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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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und Qualifikationen die Schulen beenden. In <strong>Bremen</strong> verlassen etwa 9 % aller 15 -<br />

17Jährigen als sogenannte „Schulabbrecher“ jedes Jahr die Schule ohne einen Hauptschulabschluss<br />

(vgl. dazu näher Teil 2.4).<br />

Diese Situation in den Stadtstaaten wird durch die empirischen Resultate der PISA - Studien<br />

und die Diskussion um Bildungsarmut 313 erhärtet. Danach verlässt sogar knapp ein Viertel<br />

der Schülerinnen und Schüler mit unzureichenden Kompetenzen und Zertifikaten die Schule<br />

und hat dadurch entsprechend schlechtere Erwerbs- und Zukunftschancen. Die Bildungs-<br />

und Schulforschung ist sich weitgehend einig, dass diese Bildungsarmut institutionell und<br />

pädagogisch 314 erzeugt ist, und nicht auf unterschiedlichen kognitiven Fähigkeiten beruht.<br />

„Das deutsche Bildungssystem ist so angelegt, dass es viele Kinder nicht mitkommen lässt,<br />

insbesondere Migrantenkinder sowie Kinder aus bildungsschwachen Familien“ 315 .<br />

Als bildungsarm gelten Menschen ohne ein „Zertifikat“, mit dem sie Basisqualifikationen<br />

nachweisen können (Hauptschulabschluss, Berufsbildender Abschluss bzw. eine berufliche<br />

Ausbildung). In Deutschland verlassen jedes Jahr rund 10 % der Schüler (ca. 220.000)<br />

die Schule ohne ausreichende Ausbildungsreife. Seit 1992 (7,6 %) ist die sogenannte „Bildungsarmut“<br />

von Jugendlichen sogar noch gewachsen. 316 Außerdem verlassen 80.000 bis<br />

90.000 Jugendliche jedes Jahr die Schule ohne Schulabschluss 317 . Von den Schulabbrecherinnen<br />

und Schulabbrechern sind zwei Drittel Jungen.<br />

Durch die PISA - Untersuchungen liegen vergleichbare Erkenntnisse über Kompetenzarmut<br />

vor. Danach erreichen 23 % der Schülerinnen und Schüler in Deutschland <strong>im</strong> Alter von<br />

15 Jahren lediglich ein Kompetenzniveau wie es für den Leistungsstand am Ende der<br />

Grundschule üblich ist (Kompetenzstufe eins). Im Bundesland <strong>Bremen</strong> 318 erreichen sogar<br />

36 % der 15-Jährigen nur Grundschulniveau oder darunter. Eine bedeutende Ursache<br />

für diese Problematik wird seit dem „Zwölften Kinder- und Jugendbericht“ in der <strong>im</strong>mer noch<br />

bestehenden Unterscheidung zwischen Phasen der Betreuung (Elternhaus, Krippe), Erziehung<br />

(Elternhaus, Kindergarten) und Bildung (Schule) gesehen. Diese Vorstellung von spezialisierten<br />

Institutionen, die für best<strong>im</strong>mte Phasen der kindlichen Entwicklung zuständig<br />

sind, steht <strong>im</strong> Gegensatz zu den Vorstellungen der UN-Konvention zu den Kinderrechten und<br />

dem Konzept des kindlichen Wohlbefindens 319 . Denn Kinder erleben ihren Lebensraum und<br />

sich darin als „Ganzes“ und nicht in spezifische Bereiche mit unterschiedlichen Funktionen<br />

zerlegt.<br />

313<br />

Vgl. Allmendinger, J., Leibfried, S. (2003). Aus Politik und Zeitgeschichte (B 21-22/20).<br />

314<br />

Vgl. Vester 2008-1.<br />

315<br />

Vgl. Allmendinger 2006, S. 16<br />

316<br />

Vgl. Holtappels 2004<br />

317<br />

Vgl. Klein 2005<br />

318<br />

Die Stadt <strong>Bremen</strong> liegt <strong>im</strong> Vergleich mit ähnlichen Großstädten deutlich (45 Punkte) unterhalb der mittleren<br />

Werte in diesen Großstädten. Außerdem ist auch die Leistungsstreuung („Spreizung“) übermäßig groß. Die „Risikogruppe“<br />

(unter Kompetenzstufe I) in <strong>Bremen</strong> mit 12 % 2,5mal größer als in den Vergleichsstädten (4,8 %). Aber<br />

auch die Spitzengruppe (Stufe V) ist mit 4,8 % nicht mal halb so groß wie in den anderen Großstädten (10,1 %).<br />

Der Anteil der „Nichtleser“ (Lesen als die zentrale Schlüsselkompetenz) liegt in <strong>Bremen</strong> mit 41 % deutlich über<br />

dem Mittel der Großstädte mit 34 %.<br />

319<br />

Vgl. Bertram 2008, S. 47.<br />

196<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009

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