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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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Im Bundesländervergleich lag <strong>Bremen</strong> mit einem Anteil von 19,6 % bei den einkommensarmen<br />

Haushalten mit Kindern etwa gleich auf mit den ostdeutschen Bundesländern Thüringen<br />

und Sachsen. Schlechtere Werte kennzeichneten lediglich Mecklenburg-Vorpommern und<br />

Sachsen-Anhalt. Werden bei diesem Vergleich auch die Unterschiede zwischen Flächenländern<br />

und den Stadtstaaten berücksichtigt, verbessert sich die Bremer Position nicht. Sowohl<br />

Hamburg (14,8 %) als auch Berlin erzielen bessere Werte (15,8 %).<br />

Tabelle 3.1.2: Materielles Wohlergehen von Kindern in ausgewählten Bundesländern<br />

Bundesland Anteil Kinder (0-17) in<br />

einkommensarmen Haushalten in %<br />

190<br />

Anteil der Haushalte mit Kindern ohne<br />

erwerbstätige Eltern in %<br />

Baden –Württemberg 6,7 4,7<br />

Bayern 7,6 4,2<br />

Hamburg 14,8 12,6<br />

Berlin 15,8 15,8<br />

Thüringen 19,2 8,1<br />

<strong>Bremen</strong> 19,6 16,5<br />

Sachsen 19,6 10,5<br />

Mecklenburg-Vorpommern 20,9 11,9<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Quelle: Bertram 2008, S. 64-67<br />

21,0 12,5<br />

Der überdurchschnittlich hohe Anteil von Kindern in einkommensarmen Haushalten in <strong>Bremen</strong><br />

wird durch den zweiten Aspekt, die fehlende Erwerbstätigkeit der Elternteile, noch verstärkt.<br />

Bei diesem zweiten Aspekt schneiden die ostdeutschen Bundesländer, bedingt durch<br />

eine höhere Frauenerwerbstätigkeit, besser ab. <strong>Bremen</strong> (16,5 %) ist knapp vor Berlin<br />

(15,8 %) durch den höchsten Wert gekennzeichnet, gefolgt von Hamburg (12,6 %) und<br />

Sachsen-Anhalt (12,5 %). Dieser in den Stadtstaaten auffällig hohe Anteil von Haushalten, in<br />

denen kein Elternteil einer formellen Erwerbstätigkeit nachgeht, ist neben den materiellen<br />

Auswirkungen eine zusätzliche Einschränkung für die Entwicklungschancen der Kinder 294 .<br />

Bringt man die Entwicklung der materiellen Grundlage der Kinder und ihrer Familien in <strong>Bremen</strong><br />

in eine Zeitreihe, so ist keine Verbesserung, sondern eine weitere Zunahme des<br />

materiellen <strong>Armuts</strong>risikos festzustellen. Wie beabsichtigt, konnte auch durch die neuen<br />

Instrumente der Arbeitsmarktreform seit 2005 die Zahl der Erwerbstätigen während des Konjunkturaufschwungs<br />

in <strong>Bremen</strong> erhöht werden (vgl. Teil 2.3). Trotz dieser förderlichen Rahmenbedingungen<br />

gelang es jedoch nicht, mit Hilfe der neuen Grundsicherung (SGB II) und<br />

dem Sozialgeld für Kinder deren <strong>Armuts</strong>risiko nennenswert zu senken. Seit den Arbeitsmarktgesetzen<br />

hat sich die Situation von Kindern arbeitsloser Eltern - statistisch gesehen -<br />

verschlechtert.<br />

Damals erfolgte die Neugestaltung der Regelsätze <strong>im</strong> SGB II auch mit einer am Arbeitsmarkt<br />

ausgerichteten Zielsetzung. Die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit sollte gegenüber dem Sozialleistungsbezug<br />

finanziell attraktiv bleiben. Durch diese Verengung auf Arbeitsmarkt- und<br />

Kosteneffekte gerieten die direkt damit verbundenen sozialen, familiären und bildungsspezifischen<br />

Auswirkungen in den Hintergrund. Für die betroffenen Kinder bedeutet diese politische<br />

Prioritätensetzung seit jetzt fast drei Jahren erhebliche Einschränkungen in einer Phase,<br />

in der zentrale emotionale, soziale und kognitive Weichen für den weiteren Lebens- und<br />

Bildungsweg gestellt werden.<br />

294 Vgl. Bertram 2008, S. 66.<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009

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