermögen abgeschafft worden.<br />

48<br />

Daten aus 2004 werden <strong>im</strong> Lauf des Jahres 2009 verfügbar sein.<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009

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