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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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fast 60 %. Zwischen diesen besonders vermögenden Haushalten ist das Geldvermögen mit<br />

großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls extrem ungleich verteilt, wie die detaillierten Analysen<br />

des Berichtes aus Nordrhein-Westfalen zeigen. Von allen vermögensreichen Haushalten<br />

verfügen wiederum die obersten 5 % über den Großteil der gesamten Vermögen in diesem<br />

Bundesland. Diese extreme Vermögenskonzentration bestätigt noch anschaulicher der German<br />

Wealth Reports aus dem Jahr 2000. Danach besitzt die Gruppe von 3.700 „Superreichen“<br />

in Deutschland jeweils ein privates Geldvermögen von mindestens 30 Millionen €, zusammen<br />

insgesamt 612 Milliarden €.<br />

Solchen systematischen Analysen über Reichtum haftet in der Öffentlichkeit noch <strong>im</strong>mer das<br />

Vorurteil an, es soll eine „Neiddebatte“ geführt werden. Tatsächlich handelt es sich bei den<br />

bisher vorliegenden Reichtumsuntersuchungen in Bundes-und Länderberichten um sachliche<br />

Bestandsaufnahmen zur Einkommens- und Vermögensverteilung.<br />

Noch in der „alten“ Bundesrepublik dominierte die Überzeugung einer weitgehend erfolgreich<br />

bekämpften Armut durch die damalige Sozialhilfe. Schon Anfang der 90er Jahre galten aber<br />

bereits rund 10 Millionen Menschen (13 %) aufgrund geringer Einkommen als armutsgefährdet.<br />

Nach einem leichten Rückgang zwischen 1995 und 1999 stieg ihre Zahl nach Berechnungen<br />

des DIW bis 2006 kontinuierlich auf knapp 15 Millionen oder 18 %. 16<br />

Einen starken Anstieg des <strong>Armuts</strong>risikos von 35 % (1997) auf 50 % (2007) verzeichneten<br />

insbesondere Haushalte, die länger von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Daten des Sozioökonomischen<br />

Panels verdeutlichen jedoch nicht allein diesen erheblichen Anstieg des <strong>Armuts</strong>risikos,<br />

sondern auch eine Verfestigung von dauerhafter Armut. Davon wird gesprochen,<br />

wenn Personen in zwei aufeinander folgenden Jahren unterhalb der <strong>Armuts</strong>grenze leben. In<br />

den 90er Jahren handelte es sich dabei um einen relativ stabilen Anteil von unter 8 % bei<br />

insgesamt 13 % armutsgefährdeter Bevölkerung. Seit dem Jahr 2000 stieg dieser Anteil verfestigter<br />

Armut auf über 12 % bei insgesamt 18 % armutsgefährdeter Bevölkerung. Das Risiko,<br />

in Armut zu geraten, betrifft aber nicht allein die Bezieher von öffentlichen Transfers zur<br />

Grundsicherung. Gefährdet ist auch ein wachsender Anteil von in Teilzeit und Vollzeit arbeitenden<br />

Beschäftigten, insbesondere wenn sie zu Niedriglöhnen arbeiten.<br />

Als 2006 der konjunkturelle Aufschwung einsetzte, ging die Zahl der offiziell registrierten Arbeitslosen<br />

17 von 13 % <strong>im</strong> Jahr 2005 auf 9 % Mitte 2008 zurück. Vor allem durch diese Entwicklung<br />

setzten sich erstmals seit Jahren die Trends der zunehmenden Einkommensspreizung<br />

und eines steigenden <strong>Armuts</strong>risikos nicht weiter fort. Erstmals seit mehr als zehn Jahren<br />

verließen 2006 und 2007 mehr Menschen die Zone relativer Armut als „neue Arme“ hinzukamen.<br />

18 Dadurch reduzierte sich der Anteil der armutsgefährdeten Menschen von zuvor<br />

18 % (2006) auf 16,5 % (2007).<br />

Trotz der starken Konzentration auf die Entwicklung der Einkommensarmut in Politik und<br />

Öffentlichkeit gilt dieses Konzept zur Analyse und zur Reduzierung von Armut als nicht hinreichend.<br />

Obwohl Einkommensarmut einer der wesentlichen Faktoren von Armut ist, hat sich<br />

mittlerweile ein erweitertes <strong>Armuts</strong>verständnis etabliert. Es handelt sich um den soge-<br />

16 DIW 2008-WB38, S. 564.<br />

17 Das DIW verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass nicht jede Person, welche die „offiziell registrierte“<br />

Arbeitslosigkeit verlassen hat, „gute“ oder „prekäre“ Arbeit gefunden haben muss. Verwiesen wird auch auf Effekte<br />

der Einführung von „Hartz IV“, wodurch sich Personen vom Arbeitsmarkt zurückziehen könnten. Auch ist die<br />

Zahl der verdeckten Arbeitslosen <strong>im</strong> Zeitraum von 2005 bis 2006 mit rund 1,2 Millionen nahezu unverändert<br />

geblieben (DIW 2008-WB38, S. 559).<br />

18 DIW 2008-WB38, S. 565.<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 33

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