01.12.2012 Aufrufe

Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

dass Kinder oder Jugendliche aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse zur Sonderschule<br />

bzw. Förderschule verwiesen werden. Untersuchungen haben in den letzten Jahren belegt,<br />

dass in Deutschland 2007 Schulerfolg, soziale Herkunft und Sprachvermögen stark korrelieren.<br />

Kinder von Zuwanderinnen und Zuwanderern sind hier besonders stark betroffen, sie<br />

haben deutlich schlechtere Bildungschancen als ihre deutschen Mitschüler und Mitschülerinnen.<br />

Diese Untersuchungsergebnisse werden auch <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong>, beispielweise durch die<br />

Überrepräsentanz von ausländischen Schülern und Schülerinnen in Haupt- und Sonderschulen,<br />

bestätigt. 422<br />

Die Zahl der Schulabbrecher zeigt die Unterschiede zwischen deutschen (7 %) und nicht<br />

deutschen (17 %) Schulabgängern deutlich. 423 Die Quote der männlichen ausländischen<br />

Schulabbrecher liegt in <strong>Bremen</strong> bei 20 %, bei ausländischen Schülerinnen bei 14 %. Der<br />

allgemeine bundesweite Trend der vergleichsweise höheren Bildungsabschlüsse der weiblichen<br />

Jugendlichen wird auch bei ausländischen Schulabgängern bestätigt. Die Benachteiligung<br />

<strong>im</strong> Bildungssystem manifestiert sich unter anderem durch Schulabschlüsse, die von<br />

Jugendlichen erreicht werden. Während <strong>im</strong> Durchschnitt in <strong>Bremen</strong> ca. 30 % der deutschen<br />

Schüler und Schülerinnen das Abitur erreichen, gelingt dies nur ca. 12 % der ausländischen<br />

Schüler und Schülerinnen. Nahezu umgekehrt ist das Verhältnis bei den Hauptschulabschlüssen:<br />

während 31 % der ausländischen Jugendlichen die Schule lediglich mit einem<br />

Hauptschulabschluss verlassen, liegt die Quote für deutsche Schülerinnen und Schüler bei<br />

18 %. Auch die Unterschiede be<strong>im</strong> Förderzentrumsbesuch sind signifikant. Während 3,93 %<br />

der deutschen Absolventen und Absolventinnen <strong>im</strong> Abschlussjahr 2007 ein Förderzentrum<br />

besuchten, lag die Quote für ausländische Absolventen und Absolventinnen bei 7,75 %.<br />

Durch vorliegende Daten werden Ergebnisse aus Studien bestätigt, dass Bildungschancen<br />

für Kinder aus Familien mit oder ohne Migrationshintergrund in Deutschland sehr unterschiedlich<br />

sind. PISA - Forscher hoben hervor, die intensivere Förderung von Schülern mit<br />

Migrationshintergrund sei die wichtigste anstehende bildungspolitische Aufgabe. 424<br />

Zunehmend wird in einschlägigen Studien aber auch darauf hingewiesen, dass der Migrationshintergrund<br />

nicht als isoliertes, einziges Kriterium für Schulerfolg betrachtet werden darf.<br />

Vielmehr ist auch der ökonomische, soziale und kulturelle Status des Elternhauses zu berücksichtigen.<br />

Im 3. <strong>Armuts</strong>- und Reichtumsbericht der Bundesregierung wird beispielsweise<br />

angeführt, dass 83 % der Akademikerkinder ein Studium aufnehmen. Bei Nicht-Akademiker-<br />

Kindern liegt dieser Anteil nur bei 23 %. Dies ist auch insofern bemerkenswert, als viele nach<br />

Deutschland angeworbene Arbeitsmigrant/innen in ihren Herkunftsländern in eher peripheren<br />

Regionen mit unterentwickelter Bildungsinfrastruktur lebten. Deutschland leistete sich lange<br />

den Mangel keiner systematischen Einwanderungspolitik, um z. B. das Integrationspotential<br />

zunächst einwandernder Männer 425 und dann ihrer Frauen und Kinder <strong>im</strong> Zuge der Familienzusammenführung<br />

intensiv zu fördern.<br />

Seit dem Bekanntwerden der Schieflage des deutschen Bildungssystems zu Ungunsten der<br />

Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund wurden in <strong>Bremen</strong> eine Reihe von Maß-<br />

422 Vgl. Teil 2.4.<br />

423 Es liegen keine Zahlen für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund vor. Es konnte nur auf die in der<br />

Statistik ausgewiesenen Ausländer abgestellt werden. Alle Zahlen in diesem Absatz gelten für das <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong>.<br />

Quelle: Bericht des statistischen <strong>Land</strong>esamts <strong>Bremen</strong> „Allgemein bildende Schulen 2007“ (StaLa 2008-7) S. 17,<br />

eigene Berechnungen.<br />

424 Vgl. PISA Deutschland 2008-1, S. 20.<br />

425 Der in den 1960er Jahren geprägte deutsche Begriff "Gastarbeiter" reflektiert, dass tatsächlich lange vollkommen<br />

unterschätzt wurde, dass sich "harte" Einwanderung in großem Ausmaß entwickelte.<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 251

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!