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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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hinderung zu akzeptieren und in das eigene Leben zu integrieren, ist ein lebenslanger Prozess.<br />

Familien und hier insbesondere Mütter behinderter Kinder fühlen sich signifikant häufiger<br />

mit der Förderung ihres Kindes überfordert, berichten öfter über Schwierigkeiten, die<br />

Behinderung ihres Kindes anzunehmen, und erleben sich häufiger als persönlich überlastet.<br />

Weniger die physischen als vielmehr die psychischen Beanspruchungen sind es, die sich <strong>im</strong><br />

Belastungsempfinden niederschlagen. Hierzu gehören Sorgen bezüglich des Gesundheitszustandes<br />

des Kindes, seiner Entwicklungsmöglichkeiten, Infragestellen der eigenen Wertigkeit,<br />

unsoziales und abwertendes Verhalten der Umwelt, Zukunftssorgen und noch viele andere<br />

Belastungen, sowohl externer wie auch intrapersonaler Art. Innerhalb dieser Lebenssituation<br />

sind die Möglichkeiten auf Selbstbest<strong>im</strong>mung und Selbstverwirklichung eingeschränkt.<br />

Jede Autonomiebestrebung der Familie - und hier oft insbesondere der Mutter - ist<br />

mit Organisation und Kraftaufwand verbunden, die um so höher sind, je mehr Bewusstheit,<br />

Wunsch und Wille, in dieser komplexen Beziehung zum Kind auch eigene Wege finden zu<br />

können, vorhanden sind. Erwähnt werden sollte hier jedoch auch, dass ebenso viele behinderte<br />

Kinder eine besonders positive emotionale Sicherheit in ihrer Familie erleben und ihnen<br />

sehr viel Liebe und Zuwendung entgegengebracht wird. Ihr Anderssein erleben viele<br />

Menschen als Gewinn und Bereicherung.<br />

Teilhabe von Familien mit behinderten Kindern: Finanzielle und rechtliche<br />

Hürden<br />

Wenn die Tatsache der Einkommensarmut bei verschieden Bevölkerungsgruppen Auswirkungen<br />

unterschiedlicher Art, insbesondere auf die Teilhabe- und Verwirklichungschancen<br />

erzeugt, so ist hier die Gruppe der behinderten Kinder besonders betroffen. Häufig ist die<br />

ökonomische Situation von Familien mit behinderten Kindern schlechter als in vergleichbaren<br />

Familien mit gesunden Kindern. Zwar gibt es dazu keine valide Datenlage, jedoch zeigt sich<br />

als spezieller Benachteiligungsfaktor die Tatsache, dass zumindest einer der Elternteile<br />

durch die ständige Pflege und durch <strong>im</strong>mer wieder auftretende Krankheitszeiten des Kindes<br />

oft nicht in der Lage ist, einer - die Familie finanziell unterstützenden - regelmäßigen Berufstätigkeit<br />

nachzugehen. Trotz gesetzlich möglicher Unterstützung entstehen zusätzliche finanzielle<br />

Belastungen für die behindertengerechte Wohnung, für Hilfsmittel, höhere Kosten<br />

für die Betreuung des Kindes, etc. Die gesetzlich eingeräumten Rechte <strong>im</strong> Rahmen der Eingliederungshilfe,<br />

des SGB IX/SGB XI und XII, des Steuerrechts, etc. müssen erfragt und in<br />

Leistungsanträge umgesetzt werden. Die elterliche Belastung besteht ebenso in der Erfahrung,<br />

dass Rechte aus den verschiedenen Sozialgesetzbüchern durchgesetzt werden müssen,<br />

zumal es nicht unerhebliche Beurteilungs- und Ermessensspielräume gibt.<br />

Lebensqualität und Normalisierungsprinzip<br />

Gerade jüngeren Eltern wird - auf dem Hintergrund der Diskussion um die Gleichstellung - <strong>im</strong><br />

Laufe der Jahre bewusst, dass Eltern mit behinderten Kindern gegenüber Eltern, deren Kind<br />

nicht behindert ist, benachteiligt sind: Ihre Erwerbschancen bei stark erhöhter Betreuungsund<br />

Pflegeanforderung sind vermindert, ihre Elternrolle endet praktisch nie, denn die Interessen<br />

des behinderten Kindes stehen <strong>im</strong> Mittelpunkt, auch wenn es längst erwachsen ist und<br />

Eltern nicht behinderter Kinder wieder mehr Zeit für sich haben. Wie weit dieser Bewältigungsprozess<br />

gelingt, ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von persönlichen Bewältigungskräften,<br />

der Einbindung in ein stützendes Netz aus erweiterter Familie, Freundeskreis,<br />

Nachbarschaft und pädagogischen Einrichtungen ab, aber auch vom Schweregrad der<br />

Behinderung, den sozialen und kommunikativen Fähigkeiten des Kindes sowie speziellen<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 221

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