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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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Tatsächlich suchen mehr als 40 % der alleinerziehenden Hilfebedürftigen eine Vollzeittätigkeit.<br />

558 Dem steht aber objektiv die Kinderbetreuungssituation entgegen. Im Rahmen des<br />

Panels „Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ (PASS, Daten 1.Halbjahr 2007) wurde in Bedarfsgemeinschaften<br />

von erwerbstätigen Alleinerziehenden mit mindestens einem Kind unter<br />

15 Jahren abgefragt, ob ihnen durch die ARGE eine Betreuungsmöglichkeit angeboten wurde.<br />

Selbst bei den erwerbstätigen Alleinerziehenden war dies nur bei 2,6 % der Fall, obwohl<br />

ein Drittel diesen Bedarf explizit geäußert hatte. Insbesondere bei Schulkindern gibt es keine<br />

Nachmittagsbetreuung, so das Ergebnis der Auswertung. 559 Dies verunmöglicht Alleinerziehenden<br />

die Aufnahme einer gewünschten Vollzeittätigkeit und damit die Chance, ihre Abhängigkeit<br />

vom Hilfesystem zu überwinden.<br />

Bei Alleinerziehenden werden die ambivalenten und widersprüchlichen Anforderungen des<br />

mit Hilfe der SGB II-Reform umgebauten Sozialstaates an Frauen besonders deutlich: Der<br />

Zwang, einer existenzsichernden Erwerbstätigkeit nachzugehen auf der einen und die Verweisung<br />

auf die tradierte weibliche Rolle in der Sorgearbeit auf der anderen Seite. Angesichts<br />

der Strukturen auf dem geschlechtsspezifisch segmentierten Arbeitsmarkt, der die<br />

Tendenz hat, Frauen mit Kindern an den Rand zu drängen oder auszuschließen, und angesichts<br />

der gleichzeitig mangelhaften Betreuungsinfrastruktur für Kinder können insbesondere<br />

Alleinerziehende die Aufnahme einer existenzsichernden Erwerbstätigkeit kaum mit ihrer<br />

Betreuungsverantwortung ihren Kindern gegenüber verbinden.<br />

Ein nicht geringer Teil bleibt dementsprechend trotz hoher Erwerbsneigung und tatsächlicher<br />

Erwerbstätigkeit unvermeidlich auf Transfereinkommen angewiesen.<br />

3.8.3 Erwerbsbeteiligung<br />

Die Mehrzahl der Alleinerziehenden gab 2007 an, dass die eigene Erwerbstätigkeit ihre wichtigste<br />

Einkommensquelle ist (58 %). Damit liegen Alleinerziehende leicht über dem Durchschnitt<br />

aller Privathaushalte (56,4 %). 560 Dies ist ein weiterer Beleg für ihre hohe Erwerbsneigung.<br />

Auch die Erwerbstätigenquote spiegelt dies wider. Im Jahr 2007 waren nach Daten<br />

des Statistischen Bundesamts in Deutschland 1,06 Millionen der 1,57 Millionen Alleinerziehenden<br />

mit Kindern unter 18 Jahren erwerbstätig. Damit war ihre Erwerbstätigenquote (Anteil<br />

an allen Alleinerziehenden) mit 67,8 % insgesamt überdurchschnittlich hoch.<br />

Im <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> lag sie sehr deutlich niedriger bei nur 55,5 % 561 . Dies korreliert mit der bundesdurchschnittlich<br />

überproportional hohen Hilfequote von Alleinerziehenden <strong>im</strong> SGB II (siehe<br />

hierzu 3.8.2).<br />

Die nachfolgende Grafik zeigt, dass die Erwerbsbeteiligung bei alleinerziehenden Frauen<br />

stärker noch als bei Müttern in Paarfamilien vom Alter der Kinder abhängig ist. Bei Kindern<br />

unter drei Jahren ist die Erwerbstätigenquote der Mütter aus Paarfamilien deutlich höher als<br />

die alleinerziehender Frauen, bei Kindern von drei bis sechs Jahren gleicht sie sich an, danach<br />

wächst die Erwerbsbeteiligung alleinerziehender Mütter schnell. Mit Kindern unter drei<br />

Jahren ist die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Familienverantwortung für sie offenbar<br />

besonders schwierig. Dies korrespondiert mit den niedrigen Betreuungsquoten für diese Al-<br />

558 BMFSFJ 2009-1 S. 94.<br />

559 Vgl. IAB 2009-2, S. 7.<br />

560 Vgl. DGB 2008-1, S. 2.<br />

561 Vgl. StaLa 2008-5, S. 17.<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 321

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