01.12.2012 Aufrufe

Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

• Ein Handlungsfeld betrifft Wohnanlagen, in denen viele alte Menschen leben. Hier war es<br />

ein übereinst<strong>im</strong>mendes Anliegen der Verhandlungspartner, die Wohnsituation der älteren<br />

Menschen zu verbessern. Diese sollten nicht mehr den erwähnten regelmäßigen Einkommensüberprüfungen<br />

unterzogen werden.<br />

Bei diesem Personenkreis gibt es in aller Regel keine erheblichen Einkommenssteigerungen<br />

mehr. Es kann aber vorkommen, dass die alten Menschen bei geringen Rentenerhöhungen<br />

oder durch das Sinken der Einkommensgrenze nach dem Tod des Partners in eine ungünstigere<br />

Einkommensfallgruppe fallen und dadurch <strong>im</strong> Einzelfall u. U. erhebliche Mieterhöhungen<br />

tragen müssen. Diese Erhöhungen führen nicht selten dazu, dass die alten Menschen<br />

ihre bisherige gewohnte Umgebung verlassen und in eine andere Wohnung umziehen müssen.<br />

Diese Folgen werden durch die betreffenden Kooperationsverträge vermieden.<br />

• Das zweite Handlungsfeld für Kooperationsverträge betrifft größere Wohnanlagen, bei<br />

denen die dargestellten regelmäßigen Einkommensüberprüfungen zu einer erhöhten Fluktuation<br />

und in Folge dessen zu einer Gefährdung der Sozialstruktur geführt hatten. Dort wurden<br />

nicht nur die laufenden Einkommensüberprüfungen ausgesetzt. Die betroffenen Wohnungen<br />

wurden zusätzlich von den Belegungsbindungen freigestellt. Im Gegenzug haben die<br />

Wohnungsunternehmen andere Wohnungen der Bindung unterworfen.<br />

2.5.2.5 Schlichtwohnungen<br />

Schlichtwohnungen ohne Heizung und/oder Bad, die es in <strong>Bremen</strong> <strong>im</strong> Jahr 1993 noch zu<br />

etwa einem Prozent gab (etwa 3.000 Wohnungen) 199 , werden statistisch nicht mehr erfasst,<br />

da der Anteil aufgrund von Abriss oder Sanierungsmaßnahmen weiter rückläufig ist. Zur<br />

Verbesserung der Qualität des Wohnens berichtet GESIS: „So mag aus heutiger Sicht überraschen,<br />

dass 1960 noch 90 % aller Wohnungen in der früheren Bundesrepublik nicht über<br />

eine inzwischen als Standard geltende Ausstattung, d. h. ein Bad, (Innen-)WC und Sammelheizung<br />

verfügten.“ 200 Wohnungen dieser Art gelten heute als „Schlichtwohnungen. In Westdeutschland<br />

handelt es sich um ca. 5 %. 201 Der Bremer Anteil liegt also noch niedriger.<br />

Für kleine Gruppen von Menschen mit geringem Einkommen haben diese Wohnungen teilweise<br />

gleichwohl noch eine Bedeutung, da sie in traditionellen „sozialen Nischen“ liegen.<br />

Diese zeichnen sich durch ein hohes Maß an Toleranz gegenüber ihren Bewohnern aus,<br />

abweichendes Verhalten wird eher zugelassen als <strong>im</strong> klassischen Geschosswohnungsbau.<br />

Zudem sind die Mieten sehr gering. Sie liegen wegen der schlechten Ausstattung so niedrig,<br />

dass die Mieter teilweise geringere Einkommensanteile für ihr Wohnen aufbringen müssen<br />

als es die oben genannten Durchschnittszahlen aussagen. Dies erhöht ihren finanziellen<br />

Handlungsspielraum.<br />

Gleichwohl wird für einige Wohnungen und Quartiere mit schlechtem Ausstattungsstandard<br />

ein Handlungsbedarf zur Verbesserung der Wohnqualität gesehen. Da es nicht <strong>im</strong>mer möglich<br />

ist, die Eigentümer der betreffenden Wohnungen zu Investitionen zu veranlassen, ist<br />

eine Handlungslücke erkennbar, wo staatlicherseits interveniert werden sollte (vgl. Maßnahmenübersicht).<br />

199<br />

Letzte Erfassung vgl StaLa 1993-1.<br />

200<br />

GESIS-2009, S. 2.<br />

201 Ebenda.<br />

130<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!