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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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Beratungsstellen, die hierbei unterstützen. Diese Struktur ist zu halten, zudem muss sie bekannter<br />

gemacht werden und niedrigschwellig erreichbar sein.<br />

3.8.8 Partizipation<br />

Zu den Aspekten, die klassisch unter dem Begriff Partizipation gefasst werden, gehören der<br />

Zugang zu Führungspositionen in der Wirtschaft, in Politik, Parteien und Parlamenten, in<br />

Kirchen, Verbänden und gesellschaftlichen Institutionen. Ausserdem sind hierzu das sogenannte<br />

bürgerschaftliche Engagement, die Bürgerbeteiligung in den Stadtteilen und - wie in<br />

diesem Bericht auch - die kulturelle Partizipation als Mitwirkende bzw. Konsumierende und<br />

durch den Sport zu zählen.<br />

In all diesen Bereichen gibt es keine spezifische Studien oder Daten zu Alleinerziehenden.<br />

An dieser Stelle sei noch einmal auf die grundlegende Heterogenität dieser Gruppe hingewiesen,<br />

die sich sowohl durch jeweilige strukturelle Rahmenbedingungen als auch durch<br />

persönliche Ressourcen sowie den Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen unterscheidet.<br />

Verallgemeinern lassen sich für den Status „alleinerziehend“ am ehesten die gleichermaßen<br />

erweiterten geschlechterrollenspezifischen und –unspezifischen Versorgungspflichten, ein<br />

hoher innerer und äußerer Erwartungsdruck, möglicherweise unfreiwillige Veränderungen<br />

der Wohnungssituation, Veränderungen <strong>im</strong> sozialen Netz und insgesamt ein wechselseitig<br />

bedingtes Zusammenspiel von hoher Verausgabung von Lebensenergie, Zeitmangel und<br />

Geldknappheit.<br />

Wie ist in einem solchen Setting aktive oder passive Partizipation möglich? Wenn Zeit oder<br />

Geld bzw. beides fehlen und die Lebensenergie für die tagtägliche Gestaltung des Alltags<br />

gebraucht wird, wo gibt es dann Raum für Regeneration, Muße, Kultur, Sport, Freizeitgestaltung?<br />

Wie sind Kraftreserven abrufbar, um selbst aktiv und gestaltend in einer modernen<br />

Bürgerstadt tätig zu werden? Wie soll es unter diesen Bedingungen gelingen, Führungs-<br />

oder Entscheidungspositionen zu erringen – wo doch schon Single-Frauen und noch mehr<br />

Mütter in Paarfamilien an der „gläsernen Decke“ scheitern, die zwischen unteren und oberen<br />

Hierarchiepositionen eingezogen zu sein scheint?<br />

In diesem Abschnitt wird es vor dem Hintergrund dieser Fragen weniger um eine Analyse als<br />

um die notwendigen Rahmenbedingungen gehen, die für die Partizipation von Alleinerziehenden<br />

notwendig sind. Nicht wirklich neu oder überraschend sind dabei drei grundlegende<br />

Vorbedingungen: die gesellschaftliche Anerkennung Alleinerziehender und ihrer Leistungen,<br />

ihre finanzielle Absicherung und auch hier wieder flexible und qualitativ hochwertige Betreuungsangebote<br />

für Kinder.<br />

Partizipation braucht Zeit, Geld und Mobilität. Die kostenlose bzw. kostengünstige Nutzung<br />

öffentlicher Verkehrsmittel würde gerade Einelternfamilien viel Bewegungsfreiheit und damit<br />

Möglichkeiten zur Partizipation eröffnen. Die notwendigen zeitlichen Spielräume für Alleinerziehende<br />

lassen sich einerseits durch flexible und qualitativ hochwertige Betreuungsangebote<br />

herstellen, und zwar auch zu Tageszeiten, in die <strong>im</strong> Normalalltag kulturelle und soziale<br />

Veranstaltungen eingebettet sind – also abends und an den Wochenenden. Andererseits<br />

wären das Prüfen und ggf. Anpassen von Öffnungs- oder Veranstaltungszeiten oder das<br />

Angebot veranstaltungsbegleitender Kinderbetreuung erforderlich.<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 331

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