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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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Tabelle 2.2.1 <strong>Armuts</strong>risikoquoten <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> - Schätzung<br />

A B C D E F G H I J K<br />

Datenbasis<br />

50<br />

Stichprobengröße<br />

<strong>Armuts</strong>risikoschwelle<br />

<strong>Armuts</strong>risikoquote<br />

Transferleistungsquote<br />

Bund<br />

Transferleistungsquote<br />

Stadt <strong>Bremen</strong><br />

Transferleistungsquote<br />

Bremerhaven<br />

Transferleistungsquote<br />

<strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong><br />

Geschätzte<br />

<strong>Armuts</strong>risikoquote<br />

Stadt <strong>Bremen</strong><br />

Geschätzte <strong>Armuts</strong>risikoquoteBremerhaven<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009<br />

Geschätzte <strong>Armuts</strong>risikoquote<br />

<strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong><br />

EU-SILC 2006 13.800 781 € 13 % 9,5 15,2 22,0 17,0 17,5 25,0 19,4<br />

SOEP 2006 11.500 880 € 18 % 9,5 15,2 22,0 17,0 24,1 34,9 27,0<br />

Mikroz. 2005 322.700 736 € 15 % 9,5 15,2 22,0 17,0 20 28,9 22,4<br />

Quellen: Spalten A-D: Deutscher Bundestag, Drucksache 16/9915, S. 39; Spalten E-H: Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />

Jugend und Soziales; Statistisches <strong>Land</strong>esamt <strong>Bremen</strong>; Spalten I-K: Schätzungen der Projektgruppe bei der<br />

Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales, Freie und Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />

Erläuterungen:<br />

Zu den <strong>Armuts</strong>risikoquoten: Z. B. die <strong>Armuts</strong>risikoquote in Spalte D, Zeile 1 (EU-SILC), besagt, dass gemäß der Untersuchung „EU-<br />

SILC“ bei einer errechneten <strong>Armuts</strong>risikoschwelle von 781 Euro 13 % der Einwohner in Haushalten in Deutschland <strong>im</strong> Jahr 2005 in<br />

<strong>Armuts</strong>gefährdung (mit <strong>Armuts</strong>risiko) leben, weil die Haushalte aus eigener Kraft nicht entsprechende sog. bedarfsgewichtete Nettoäquivalenzeinkommen<br />

erwirtschaften können. 56 Es erscheint plausibel, dass eine höhere <strong>Armuts</strong>risikoschwelle, wie in Zeile 2 oben<br />

gegenüber Zeile 1, jeweils Spalte C, zu einer höheren ermittelten <strong>Armuts</strong>risikoquote, jeweils Spalte D, führt. 57 Interpretationswürdig ist<br />

auf den ersten Blick eine höhere <strong>Armuts</strong>risikoquote bei geringerer <strong>Armuts</strong>risikoschwelle, wie oben be<strong>im</strong> Vergleich Zeile 3 zu Zeile 1.<br />

Dazu ist anzumerken, dass sich die Angaben auf verschiedene Jahre beziehen 58 und die Untersuchungen methodisch verschieden<br />

sind, was schon durch die sehr unterschiedliche Stichprobengröße indiziert wird.<br />

Es besteht in Deutschland ein Zusammenhang zwischen der sog. Transferleistungsdichte und der <strong>Armuts</strong>risikoquote. Dieser Zusammenhang<br />

ermöglicht die Schätzung von <strong>Armuts</strong>risikoquoten für das <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> in Relation zu vorliegenden Untersuchungen für den<br />

Bund. In Deutschland sollen öffentliche Sozialtransfers das Abgleiten in absolute Armut verhindern und <strong>im</strong> Grunde an der <strong>Armuts</strong>risikoschwelle<br />

ansetzen 59 , daher gibt es einen starken Zusammenhang zwischen der Transferleistungsquote und der <strong>Armuts</strong>risikoquote,<br />

d. h. vereinfacht gesagt: Diejenigen, die bei der Transferleistungsquote gezählt werden, werden zu einem sehr hohen Anteil auch bei<br />

der <strong>Armuts</strong>risikoquote gezählt. Andererseits wird die <strong>Armuts</strong>risikoquote <strong>im</strong>mer über der Transferleistungsquote liegen, in erster Linie<br />

