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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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Die moderne Entwicklungspsychologie 320 und Neurobiologie 321 betonen zudem, wie sehr es<br />

bei der intellektuellen Entwicklung auf die Frühförderung ankomme. Damit ist nicht gemeint,<br />

dass Kinder gleich zu Beginn der Schulzeit Basisqualifikationen „eingetrichtert“ bekommen<br />

oder bereits die Krippen- oder Kindergartenzeit zu einer Vorschule werden soll. Es geht<br />

vielmehr darum, dass Kinder als Entdecker ihrer Welt, diese gleichzeitig mit allen Sinnen<br />

körperlich, sozial, emotional und kognitiv erleben und nicht aufgeteilt in unterschiedliche<br />

Funktionen.<br />

3.1.4.1 Frühförderung und frühkindliche Bildung 322<br />

Zu den materiellen Einschränkungen werden bei unzureichenden vorschulischen Förder-<br />

und Bildungsmöglichkeiten insbesondere die Chancen derjenigen Kinder kumulativ beeinträchtigt,<br />

in deren Familien keine förderlichen Lebens- und Lernbedingungen herrschen. Dieser<br />

Erkenntnis folgt seit einiger Zeit ein Prozess des gesellschaftlichen und politischen Umdenkens.<br />

Favorisiert wird derzeit eine veränderte Balance der Verantwortungsteilung zwischen<br />

den Familien einerseits sowie öffentlichen und privaten Angeboten anderseits (Kinder-,<br />

Jugend-, Familienhilfe, Kindertagesbetreuung). Vor allem durch den Ausbau von frühkindlichen<br />

Betreuungs- und Bildungsangeboten soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

erleichtert sowie eine bessere Förderung von Kindern aus materiell benachteiligten Familien<br />

erreicht werden.<br />

Schulärztliche Untersuchungen <strong>im</strong> Jahr 2001 in <strong>Bremen</strong> ergaben, dass 5 % aller Kinder kein<br />

Kindertageshe<strong>im</strong> (KTH) besucht hatten. Bei Familien mit einem Migrationshintergrund waren<br />

es fast doppelt so viele Kinder (8,9 %). Nach Einschätzung der Schulärzte 323 brachten lediglich<br />

75 % der Jungen und 83 % der Mädchen hinreichende Voraussetzungen für einen unproblematischen<br />

Einstieg in die erste Grundschulklasse mit.<br />

Im <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> gab es 1998 für 6,8 % der unter dreijährigen Kinder einen Platz in einer<br />

Krabbelgruppe und weniger als 100 Krippenplätze, insgesamt 1.290 Betreuungsplätze. Bis<br />

zum Jahr 2002 erfolgte <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> ein Ausbau auf insgesamt 1.700 Plätze.<br />

In der Stadt <strong>Bremen</strong> waren <strong>im</strong> Jahr 2007 für insgesamt 13.332 Kinder <strong>im</strong> Alter unter drei<br />

Jahre 976 Betreuungsplätze ausgewiesen. Das entspricht einer Betreuungsquote von<br />

7,3 %. Der überwiegende Teil dieser Plätze (508) wird in Krabbelgruppen und Spielkreisen<br />

angeboten, die fast ausschließlich durch Elternvereine organisiert werden. Für 56 Kinder<br />

unter drei Jahren gibt es einen Platz in einem Kindertageshe<strong>im</strong> der Stadt oder von freien<br />

Trägern der Wohlfahrtspflege. Etwa 400 Kinder werden aktuell in der sogenannten Kindertagespflege<br />

durch „Tagesmütter“ betreut. Diese Tagesmütter besitzen eine offizielle Tagespflegeerlaubnis<br />

und haben einen entsprechenden Qualifizierungskurs absolviert.<br />

320<br />

Vgl. Pauen 2006.<br />

321<br />

Vgl. Fuhrer 2005.<br />

322<br />

Zur Frühförderung von Kindern mit Behinderung vgl. Teil 3.3.<br />

323<br />

GAB 2007-1, S. 27 f.<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 197

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