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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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Kleidung tragen zu müssen, keine Erfolge (z. B. als Erwerbsfähiger oder als Sportler) vorweisen<br />

zu können und schließlich das Selbstvertrauen zu verlieren. 452<br />

Für mindestens 15 % der länger als ein Jahr obdachlosen Bewohner der Bremer Notunterkünfte<br />

für alleinstehende Wohnungslose, aber auch für obdachlose Drogenabhängige mit<br />

Langzeitaufenthalten treffen die genannten persönlichen Folgen von Obdachlosigkeit zu.<br />

3.6.5 Zahl der Wohnungs- und Obdachlosen in <strong>Bremen</strong><br />

In <strong>Bremen</strong> werden jährlich ca. 3.000 wohnungslose Menschen von der Wohnungsnotfallhilfe<br />

in verschiedener Weise untergebracht (Einzelheiten zur Wohnungsnotfallhilfe vgl. den folgenden<br />

Abschnitt).<br />

Mit dieser Zahl ist die Gruppe der Obdachlosen jedoch nicht vollständig erfasst. Es besteht<br />

darüber hinaus eine Dunkelziffer von Menschen, die ohne Inanspruchnahme des Hilfesystems<br />

in akuter Obdachlosigkeit leben oder teilweise prekäre Formen privater Unterstützung<br />

in Anspruch nehmen.<br />

Der Anteil der jungen Erwachsenen - zwischen 18 und 25 Jahren - an den Obdachlosen<br />

steigt in <strong>Bremen</strong> bei den Männern leicht an 453 . Er erhöhte sich vom Jahr 2005 zum Jahr 2008<br />

von 13 auf 18 %. Bei den jungen Frauen blieb er <strong>im</strong> genannten Zeitraum – allerdings auf<br />

deutlich höherem Niveau - etwa gleich 454 ; Die BAG W sieht hier einen Zusammenhang zu<br />

den geänderten Best<strong>im</strong>mungen des § 22 (2a) SGB II. Erwachsene unter 26 Jahren können<br />

nur noch unter eingegrenzten Bedingungen einen eigenen Hausstand gründen. Von ihnen<br />

wird grundsätzlich erwartet, bei den Eltern zu wohnen, was teilweise zu erheblichen Konflikten<br />

führen kann. Die jungen Frauen wählen in dieser Situation offenbar häufiger freiwillig<br />

oder unfreiwillig den Auszug aus der elterlichen Wohnung als die Männer gleichen Alters. Sie<br />

gehen damit aufgrund ihrer schlechteren schulischen und beruflichen Bildung (s.u. 3.6.6.3),<br />

wie die Daten zeigen, ein erhöhtes Risiko ein, obdachlos zu werden. Und dies, obwohl ihre<br />

Möglichkeiten, vorübergehend prekäre Unterbringungsalternativen bei Bekannten zu finden,<br />

erfahrungsgemäß größer sind als die der männlichen Klientel.<br />

Der Verein für Innere Mission, der in <strong>Bremen</strong> auch aufsuchende Straßensozialarbeit („streetwork“)<br />

und ambulante medizinische Notversorgung betreibt 455 , schätzt die Gruppe der Alleinstehenden<br />

Wohnungslosen in <strong>Bremen</strong> auf insgesamt ca. 300 - 500 Personen, ca. 200 hiervon<br />

werden kontinuierlich niedrigschwellig untergebracht (s. 3.6.6). Eine Erhebung zur Dunkelziffer<br />

existiert nicht, insofern ist die genannte Angabe nicht gesichert. 456<br />

452<br />

Anschaulich schildert diese Lebensbedingungen der Band „Arme habt Ihr allezeit“, Ev. Obdachlosenhilfe 2007.<br />

453<br />

In Bremerhaven ist ein stärkerer Anstieg festzustellen, vgl. hierzu den Teil 3.6.9.<br />

454<br />

Für <strong>Bremen</strong> liegen folgende Daten von in den beiden Notunterkünften für Alleinstehende Wohnungslose Untergebrachten<br />

unter 26 Jahren vor: Männer 2005: 13 %, 2006: 16 %, 2007: 18 %, 2008: 18 %; Frauen: 2005:<br />

30 %, 2006: 29 %, 2007: 33 %, 2008: 28. Vergleich Bund: Männer und Frauen unter 25 Jahre: 16 %; vgl. BAG W<br />

2008-4, S. 155. Der Bremer Anteil der unter 26-Jährigen ist insofern vergleichbar mit dem Bundesdurchschnitt,<br />

allerdings nur bezogen auf die Männer. Zu den Frauen vgl. weiter unten. In Bremerhaven überschreiten die Daten<br />

den Bundesdurchschnitt.<br />

455<br />

Zur medizinischen Notversorgung durch den Verein „Medizinische Versorgung Obdachloser“ vgl. den Teil 2.6<br />

Gesundheit.<br />

456<br />

Über obdachlose Kinder und Jugendliche wird hier nicht berichtet, weil in <strong>Bremen</strong> keine verfestigte Straßenkinderszene<br />

besteht. Einzelfälle werden mit den Mitteln des KJHG und familienrechtlichen Maßnahmen gelöst<br />

(Sorgerechtsentzug, Inobhutnahme).<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 261

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