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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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• Unser <strong>Land</strong> braucht neben dem ökonomischen auch kulturelles und soziales Kapital.<br />

Dies entsteht in Lebenszusammenhängen, in denen Menschen die Chance haben, selbstbest<strong>im</strong>mt<br />

zu handeln und dadurch ihre Identität zu entwickeln.<br />

Kurzum: die Bürgerstadt ist ein Ziel, das über die aktuelle Sanierungsphase <strong>Bremen</strong>s hinausweist<br />

und eine Perspektive demokratischer Stadtentwicklung eröffnet.<br />

Vor diesem konzeptionellen Hintergrund schließen sich <strong>im</strong> Folgenden eine Bestandsaufnahme<br />

sowie Strategien und Maßnahmevorschläge an.<br />

2.7.1.1 Politische Partizipation durch Beteiligung an Wahlen<br />

Das aktive und passive Wahlrecht ist Grundbestandteil eines demokratischen Staates, aber<br />

<strong>im</strong>mer weniger Bürger und Bürgerinnen machen von diesem Recht Gebrauch. Das allgemein<br />

zu beobachtende Phänomen der „Politik- bzw Parteienverdrossenheit“ lässt sich an der sinkenden<br />

Wahlbeteiligung und den rückläufigen Mitgliederzahlen der Parteien ablesen und ist<br />

bundesweit zu beobachten. Die „politische Gruppierung“ mit dem größten Zulauf ist inzwischen<br />

die „Partei der Nichtwähler“.<br />

Bei Bundestagswahlen lag die Wahlbeteiligung <strong>im</strong> <strong>Land</strong> und in der Stadt <strong>Bremen</strong> bis 1987<br />

<strong>im</strong>mer über 80 % und erreichte 1972 in der Stadt <strong>Bremen</strong> mit 91,6 % ihren höchsten Stand.<br />

Dies galt – abgesehen von 1949 und 1987 – tendenziell auch für die Stadt Bremerhaven<br />

(höchster Wert 1972 mit 88,9 %), wobei die dortige Wahlbeteiligung aber <strong>im</strong> Durchschnitt<br />

<strong>im</strong>mer 4 bis 5 Prozentpunkte unter derjenigen der Stadt <strong>Bremen</strong> blieb. Die erste Bundestagswahl<br />

nach der Wiedervereinigung Ende 1990 führte zu einem Rückgang der Wahlbeteiligung<br />

um rund 6 Prozentpunkte (<strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong>: 76,5 %). Abgesehen von der Bundestagswahl<br />

1998, wo sich die Wahlbeteiligung <strong>im</strong> <strong>Land</strong>e <strong>Bremen</strong> auf 82,1 % erhöhte, sank sie bei<br />

der letzten Bundestagswahl 2005 mit 75,5 % auf den niedrigsten Stand seit 1949.<br />

Eine ähnliche Entwicklung war bei den <strong>Bürgerschaft</strong>swahlen (<strong>Land</strong>tag) zu verzeichnen,<br />

wobei hier allerdings <strong>im</strong> Gegensatz zu den Bundestagswahlen die 90 %-Quote nie erreicht<br />

wurde. In der Stadt <strong>Bremen</strong> war die Wahlbeteiligung in den 1950er- und 1970er-Jahren mit<br />

80 % bis 85 % am höchsten, während sie in Bremerhaven <strong>im</strong> gleichen Zeitraum bei 72 % bis<br />

79 % lag. Bei den <strong>Bürgerschaft</strong>swahlen 1999 und 2003 sank die Wahlbeteiligung in der Stadt<br />

<strong>Bremen</strong> knapp unter 63 % und erreichte bei der letzten Wahl am 13. Mai 2007 mit 58,6 %<br />

den niedrigsten Stand seit Bestehen dieses Bundeslandes. In Bremerhaven sank die Wahlbeteiligung<br />

von 73 % (1983) auf 52 % (2007).<br />

Diese negative Bilanz wird nur noch durch die „Nichtbeteiligung“ bei den Europawahlen<br />

übertroffen. Seit 1979 wird das Europäische Parlament alle 5 Jahre von den Unionsbürgerinnen<br />

und Unionsbürgern direkt gewählt, wobei die Wahlbeteiligung <strong>im</strong> <strong>Land</strong>e <strong>Bremen</strong> kontinuierlich<br />

abgenommen hat, und zwar von 66 % (1979) auf 37 % (2004). In der Stadt <strong>Bremen</strong><br />

betrugen die Vergleichszahlen 67,8 % (1979) bzw. 38,2 % (2004), während sich die Situation<br />

in der Stadt Bremerhaven mit 60,3 % (1979) und 33,3 % (2004) noch extremer darstellte. Die<br />

sinkende Wahlbeteiligung bei den Europawahlen steht <strong>im</strong> Widerspruch zu den ständig erweiterten<br />

Befugnissen des Europäischen Parlaments und der Tatsache, dass die Wirtschafts-,<br />

Sozial-, Innen- und Rechtspolitik in den 27 EU-Mitgliedstaaten <strong>im</strong>mer stärker durch die<br />

Rechtsakte der Europäischen Union dominiert werden.<br />

Die unterschiedliche Wahlbeteiligung zeigt sich aber nicht nur auf den verschiedenen politischen<br />

Ebenen, wobei die Wähler und Wählerinnen durch den Grad der Wahlbeteiligung<br />

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<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009

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