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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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Bedürfnisse und umfassender gesellschaftlicher Partizipation. Die Langzeitarbeitskultur, die<br />

sich in den letzten Jahren durch die deutliche Ausdehnung der Wochenarbeitszeiten endgültig<br />

etabliert zu haben scheint, hat dieses Problem für Alleinerziehende (und andere Menschen<br />

mit Betreuungsverantwortung) noch verschärft.<br />

Die Möglichkeiten der Partizipation von Alleinerziehenden finden Grenzen in entweder ihrer<br />

Zeit-Armut oder ihrer Einkommens-Armut, und ganz besonders häufig auch in beidem.<br />

3.8.8.2 Soziale und professionelle Netzwerke<br />

Im Kontext der Alleinerziehendenforschung und Sozialarbeit taucht <strong>im</strong>mer wieder der Begriff<br />

der „sozialen Netzwerke“ auf. Sie sollen Alleinerziehende bei der Bewältigung alltäglicher<br />

Belastungen unterstützen und werden als informelles Element gesellschaftlicher Partizipation<br />

verstanden.<br />

Das Knüpfen sozialer Netzwerke setzt Kompetenzen wie Kontakt-, Kommunikations- und<br />

Koordinierungsfähigkeiten voraus, ihr Zusammenhalten verbraucht knappe Zeitressourcen,<br />

ihre Nutzung als nachhaltige und vor allem gegenseitige Unterstützungsstruktur stellt gleichzeitig<br />

weitergehende Ansprüche an Einelternfamilien. Dies soll deutlich machen, dass soziale<br />

Netzwerke nicht nur Ressource sind, sondern auch Ressourcen voraussetzen und verbrauchen.<br />

Sie sind schon allein aus diesem Grunde nicht geeignet, um die Lösung struktureller<br />

Probleme dorthin zu delegieren, wie beispielsweise das Überbrücken von Lücken bei der<br />

institutionellen Kinderbetreuung (Randzeiten, Ferienzeiten, situativ notwendige Betreuung<br />

bei Krankheit etc.).<br />

Soziale Netzwerke sind ein wichtiges Element in den Bewältigungsstrategien von Alleinerziehenden.<br />

Einelternfamilien, die nicht darauf zurückgreifen können, sind tatsächlich fern von<br />

gesellschaftlicher Partizipation und leben häufig in Situationen extremer sozialer Isolation.<br />

Individuelle Netze brauchen jedoch ihre Ergänzung in professionellen Netzwerken. Das<br />

Knüpfen von nachhaltigen sozialen Netzen zur Entlastung und gegenseitigen Unterstützung<br />

ist angewiesen auf geschaffene „Gelegenheitsstrukturen” <strong>im</strong> alltäglichen Wohnumfeld.<br />

Notwendig sind offene, niedrigschwellige, leicht erreichbare Angebote in den Stadtteilen,<br />

also soziale Räume, die Gelegenheiten für Kontakte, für den Austausch von Erfahrungen<br />

und Anregungen, für das Finden von Alltagsunterstützung, aber auch für den Zugang zu professionellen<br />

Hilfe- und Beratungsangeboten bereitstellen. Als wertvolle Einrichtungen und<br />

Projekte für Alleinerziehende, die sich einem solchen Netzwerkansatz in der Nachbarschaft<br />

verpflichtet fühlen, sind in <strong>Bremen</strong> die Mütterzentren und Häuser der Familie zu nennen. Sie<br />

brauchen mehr unbürokratische Bewegungsfreiheit bei der Budgetgestaltung. Interessant <strong>im</strong><br />

Sinne von Partizipation wäre, auszuprobieren, die Hauhaltsansätze solcher Projekte in den<br />

unmittelbar angebotsbezogenen Teilen analog zum Programm WiN in offenen Beteiligungsverfahren<br />

zu gestalten.<br />

Hilfreich wäre zudem die weitere Öffnung von KiTas zu den Nachbarschaften. Sie könnten<br />

sich zu Kinder- und Familienzentren mit niedrigschwelligen Bildungs- und Beratungsangeboten<br />

für Familien weiterentwickeln und perspektivisch wandeln zu Kristallisationspunkten familienfreundlicher<br />

Infrastruktur <strong>im</strong> unmittelbaren lokalen Umfeld.<br />

Zu prüfen wäre die Einrichtung einer zentralen Vernetzungsstelle mit dezentralen Zugängen<br />

(beispielsweise über die KiTas) für die bereits vorhandene Vielfalt der Kinderbetreuungsangebote<br />

jenseits der Regelbetreuung. Sie böte die Möglichkeit, diese einerseits individuell,<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 333

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