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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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dem besonderen Schutz der Familie (laut Grundgesetz) und der Menschenwürde widersprechen.<br />

Entscheiden wird jetzt das Bundesverfassungsgericht 296 .<br />

3.1.2.2.2 Stadt- und Ortsteilbezug<br />

Bezieht man diese stadtweite überdurchschnittlich hohe SGB II Abhängigkeit von Familien<br />

mit Kindern auf Stadt- und Ortsteile, so ergeben sich teilweise weit höhere Werte und Verschiebungen.<br />

Derartige Angaben liegen jedoch lediglich für die Stadt <strong>Bremen</strong> vor. Im Stadtteilvergleich<br />

reichen die Quoten derjenigen Kinder, die Sozialgeld erhalten, von 9,3 % <strong>im</strong><br />

Stadtteil Schwachhausen bis 46,6 % <strong>im</strong> Stadtteil Gröpelingen. 297 Im Ortsteilvergleich reichen<br />

diese Quoten von 1,8 % <strong>im</strong> Ortsteil Borgfeld bis 60,7 % <strong>im</strong> Ortsteil Tenever (vgl. dazu auch<br />

Teil 4). Angesichts dieser weit verbreiteten Sozialgeld-Abhängigkeit vieler Kinder in <strong>Bremen</strong><br />

ist die oben skizzierte Debatte, ob der Regelsatz für Kinder (unter 15 Jahre) von 211 € und<br />

für Jugendliche von 281 € bedarfsgerecht ist, von hoher Bedeutung.<br />

3.1.3 Gesundheit von Kindern<br />

Im Vergleich zu anderen Europäischen Ländern sind die Ausgaben für den Gesundheitsbereich<br />

in Deutschland relativ hoch. Es ist auffällig, dass Deutschland trotz dieser überdurchschnittlichen<br />

Investitionen bei einigen „harten“ Indikatoren, wie z. B. der Säuglingssterblichkeit,<br />

<strong>im</strong> EU-Ländervergleich mittelmäßig abschneidet. 298 Länder wie Finnland, Schweden,<br />

Norwegen und Frankreich, aber auch Polen und Portugal, erreichen bei geringeren Aufwändungen<br />

bessere oder zumindest ähnliche Ergebnisse.<br />

Auch wenn die untersuchten Länder bei der Säuglingssterblichkeit mit 3 -5 Todesfällen auf<br />

1.000 lebend geborene Kinder (<strong>im</strong> ersten Lebensjahr) relativ dicht beieinander liegen, gibt es<br />

dennoch signifikante Auffälligkeiten. International gehören die USA und Ungarn zu den Nationen,<br />

die mit Abstand die höchste Säuglingssterblichkeit aufweisen (7 Todesfälle auf 1000<br />

Kinder).<br />

Auch in der Stadt <strong>Bremen</strong> unterscheiden sich die Säuglingssterblichkeitsraten. In den privilegierten<br />

östlichen Ortsteilen liegt die Säuglingssterblichkeit nahe des nationalen Durchschnitts<br />

von 4,5 pro 1.000, in Hochhausgebieten wie Tenever jedoch bei 11 Todesfällen pro 1.000<br />

Kinder. 299<br />

Bremer Gesundheitsuntersuchungsergebnisse (vgl. Teil 2.6) belegen gesundheitliche Folgen<br />

aufgrund unterschiedlicher Lebensverhältnisse in allen Altersstufen. Die Säuglingssterblichkeitsraten<br />

in <strong>Bremen</strong> geben Hinweise darauf, dass auch der Zugang zum Leben an sich dadurch<br />

geprägt ist.<br />

Best<strong>im</strong>mend für die Gesundheit eines Menschen sind neben seiner genetischen Anlage das<br />

bereits <strong>im</strong> Kindesalter erworbene Gesundheitsverhalten, gesundheitsbezogene Einstellungen,<br />

frühe Störungen und Erkrankungen sowie schädigende Umwelt- und Arbeitsbelastungen.<br />

300 Gemäß einer Untersuchung auf Bundesebene - dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey<br />

des Robert-Koch Instituts von 2003 – 2006 - befinden sich nur ein Drittel der<br />

Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus bei guter bis sehr guter körperlicher Gesund-<br />

296<br />

Zur Reduzierung der finanziellen Kinderarmut gibt es zahlreiche weitere Vorschläge. Vgl. Böcker 2008, Steffen<br />

2007 und Parität <strong>Bremen</strong> 2006.<br />

297<br />

Vgl. Schröder 2007, S. 6.<br />

298<br />

Vgl. Bertram 2008, S. 52.<br />

299<br />

Vgl. GAB 2007-1, S. 16.<br />

300<br />

Vgl. hierzu und zu den folgenden Daten auf Bundesebene: Bundesregierung 2008–DS 16/9915, S. 85.<br />

192<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009

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