weil Einkommen nahe an der Transferleistungsanspruchsberechtigung erzielt werden und weil nicht alle Anspruchsberechtigten Sozialtransfers<br />

beantragen.<br />

Für die Schätzung der <strong>Armuts</strong>risikoquoten <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> wurde jeweils ein um ca. 20 % höherer Anteil der Transferleistungsquote<br />

an der <strong>Armuts</strong>risikoquote <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> gegenüber "Bund", d. h. ein noch stärkerer Zusammenhang zwischen Transferleistungsdichte<br />

und <strong>Armuts</strong>risikoquote, angenommen. 60 Die geschätzten <strong>Armuts</strong>risikoquoten für das <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> liegen dann ca. 50 % über<br />

dem "Bund", während die Bremer Transferleistungsquoten ca. 80 % über dem "Bund" liegen. Für auf diese Weise für das <strong>Land</strong> ermittelte<br />

<strong>Armuts</strong>risikoquoten gelten gegebenenfalls mindestens Nachteile der Basisuntersuchungen für den Bund. Immerhin sind aber die<br />

Schätzungen plausibel, denn alle anderen "<strong>Armuts</strong>risiken" sind, wie dieser Bericht zeigt, <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> ebenfalls erheblich höher als<br />

<strong>im</strong> Bund. 61 Die Ergebnisse des bremischen Mikrozensus für Haushaltseinkommen unterstützen tendenziell die Schätzungen der Bremer<br />

<strong>Armuts</strong>risikoquote. 62<br />

56 Die Aussage kann analog auf die Zeilen 2 (SOEP 2006) und 3 (Mikrozensus 2005) oben angewendet werden.<br />

57 „EU-SILC“ berücksichtigt den Mietwert des selbst genutzten Wohneigentums, anders als „SOEP“, bisher nicht als<br />

Einkommenskomponente. Da Mietwerte zum größten Teil bei der einkommensreicheren Hälfte der Bevölkerung auftreten<br />

dürften, führt die Berücksichtigung des Mietwerts selbstgenutzten Wohneigentums nicht nur zu einer höheren <strong>Armuts</strong>risikoschwelle,<br />

sondern auch zu einem größeren Anteil der Bevölkerung unter diesem Schwellenwert.<br />

58 Berechnungen nach dem EU-Konzept des "Relativen <strong>Armuts</strong>risikos" werden stets dynamisch von der allgemeinen<br />

wirtschaftlichen und Einkommensentwicklung beeinflusst.<br />

59 Die Aussage gilt auch vor dem Hintergrund, dass die <strong>Armuts</strong>risikoschwelle in den Sozialtransfersystemen Deutschlands<br />

nicht nach dem EU-Konzept des "Relativen <strong>Armuts</strong>risikos" errechnet wird, sondern auf Basis einer Bedarfsermittlung, was<br />

methodisch ein vollkommen anderes Konzept ist.<br />

60 Wg. geringerer "Nicht-Inanspruchnahme zustehender Sozialhilfeleistungen" bzw. "Dunkelziffer" in Städten bzw. der relativ<br />

höheren Antragsquote für Sozialtransferleistungen in Städten gegenüber ländlichen Regionen. Als "Dunkelziffer" wird in<br />

diesem Zusammenhang der nicht genau bekannte Anteil nicht beantragender Transferleistungsanspruchsberechtigter<br />

bezeichnet. International wird davon ausgegangen, dass aus vielen Gründen, die sog. "Dunkelziffer" auf dem "<strong>Land</strong>" größer<br />

ist als in Städten (wg. Informationsmangel oder auch Subsistenzwirtschaft in ländlichen Regionen, Scham wg. geringerer<br />

Anonymität in ländlichen Regionen u. v. m.). Würde eine geringere städtische "Dunkelzifer" nicht berücksichtigt, wären die<br />

geschätzten Bremer <strong>Armuts</strong>risikoquoten oben höher. Vgl. Becker/Hauser 2003; Becker 2007.<br />

61 Z. B. Transferleistungsquoten, Langzeitarbeitslosigkeit, Verschuldung, Migrantenanteile u. V. m.<br />

62 Bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> von 1,84 - bezogen auf alle Haushalte - erzielen <strong>im</strong> Jahr<br />

2006 gem. Mikrozensus fast 18 % der Haushalte monatliche Haushaltseinkommen unter 900. €. Vgl. StaLa 2007-3, S. 6.

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