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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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• bei anhaltender Arbeitslosigkeit die Renten für <strong>im</strong>mer mehr Menschen gering ausfallen<br />

werden, gerade bei Erwerbsbiografien mit Unterbrechungen und die Entwicklung der Rentenerhöhungen<br />

nicht an die Reallohnentwicklung gekoppelt ist mit der Folge, dass mehr<br />

Menschen <strong>im</strong> Alter <strong>im</strong>mer weniger Renteneinkommen zur Verfügung haben werden und<br />

dass<br />

• bei zunehmendem Fachkräftebedarf und der Notwendigkeit von Frauenerwerbstätigkeit<br />

zur eigenständigen Existenzsicherung die Zahl der pflegenden Frauen zurück gehen wird<br />

und damit ein weiterer Bedarf an professioneller Pflege, insbesondere <strong>im</strong> ambulanten Bereich,<br />

entsteht.<br />

Gleichzeitig zeigt die Entwicklung <strong>im</strong> Bereich der professionellen Pflege, dass<br />

• die Arbeitsbedingungen für professionelle Pflegekräfte (ambulant und stationär) gegenüber<br />

anderen Berufen durch Schicht- und Wochenenddienste und geringe Bezahlung unattraktiv<br />

sind und damit die Zahl der Auszubildenden rückläufig sein wird. Hochqualifizierte Kräfte<br />

werden nicht mehr unbedingt „direkt am Menschen“ arbeiten wollen (Akademisierung der<br />

Pflege über Weiterbildung und Studium),<br />

• die begrenzten Leistungen der Pflegeversicherung auch bei künftigen Reformen nicht ausreichen<br />

werden, um eine bedarfsgerechte Versorgung allein durch professionelle Pflegekräfte<br />

sicher zu stellen. In Fällen, in denen keine Angehörigen oder andere Bezugspersonen zur<br />

Verfügung stehen, wird <strong>im</strong>mer eine Zuzahlung zu den erbrachten Leistungen erforderlich<br />

sein. Der Anteil derjenigen, der auf ergänzende Leistungen nach dem SGB XII angewiesen<br />

sein wird, wird zunehmen und dass<br />

• bereits heute eine 24stündige häusliche professionelle Versorgung und Betreuung, z. B.<br />

bei Demenzerkrankten, von den meisten Menschen zwar gewünscht, aber nicht bezahlt werden<br />

kann. Mit einer Zunahme von illegaler Beschäftigung aus den angrenzenden EU- und<br />

Anrainerstaaten ist daher zu rechnen.<br />

Die Gefahr, mit zunehmender Pflegebedürftigkeit und Inanspruchnahme von professionellen<br />

Pflegeleistungen sowohl <strong>im</strong> ambulanten als auch <strong>im</strong> stationären Bereich in Sozialhilfebedürftigkeit<br />

zu geraten, wird zukünftig bei diesem Szenario steigen.<br />

Gleichzeitig ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, eine menschenwürdige Pflege vorzuhalten,<br />

um ein weitgehend selbstständiges Leben und die selbst best<strong>im</strong>mte Teilhabe am<br />

Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen. Damit wird, orientiert an Menschenwürde und<br />

Autonomie, Lebensqualität erhalten oder wieder hergestellt.<br />

Wenn also professionelle Pflege <strong>im</strong>mer teurer und damit für <strong>im</strong>mer mehr Menschen schwerer<br />

bezahlbar wird, gilt es einerseits, das Eintreten von Pflegebedürftigkeit nach Möglichkeit zu<br />

verhindern oder hinauszuzögern und andererseits den Zugang zu Leistungen zu steuern und<br />

diese <strong>im</strong>mer wieder an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. Hierbei handelt es sich somit<br />

um Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut.<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 157

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