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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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Die statistisch erfasste Langzeitarbeitslosigkeit „unterbelichtet“ das <strong>Armuts</strong>problem langfristig<br />

instabiler Beschäftigung in quantitativer Hinsicht u. a. aus technischen Gründen erheblich. 142<br />

Dies wird sehr deutlich, wenn die Bremer Daten der erwerbsfähigen SGB II-Bezieher heran<br />

gezogen werden. Während jahresdurchschnittlich in 2007 ca. 18.500 Bremer und Bremerinnen<br />

(<strong>Land</strong>) registriert langzeitarbeitslos sind (s. o.), sind <strong>im</strong> selben Jahr ca. 71.300 erwerbsfähige<br />

Bremer und Bremerinnen <strong>im</strong> SGB II-Bezug. Unter Letzteren sind über 20 % Erwerbstätige,<br />

allerdings handelt es sich nicht um armutsfeste Erwerbstätigkeit, sondern überwiegend<br />

um zu geringe Erwerbstätigkeit in Ermangelung von Alternativen. Viele sind registriert<br />

arbeitslos, darunter langzeitarbeitslos, und eine weitere Gruppe, darunter viele Frauen, sind<br />

aufgrund von Lebensumständen nicht oder nur sehr eingeschränkt in Arbeit vermittelbar, wie<br />

z. B. allein Erziehende. Eine weitere Gruppe sind sog. Maßnahmeteilnehmer, wie z. B. „Injobber“<br />

oder Qualifizierungsteilnehmer, die oft <strong>im</strong> Grunde auch „langzeitarbeitslos“ sind, aber<br />

technisch nicht derart statistisch erfasst werden. In jedem Fall zeigt die Statistik der Langzeitarbeitslosigkeit<br />

ungenügend sowohl die direkte und erst recht ungenügend die indirekte<br />

Betroffenheit von langfristig instabiler Beschäftigung aufgrund zu geringer Arbeitsnachfrage.<br />

Neue Ansätze analysieren daher auch das Ausmaß unfreiwilliger langer „Inaktivität“ oder<br />

unfreiwilliger langer eingeschränkter Aktivität am ersten Arbeitsmarkt und die Ursachen. 143<br />

Maßnahmen zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit sollten möglichst früh erfolgen,<br />

selbst wenn kurzfristige Vermittlungserfolge ausbleiben sollten. Die Erfolgsaussichten zur<br />

Integration langzeitarbeitsloser Personen sind umso erfolgreicher, wenn bereits in der ersten<br />

Phase der Arbeitslosigkeit mit Maßnahmen zur Erzielung von Integrationsfortschritten begonnen<br />

wird. Von daher gilt es, über ein geeignetes Profiling potenzielle Langzeitarbeitslose<br />

schon bei Beginn der Arbeitslosigkeit zu erkennen und entsprechende arbeitsmarktpolitische<br />

Instrumente frühzeitig einzusetzen. Gleichwohl sind die bisherigen Maßnahmen zur Bekämpfung<br />

der Langzeitarbeitslosigkeit fortzusetzen und zu verstärken. „Hinsichtlich der Gruppen,<br />

die am stärksten dem Risiko von geringer und instabiler Erwerbsintegration und damit Armut<br />

ausgesetzt sind, zeigt sich länderübergreifend, dass Geringqualifizierte, Alleinerziehende,<br />

Migranten und Haushalte, in denen kein Erwachsener erwerbstätig ist, am häufigsten betroffen<br />

sind. Entscheidend zur Vermeidung von Armut und Ausgrenzung tragen damit schulische<br />

und berufliche Ausbildung und aktivierende Elemente der Arbeitsmarktpolitik bis hin zu institutioneller<br />

Kinderbetreuung bei.“ 144<br />

142<br />

Wenn eine Person nur für kurze Zeit aus Arbeitslosigkeit in Erwerbstätigkeit (Beschäftigung von 15 Std. und<br />

mehr pro Woche) oder Ausbildung abgeht oder an einer Arbeitsgelegenheit oder beruflichen Weiterbildung (unabhängig<br />

von der Dauer der Maßnahme) teiln<strong>im</strong>mt, wird die Dauer der Arbeitslosigkeit nach § 18 Abs. 1 SGB III<br />

unterbrochen. Bei erneuter Arbeitslosigkeitsmeldung nach Beendigung der Maßnahme/Beschäftigung/Ausbildung<br />

wird das neue "arbeitslos von"-Datum der Meldung bei der Berechnung der Dauer der Arbeitslosigkeit nach § 18<br />

Abs. 1 SGB III zugrunde gelegt. Es muss davon ausgegangen werden, dass die amtliche Zahl der Langzeitarbeitslosen<br />

das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit und der „perforierten Arbeitslosigkeit“ (anhaltende Phasen<br />

instabiler, d. h. durch Arbeitslosigkeit oder auch Arbeitsförderungsmaßnahmen unterbrochener, nicht armutsfester<br />

Erwerbstätigkeit) nur unzureichend widerspiegelt.<br />

143<br />

Vgl. Eichhorst / Konle-Seidl 2008-2, S. 12 ff.<br />

144<br />

Eichhorst / Konle-Seidl 2008-1, S. 3.<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 93

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