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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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3.7.5.1 Wie können sozial benachteiligte Frauen mit gesundheitsfördernden<br />

Angeboten erreicht werden?<br />

Gesundheitsförderung für Frauen muss sich an deren Lebenswelten und Lebensphasen orientieren.<br />

In der Praxis bedeutet das, Modelle zu entwickeln, mit denen vor allem jene Frauen<br />

erreicht werden können, die den geringsten Zugang zu Ressourcen haben: armutsgefährdete<br />

und von Armut betroffene Frauen mit niedriger Bildung, Alleinerziehende, Erwerbslose,<br />

alte Frauen und Migrantinnen.<br />

Seit langem wird beklagt, dass sozial benachteiligte Frauen sich davor scheuen, Beratungsstellen<br />

oder Institutionen aufzusuchen, die außerhalb ihres Stadtteils liegen, nicht „ihre Sprache<br />

sprechen“ bzw. nicht als unmittelbar notwendig erachtet werden. 520<br />

Niedrigschwellige Beratungsstellen und Treffpunkte sollten daher dort eingerichtet bzw. erhalten<br />

werden, wo die Frauen mit ihren Familien leben. Der Stadtteil ist als Rahmen für die<br />

Umsetzung von Konzepten und Modellen zur Gesundheitsförderung besonders geeignet,<br />

weil hier die Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung erreicht werden, die vorhandene<br />

Infrastruktur genutzt und jene Institutionen in die Kooperation einbezogen werden können,<br />

die das Vertrauen der Zielgruppe genießen. 521<br />

Frauen sind von Armut und deren Folgen besonders betroffen, bemühen sich aber meist<br />

trotz schwieriger Lebensbedingungen, Strukturen aufrecht zu erhalten, die ihr eigenes und<br />

das (Über-) Leben der Familie sichern. Angebote vor Ort, die <strong>im</strong>mer auch die schon vorhandenen<br />

Ressourcen und Gesundheitskompetenzen berücksichtigen sollten, können dazu beitragen,<br />

das Selbsthilfepotential der Frauen zu unterstützen. Gleichzeitig wird damit auch eine<br />

bessere Gesundheitsvorsorge für die anderen Familienmitglieder erreicht.<br />

Der aktuelle Selbsthilfebericht des Gesundheitsamtes der Stadtgemeinde <strong>Bremen</strong> zeigt,<br />

dass in Ortsteilen mit großer Benachteiligung nur wenige Selbsthilfegruppen arbeiten bzw.<br />

es hohe Zugangshürden für Gruppen in anderen Stadtteilen gibt. 522<br />

Als sinnvoll und niedrigschwellig haben sich dagegen Beratungseinrichtungen erwiesen, die<br />

zudem geschlechtssensibel und zielgruppenorientiert arbeiten. In <strong>Bremen</strong> sind die Stadtteilprojekte<br />

„Frauengesundheitstreff Tenever“ (FGT) und „Gesundheitstreffpunkt West“ (GTP<br />

West) als Institutionen hervorzuheben, die anhand lebensweltbezogener Konzepte gesundheitsfördernde<br />

Angebote für und mit den Bewohnern <strong>im</strong> Stadtteil entwickeln. Beide wurden<br />

vom bundesweiten Kooperationsverbund „Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“<br />

als „Beispiele guter Praxis“ ausgezeichnet (FGT) bzw. sind vorgeschlagen worden (GTP<br />

West). Der Frauengesundheitstreff Tenever erhielt zudem am 04.12.2008 den BKK Preis<br />

„Auszeichnung für vorbildliche Gesundheitsförderung“. Beide Institutionen können als Vorbild<br />

für Projekte in anderen Stadtteilen in <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven dienen. Die Finanzierung<br />

muss dauerhaft abgesichert werden.<br />

Die <strong>Lebenslagen</strong> und die Gesundheitssituationen von Frauen sind vielfältig. Dementsprechend<br />

differenziert müssen die Angebote und Zugangswege gestaltet sein. In den folgenden<br />

Abschnitten werden deshalb spezifische weibliche Zielgruppen mit hohem <strong>Armuts</strong>risiko, ihre<br />

besonderen gesundheitspolitischen Bedarfslagen und passende Maßnahmen dargestellt.<br />

520 Vgl. Schäder / Zollmann 2001.<br />

521 Vgl. Flerlage / Weerts 2001.<br />

522 Vgl. hierzu 2.6.<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 301

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