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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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3. Die Auswirkungen von Armut und Benachteiligung<br />

auf gesellschaftliche Gruppen<br />

3.1. Kinder und ihre Lebensbedingungen in <strong>Bremen</strong><br />

Die aktuelle öffentliche und politische Debatte über die Situation der Kinder in Deutschland<br />

entzündet sich an polarisierten Argumentationen. Seit vielen Jahren wird die wachsende und<br />

sich verfestigende Kinderarmut als „Skandal“ für ein reiches <strong>Land</strong> wie Deutschland beklagt.<br />

Positiv hervorgehoben wird hingegen, dass - <strong>im</strong> Gegensatz zu den Problemen einer Minderheit<br />

von 20 bis 25 % der Kinder - die große Mehrheit gesünder, klüger, gewaltfreier, sicherer,<br />

vermögender und in größerer Harmonie mit ihren Eltern als je zuvor groß werde. Trotz steigender<br />

Scheidungsraten, so zeigen die statistischen Werte, leben fast 75 % der Kinder in<br />

einer klassischen Kleinfamilie mit Mutter, Vater und einem Geschwisterkind.<br />

In den vielfältigen Alltagsrealitäten von Kindern, aber auch in der kaum noch übersehbaren<br />

Zahl von Expertisen und wissenschaftlichen Untersuchungen lassen sich für beide Positionen<br />

Beispiele finden. Auch der Bezug auf scheinbar objektive Zahlen und Prozentwerte trägt<br />

nicht unbedingt zur Aufklärung über die unterschiedlichen Realitäten von Kindern bei. So<br />

kann der Hinweis auf Kinderarmut als eine Randerscheinung nicht überzeugen, weil es sich<br />

um Millionen von Kindern handelt. Durch die großen regionalen Unterschiede in Deutschland<br />

st<strong>im</strong>mt die These der „Randerscheinung“ wohl für die süddeutschen Bundesländer, für viele<br />

norddeutsche und ostdeutsche Regionen aber nicht. In einigen norddeutschen und auch<br />

ostdeutschen Großstädten lebt bereits fast jedes dritte Kind mit einem <strong>Armuts</strong>risiko und in<br />

einigen ihrer sogenannten benachteiligten Stadtquartiere sind sie keine Minderheit mehr.<br />

Gerade die beiden Großstädte <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven gehören zu den am stärksten<br />

durch Kinder- und Bildungsarmut betroffenen Städte in Deutschland.<br />

3.1.1 Kindeswohl und soziale Lage<br />

1989 verabschiedete die Vollversammlung der Vereinten Nationen den bisher umfassendsten<br />

internationalen Vertrag über Kinderrechte. Die UN-Konvention über die Rechte der Kinder<br />

fordert von den Unterzeichnerländern, zu denen auch Deutschland gehört, die Vorrangstellung<br />

des Kindeswohls und max<strong>im</strong>ale Investitionen in die Zukunft der Kinder. Ob eine Gesellschaft<br />

für die Zukunft gut gerüstet ist, hängt nicht allein von der Frage ab, ob es in Zukunft<br />

genügend Kinder gibt, die hinreichende Mittel für die Alterssicherung erwirtschaften<br />

oder als qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen 286 . Es geht auch darum, welche Verwirklichungschancen<br />

eine Gesellschaft ihren Kindern bietet: Hinsichtlich ihrer Gesundheit,<br />

ihrer materiellen Sicherheit, dem Ausmaß der Risiken, mit denen sie <strong>im</strong> Alltag konfrontiert<br />

sind, ihrer Chancen auf eine gute Erziehung und Bildung, ihres Wohlbefindens sowie sich als<br />

Teil der Familie und der Gesellschaft zu verstehen. Im Mittelpunkt eines solchen Ansatzes<br />

stehen das Kindeswohl und die Bedürfnisse der Kinder sowie eine zielgerichtete, nachhaltige<br />

Kinderpolitik. Um Fortschritte bei der Verwirklichung des Kindeswohls zu erreichen und<br />

diese auch ernsthaft beurteilen zu können, müsse ein transparenter und kontinuierlicher Monitoring-Prozess<br />

stattfinden 287 . Aus diesem Grund veröffentlichte UNICEF <strong>im</strong> Februar 2007<br />

286 Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat z. B. ermittelt, dass sich die Mittel für einen Ausbau frühkindlicher<br />

Betreuung und Bildung langfristig mit einer Rendite von 8 % verzinsen, vgl. IW-2008.<br />

287 Pais 2008, S. 222.<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 187

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