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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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ung des Familieneinkommens bei gleichzeitig erhöhtem finanziellen Bedarf. Wird nach dem<br />

Mutterschutz – in der Regel auch von Müttern - die Erwerbsarbeit für bis zu drei Jahre unterbrochen<br />

(Elternzeitregelung), wird der berufliche Wiedereinstieg wegen der Veränderungsprozesse<br />

am Arbeitsplatz individuell oft als schwierig empfunden. Fehlt es darüber hinaus an<br />

familienorientierten Arbeitsbedingungen in Unternehmen und an adäquaten Betreuungsangeboten<br />

für Kinder, wird die Rückkehr oft zur unüberwindlichen Hürde.<br />

Wenn Familien nach der Geburt eines Kindes keine Möglichkeit haben, eine stabile Balance<br />

zwischen Erwerbs- und Familienarbeit zu finden, werden bestehende <strong>Armuts</strong>risiken verstärkt<br />

oder es treten neue auf. Das gilt auch und in besonderem Maße nach Trennung oder Scheidung<br />

für Eineltern-Familien, in denen in der Regel Frauen der Haushaltsvorstand sind.<br />

Wichtige Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit sind der Ausbau einer verlässlichen,<br />

zeitlich flexiblen und bezahlbaren Kinderbetreuung für Kinder aller Altersstufen. Familienfreundlichkeit<br />

<strong>im</strong> Unternehmen sorgt dafür, dass Beschäftigte schneller aus der Elternzeit<br />

zurückkehren und in der Zwischenzeit in Kontakt zu den fachlichen Entwicklungen bleiben<br />

und ihre beruflichen Kenntnisse und Fähigkeiten aufrecht erhalten können.<br />

In <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven unterstützt das über EFRE-Mittel finanzierte Verbundprojekt<br />

„Familie und Beruf“ Unternehmen dabei, eine familienbewusste Personalpolitik zu <strong>im</strong>plementieren.<br />

Bisher wird aber nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Betriebe erreicht.<br />

Investitionen in die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind Investitionen in die Standortpolitik<br />

des <strong>Land</strong>es. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss deshalb in der Wirtschaftspolitik<br />

<strong>Bremen</strong>s einen höheren Stellenwert bekommen. Verknüpft mit Steuerungselementen zur<br />

Geschlechtergerechtigkeit wäre das auch gleichstellungspolitisch ein Gewinn. Und je mehr<br />

Frauen mit gleichen Chancen am Erwerbsleben teilhaben können, umso geringer ihr <strong>Armuts</strong>risiko<br />

und das ihrer Familien.<br />

3.7.4 Bildung als Schlüssel, aber nicht als Lösung für das weibliche<br />

<strong>Armuts</strong>problem<br />

Seit der Veröffentlichung der PISA-Studie steht das Bildungssystem in der politischen wie in<br />

der gesellschaftlichen Öffentlichkeit in der Kritik. In der schulischen Bildung sind die Leistungsniveaus<br />

<strong>im</strong> internationalen Vergleich niedrig, die soziale Selektivität dagegen hoch. Die<br />

berufliche Bildung integriert längst nicht mehr alle Jugendlichen und verweist einen erheblichen<br />

Teil auf das sogenannte Übergangssystem, das vielfach als „Warteschleife“ betrachtet<br />

wird. Auch in der Weiterbildung schneidet Deutschland unterdurchschnittlich ab. Das Konzept<br />

des lebenslangen Lernens wird gern zitiert, aber längst noch nicht realisiert.<br />

In dieser Negativbilanz hebt sich in der öffentlichen Wahrnehmung die Situation von Frauen<br />

<strong>im</strong> Bildungssystem positiv ab. Denn seit der Sputnik-Schock in den 60er Jahren eine Bildungsexpansion<br />

auslöste, die insbesondere die Begabungsreserven von Mädchen und jungen<br />

Frauen erschließen wollte, gelten sie als die Gewinnerinnen des Bildungssystems.<br />

Tatsächlich hat sich in diesem Prozess <strong>im</strong> schulischen System der vorher beträchtliche Bildungsrückstand<br />

von Frauen zu einem leichten Vorsprung entwickelt.<br />

294<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009

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