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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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2.7 Partizipation<br />

Verwirklichungschancen, als Teilhabe an gesellschaftlichen Lebensbereichen begriffen, sind<br />

nicht allein eine Frage der ökonomischen Situation. Auch in Feldern der gesellschaftlichen<br />

Gestaltung, der Teilhabe an Kultur, Sport oder der Alltagsgestaltung manifestiert sich Armut<br />

oder Reichtum an Verwirklichungschancen. Diese stehen in Verbindung mit dem Bildungs-<br />

oder ökonomischen Status, sind jedoch auch eigene Handlungsfelder für Politik und Zivilgesellschaft,<br />

die deshalb in einem <strong>Armuts</strong>- und Reichtumsbericht Berücksichtigung finden.<br />

2.7.1 Gesellschaftliche und politische Partizipation<br />

Partizipation als Mitwirkung am gesellschaftlichen und politischen Lebenist ein wichtiger Aspekt<br />

bei der Betrachtung von Teilhabe- und Verwirklichungschancen. Die Teilnahme an der<br />

Gestaltung von Politik und Gesellschaft kann als Gradmesser für gesellschaftliche Einbeziehung<br />

bzw. Ausgrenzung gesehen werden. Sie hat einen besonderen Stellenwert, da sie<br />

gleichzeitig ein Ausdruck der persönlichen Freiheit der engagierten Bürgerinnen und Bürger<br />

ist. 235<br />

Zwischen der politischen und gesellschaftlichen Teilhabe und den anderen in diesem Bericht<br />

geschilderten <strong>Lebenslagen</strong> (wie Einkommen, Bildung, Gesundheit) bestehen wechselseitige<br />

Zusammenhänge, wie aus zahlreichen Untersuchungen 236 bekannt ist. Dies ist aus demokratischer<br />

Perspektive besonders kritisch zu sehen, da Bürgerinnen und Bürger, deren Lebenschancen<br />

ohnehin bereits eingeschränkt sind, dadurch noch geringere Chancen zur Veränderung<br />

ihrer Lebenssituation haben. Dies kann letztlich zu einer demokratiefeindlichen Haltung<br />

führen.<br />

Daneben besteht zwischen Partizipation und Armut ein weiterer, positiv wirkender Zusammenhang,<br />

denn viele Formen des ehrenamtlichen / bürgerschaftlichen Engagements wirken<br />

direkt Armut bzw. <strong>Armuts</strong>folgen entgegen.<br />

Die verschiedenen Formen der gesellschaftlichen Teilhabe werden <strong>im</strong> Leitbild der „Bürgergesellschaft“<br />

237 oder „Bürgerkommune“ 238 bzw. „Bürgerstadt“ zusammengefasst.<br />

Die Idee der Bürgerstadt basiert auf dem Ziel, die örtlichen Angelegenheiten möglichst<br />

weitgehend in die Hände der Bürgerinnen und Bürger zu legen. Dies umfasst die Ebene der<br />

zu treffenden Entscheidungen, aber auch die direkte Übernahme von Aufgaben. Sie beruht<br />

auf dem Grundbedürfnis des Menschen, „Subjekt des eigenen Handelns“ 239 zu sein.<br />

Sie n<strong>im</strong>mt Bezug auf die Idee einer Zivilgesellschaft, die ihren Mitgliedern die selbstorganisierte<br />

Bewältigung ihrer Probleme zumutet und ermöglicht, darin aber gleichzeitig eine Gemeinschaftsaufgabe<br />

sieht. Sie orientiert sich an den Potentialen der Menschen, nicht an ihren<br />

Defiziten.<br />

235<br />

Vgl. 3. <strong>Armuts</strong>- und Reichtumsbericht, Bundesregierung 2008-DS 16/9915, S. 97.<br />

236<br />

Zusammenfassend Engels 2008.<br />

237<br />

Vgl. zur Begriffsbildung den Abschlussbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages (Bundestag<br />

2002-DS 14/8900) und zum Leitbild der Bürgerstadt die Mitteilung des Senats an die <strong>Bremische</strong> <strong>Bürgerschaft</strong><br />

vom 4. September 2001 (<strong>Bremische</strong> <strong>Bürgerschaft</strong> 2001-DS 15/358 S).<br />

238<br />

Als Fallstudie für <strong>Bremen</strong> vgl. Osthorst / Prigge 2003.<br />

239<br />

Klages/Gensicke, 1999, S. 69.<br />

164<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009

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