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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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den, die die Zugänge für Männer und Frauen selektiv gestalten. Statistisch ist dies in den<br />

Unterfonds des BAP durch die Aggregation von Daten nicht unmittelbar erkennbar. 504 Die<br />

Auswertung auf Projektebene zeigt jedoch, dass die jeweils hohen Frauenquoten in den Unterfonds<br />

durch klassisch frauentypische Angebote mit bis zu hundertprozentiger Beteiligung<br />

von weiblichen Teilnehmerinnen erreicht werden (in den Segmenten Erziehung, Pflege und<br />

Hauswirtschaft). 505<br />

Die Arbeitsmarktsegmente, in denen Projekte mit hohen Frauenquoten agieren, sind auf einem<br />

geschlechtlich segregierten Arbeitsmarkt in aller Regel den frauentypischen Branchen<br />

zuzurechnen, die hohe Anteile prekärer Beschäftigung aufweisen und wenig Perspektive auf<br />

Ausgang in existenzsichernde Beschäftigung bieten. In den Projekten, die sich auf die o. g.<br />

technologischen Zukunftsbranchen beziehen, gehen dagegen die Männerquoten gegen<br />

100 % (in den Segmenten Energiewirtschaft, IT und Logistik).<br />

Die <strong>Land</strong>esarbeitsmarktpolitik läuft auf diese Weise Gefahr, die Persistenz, nicht die Veränderung<br />

der Geschlechterverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt zu fördern. Mit Blick auf die <strong>Armuts</strong>frage<br />

bedeutet dies, dass die Beschäftigungspolitik Frauen, die durch existenzsichernde<br />

Einkommen ihre Abhängigkeit von Transfersystemen dauerhaft überwinden wollen, nur eingeschränkte<br />

Chancen bietet. Hier bestehen Möglichkeiten, nachzubessern und in der noch<br />

bis 2013 laufenden Förderperiode Umsteuerungen vorzunehmen. Ganz entscheidend wird<br />

dabei sein, den Fokus stärker darauf zu richten, Frauen durch das Maßnahmeangebot dezidiert<br />

Ausgänge in existenzsichernde, nicht prekäre Beschäftigung zu ermöglichen.<br />

3.7.3.10 Die Teilzeitfalle<br />

Der hohe Anteil von Teilzeitarbeit unter Frauen spiegelt die traditionelle Aufteilung von Familien-<br />

und Erwerbsarbeit zwischen den Geschlechtern wider. Vor dem Hintergrund der ungleichen<br />

Gewichtung von Familienpflichten zwischen Männern und Frauen und angesichts des<br />

Mangels an flexiblen Ganztagsbetreuungsmöglichkeiten für Kinder aller Altersstufen scheint<br />

Teilzeitarbeit häufig die einzige Möglichkeit, Erwerbstätigkeit und Familie miteinander zu vereinbaren.<br />

Das deutsche Sozial- und Steuersystem stützt die familiäre Arbeitsteilung durch<br />

Anreize für eine Teilzeitbeschäftigung eines der Partner bis hin zur Subventionierung von<br />

Minijobs. Die Entgeltungleichheit zwischen Männern und Frauen kanalisiert diese Effekte<br />

schließlich so, dass es nahezu nur Frauen sind, die ihre Arbeitszeit <strong>im</strong> Interesse der Familie<br />

reduzieren (oder ihren Beruf sogar zumindest zeitweise ganz aufgeben). Sie nehmen dabei<br />

erhebliche persönliche Nachteile in Kauf: ein lebenslang niedrigeres Einkommen, schlechte<br />

Weiterentwicklungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Beruf, keine adäquate Absicherung <strong>im</strong> Fall von Arbeitslosigkeit<br />

und nicht ausreichende Alterssicherung. Für den Fall, dass das Familienmodell individuell<br />

scheitert, gehört auch ein erhebliches <strong>Armuts</strong>risiko zu diesen Nachteilen. Einer der<br />

Indikatoren dafür ist die hohe Zahl der alleinerziehenden Frauen, die auf Transferleistungen<br />

angewiesen sind.<br />

Besserung ist nicht in Sicht. Bei den Durchschnittsarbeitszeiten aller Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten<br />

n<strong>im</strong>mt die Kluft zwischen den Geschlechtern in Deutschland weiter zu. Die<br />

durchschnittlichen Arbeitszeiten von Frauen sinken kontinuierlich. Insbesondere bei verheirateten<br />

Frauen und Frauen mit Kindern ist der Stundenumfang der Erwerbstätigkeit deutlich<br />

504 vgl. hierzu Tabelle 2.3.9 in diesem Bericht.<br />

505 vgl. dazu auch die Tabelle Kapitel 3.8.2.2 in diesem Bericht.<br />

292<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009

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