Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

Obdachlose Männer 464
Kurzaufenthalte in Übernachtungseinrichtungen der Wohnungslosenhilfe von bis zu drei Tagen
im Sinne einer Überbrückung einer aktuellen Notlage fanden bei 50 % der Männer
statt. 465 Ca. drei Viertel der Bewohner blieben weniger als 30 Tage.
Die Unterbringung dort stellte möglicherweise die Bewältigung einer vorübergehenden Notlage
(von bis zu einem halben Jahr Dauer) dar.
Allerdings darf einschränkend nicht unerwähnt bleiben, dass sich bei einem Teil der Kurzzeitnutzer
in einem Drehtüreffekt verschiedene Unterbringungsformen in der Obdachlosigkeit
bzw. des prekären Wohnens abwechseln. Die gesamte Verweildauer in Notunterkünften Obdachloser
verlängert sich z. B. bei den „Durchreisenden“ durch das Überwechseln in ein Einfachhotel,
in eine Einrichtung in einer anderen Stadt, kurzfristige Obdachnahme bei Freunden,
den erfolglosen Versuch einer Wohnungsgründung, Strafhaft oder Krankenhausaufenthalt
mit anschließender Rückkehr in ein Einfachhotel oder eine Notunterkunft. Dies betrifft
insbesondere Männer, die zugleich drogenabhängig sind.
Bei dieser Gruppe mit Langzeitaufenthalten in verschiedenen Formen der Obdachlosenunterbringung
muss mit extremen Armutsfolgen insbesondere der sozialen Ausgrenzung und
sich dabei potenzierenden Faktoren gerechnet werden (s. weiter oben zu Folgen der Obdachlosigkeit).
Es sind besonders die älteren Bewohner mit einer langen Drogenkarriere, die länger als ein
Jahr in Notunterkünften wohnen, weil es für sie keine Alternative gibt (u. a. sogenannte Chronisch
Mehrfach Abhängige CMA Klienten, s. Maßnahmen).
Obdachlose Frauen
Die Notunterkunft der Inneren Mission für alleinstehende obdachlose Frauen ist getrennt und
in einem anderen Stadtteil untergebracht als die für Männer, um die Frauen vor nicht gewünschten
Kontakten zu bewahren und ihnen einen geschützten Raum anzubieten. Hintergrund
sind insbesondere Gewalterfahrungen der meisten Frauen.
Die wohnungslosen Frauen verbleiben länger in der Einrichtung als die Männer. Langzeitaufenthalte
(mehr als 90 Tage) sind leicht zunehmend. Knapp die Hälfte der Frauen bewohnt
die Notunterkunft länger als einen Monat (durchschnittlicher Aufenthalt 2007: 39 Tage).
Kurzaufenthalte zur Überbrückung einer akuten Notlage spielen eine geringere Rolle als in
den anderen drei Notübernachtungseinrichtungen (28 %). Dies dürfte damit zusammen hängen,
dass die sog. „Durchreisenden“ meist männlichen Geschlechts sind.
Für drogenabhängige Frauen steht in Bremen bisher keine eigene Einrichtung als Notübernachtung
zur Verfügung. Die betreffenden Frauen wenden sich an zwei gemischtgeschlechtliche
Notunterkünfte; sie werden dort separat untergebracht. Ein entsprechender frauenspezifischer
Bedarf besteht jedoch, wie ein Arbeitskreis der Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit,
Jugend und Soziales mit freien Trägern und Ämtern im Jahr 2007 ermittelt hat.
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Weitere Einzelheiten (auch zu Drogenabhängigen) vgl. „Wohnungsnotfallhilfen 2004 bis 2006 in der Stadt Bremen“,
SAFGJS 2007-3.
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Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die sogenannten „Durchreisenden“, von denen ein Teil ohne vorherige
Kostenübernahmeerklärung der BAgIS oder des Amtes für Soziale Dienste die Einrichtung aufsucht, z. B.
nachts oder am Wochenende.
Lebenslagen im Land Bremen 2009 267